Die Konstantinopel- Bagdad- Bahn

Ein internationales Konsortium erhielt am 5. März 1903 die Genehmigung für den Bau einer Eisenbahnlinie von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, nach Bagdad. Die ersten Züge fuhren aber erst im August 1940.

Die Geschichte der Bagdadbahn begann lange vor dem 5. März 1903. Der türkische Sultan Abdel Hamid II. wollte den Niedergang seines Osmanischen Weltreiches aufhalten und setzte auf moderne Technik: Zwei Eisenbahnlinien sollten ihm helfen, das große Reich besser kontrollieren zu können.

Luxus für die Pilger

Zuerst ließ er die "Hejaz-Bahn" bauen, eine Strecke, über die Pilger schneller in die heiligen Städte Mekka und Medina kommen sollen, denn der weltliche Herrscher, der Sultan, war auch Kalif - das geistliche Oberhaupt der Moslems in seinem Herrschaftsbereich. Dass diese Züge auch Truppen, Waffen und anderes Material in gefährdete Teile des Reiches befördern konnten, war sicher kein Nebeneffekt, sondern die eigentliche Absicht des Herrschers gewesen.

Wirtschaftliche Erschließung

Das gleiche galt auch für den Osten des Reiches. Eine zweite Bahnlinie sollte nach Bagdad und dann weiter zum Persischen Golf gebaut werden, um den östlichen Teil des Reiches wirtschaftlich zu erschließen, aber auch, um im Fall des Falles militärisch rasch eingreifen zu können.

Allerdings fehlte dem Sultan das Geld für dieses Projekt. 1888 fragte er in Berlin an, ob Deutschland sich nicht beteiligen wollte. Die Deutsche Bank erklärte sich zur Finanzierung bereit, und unter Federführung der Frankfurter Firma Philipp Holzmann wurden die Bauarbeiten vorangetrieben.

In acht Jahren wurde die Bahn über 1.000 Kilometer durch unwegsames Gelände geführt. 1896 fuhren die ersten Züge von Istanbul nach Konya.

Internationale Zusammenarbeit

 1899 erhielt die Deutsche Bank die Genehmigung für den Weiterbau der über 3.000 geplanten Schienenkilometer der Bagdadbahn. Allerdings hatten inzwischen die Russen und die Briten die Bedeutung des Projekts erkannt und behinderten es, um Deutschlands Einfluss in der Region nicht wachsen zu lassen.

Der Projektleiter Georg von Siemens (Karikatur oben) nahm daraufhin andere Staaten mit ins Boot, und so wurde am 5. März 1903 die Konzession für die Eisenbahn einem neu gegründeten internationalen Konsortium übertragen, der "Anatolischen Eisenbahn-Gesellschaft". Das war eine Gesellschaft nach türkischem Recht, befand sich aber mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bank. Die Erlaubnis zum Betreiben der Bahn fiel für 99 Jahre an die Gesellschaft, anschließend sollte die Bahn der Türkei gehören.

Allerdings kam der Weiterbau nur noch langsam voran, vielleicht auch, weil zu viele Interessen berücksichtigt werden mussten. Es dauerte zehn Jahre, bis die nächsten 600 Kilometer in Betrieb genommen wurden. Dann stand der 1. Weltkrieg vor der Tür.

Rückschlag durch die Weltkriege

In diesem Krieg waren Deutschland und die Türkei Verbündete. Großbritannien verlegte von Indien Truppen in den Persischen Golf, um Ansprüche auf das wegen seiner Ölvorkommen wichtige Zweistromland geltend zu machen. Die Briten drangen 1917 bis nach Bagdad vor und halfen den Arabern, sich aus dem Weltreich der Türken zu lösen, worauf dieses zerfiel.

Auch Deutschland hatte den Krieg verloren, das Kaiserreich existierte nicht mehr. Mit dem Irak schufen die Briten ein künstliches Staatengebilde mit Bagdad als Hauptstadt. Erst nach seiner Unabhängigkeit 1936 nahm der Irak die Bauarbeiten an der Eisenbahn wieder auf.

Am 15. Juli 1940 fuhr der erste Zug in Bagdad ein, die offizielle Eröffnung der Bahnlinie wurde am 9. August gefeiert. Zum geplanten Weiterbau an den Persischen Golf, wie Sultan Abdel Hamid II. geplant hatte, kam es nicht, denn inzwischen war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen.

Die Schwarzweißfotos auf dieser Seite stammen von Robert Erbe. Hier findest du mehr seiner Bilder.

Auf der Seite der Deutschen Bank findest du unter anderem eine Chronologie zur Zeit des Kaiserreiches, in dessen Zeitraum auch die Finanzierung der Bagdadbahn fiel..



Wenn ihr euch für die Geschichte der Eisenbahn, für die Technik und die Entwicklung der Bahn interessiert, dann könnt ihr viel Wissenswertes im WAS IST WAS 54 "Die Eisenbahn"  nachlesen - das wurde übrigens von den Experten des Nürnberger DB Museums verfasst!

Text: Roland Rosenbauer - 3. 3. 2003/überarbeitet 4. 3. 2008 Bilder: Deutsche Bank/Robert Erbe

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