Die erste Straßenbahn der Welt

Am 26. November 1832 nahm die erste Straßenbahnlinie der Welt in der Stadt New York ihren Betrieb auf. Die Strecke verlief quer durch den New Yorker Stadtteil Manhattan und sollte vor allem das nördliche Stadtviertel Harlem mit dem südlichen Teil von Manhattan verbinden. Deshalb hieß die Straßenbahnlinie auch New York and Harlem Railroad.

Die weltweit erste Straßenbahn

Foto: Pferdestraßenbahn in New York um 1895.

Diese Straßenbahn fuhr zwar auf Gleisen, aber sie wurde von Pferden bzw. zunächst auch von Maultieren gezogen. Sie bestand aus drei mit Teppich und Polstersitzen ausgestatteten Waggons und konnte 30 Menschen transportieren, wurde aber auch zur Beförderung von Waren und Lebensmitteln genutzt.

Viele Antriebsmöglichkeiten

Bild: Modell einer Dampfstraßenbahn.

Die Verwendung von Pferden als Zugtiere wurde jedoch aufgegeben, da sie langsam waren, nur schlecht die steilen Straßen erklimmen konnten und die Straßen durch ihre Massen von Pferdeäpfeln verschmutzten.

Ein weiterer Grund war die Verbesserung der  Dampfmaschine von James Watt im Jahr 1769 - sie wurde als revolutionär in Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit betrachtet. Eine Weiterentwicklung solch einer Maschine trieb in Form einer Dampflok in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die New Yorker Straßenbahn an.

Foto links: Cable Car in San Fransisco heute.

Die erste kabelbetriebene Straßenbahn in New York gab es im Jahre 1873. Diese sah ähnlich wie die Cable Cars in San Francisco aus und funktionierte auch so.

Das Seil lief in einem Graben unterhalb der Straße und wurde durch ein Spezialwerkzeug vom Straßenbahnführer eingeklinkt beziehungsweise gegriffen, wenn die Straßenbahn fahren sollte und ausgeklinkt wenn sie stehen bleiben sollte, wobei zusätzlich auch noch gebremst wurde. Das Seil war ständig in Bewegung und wurde mit Dampfkraft von einer zentralen Station aus angetrieben.

Foto rechts: Antriebsräder von Cable Cars.

Dreißig Jahre später begann man dann die Straßenbahnen auf elektrischen Betrieb umzustellen. Nun wurde das Verkehrsmittel über neue Schienen durch Strom angetrieben. Die Umstellung dauerte bis ca. 1915.

Bis zu dieser Zeit fuhren also Kabelbahnen, mit Dampf betriebene und teilweise sogar noch von Pferden gezogene Straßenbahnen. Im Jahre 1936 wurde das Ende der Straßenbahn in New York beschlossen. Ein entscheidender Grund hierfür war der im Jahr 1900 begonnene Bau der U-Bahn. Diese war viel schneller und konnte mehr Personen befördern. 1957 stellte die letzte Straßenbahn ihren Dienst ein.

Straßenbahnen in Europa und Deutschland

Die erste europäische Straßenbahn, die ebenfalls auf Gleisen fuhr und von Pferden gezogen wurde, wurde 1855 in Paris eingeführt. Sechs Jahre später gab es auch Trams in London. In Deutschland nutzte man dieses Fortbewegungsmittel erstmals 1865 in Berlin. Die Pferdebahnen gelten als technische Vorläufer der heutigen Eisen- und Straßenbahnen. Direkter Nachfolger war die Dampfstraßenbahn, die zum ersten Mal 1877 in Kassel fuhr.



Foto: Erste elektrische Eisenbahn der Welt in Berlin von Siemens und Halske. Foto aus dem Jahr 1882. 

Werner von Siemens erfand die elektrische Straßenbahn und baute dafür Waggons die den Strom über die Schienen aufnehmen konnten. Sie fuhr das erste Mal weltweit im Jahr 1881 in Lichterfelde das heute ein Ortsteil von Berlin ist. Die Pferdebahnen wurden durch diese Erfindung jedoch nicht sofort verdrängt. Die letzte ihrer Art war noch bis 1949 auf der Insel Spiekeroog im Einsatz.

Foto rechts: Historische Pferdebahn auf Spiekeroog, heute im Museumsbetrieb.

Die Straßenbahn heute

Nachdem der Höhepunkt der Straßenbahnentwicklung um 1920 überschritten war und neue Fortbewegungsmittel wie die U-Bahn oder das Automobil aufkamen, wurden immer mehr Linien stillgelegt.


Foto links: Historische Straßenbahn in Gera, heute im Museumsbetrieb.

Zu dieser Entwicklung trug auch die damalige Meinung der Menschen bei, die besagte, dass die Straßenbahn den Verkehrsfluss behindere, das Stadtbild störe und deshalb abgeschafft werden sollte.

Foto rechts: Moderne Straßenbahn in Wien mit Ultra low floor (= extrem niedrigem Flur), kurz ULF.

Die Trendwende begann um 1980, da man nun die umweltfreundlichen Aspekte der Straßenbahn zu schätzen lernte und es sich für kleinere Städte einfach nicht lohnte eine U-Bahn zu bauen, da sie teuer in der Anschaffung war und mehr Strom benötigte.

Ein weiter Grund für die zunehmende Attraktivität war die Einführung der Niederflurtechnik, die den Fahrgästen einen bequemen Einstieg ohne Stufen ermöglicht. Ein weiterer Unterschied zu früheren Modellen ist auch, dass die Stromzuführung über Oberleitungen durch einen so genannten Stromabnehmer erfolgt. Heute gibt es in etwa 60 deutschen Städten Straßenbahnen. In Österreich sind Trams in fünf Städten vertreten, in der Schweiz gibt es sie in sechs Städten.

Text: Alexandra Müller / lm 26.11.07; Fotos: alle PD (Cablecar: Mschwarz); außer: Spiekeroog: Jürgen Howaldt: CC.



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