Der letzte "Käfer" rollt vom Band

Er war Kultfigur und Mythos. Noch heute gibt es zahlreiche Fan-Clubs und Käfer-Ralleys. Am 19. Januar 1978 stellte das deutsche Volkswagenwerk seine Käferproduktion ein. In Mexiko ging die Fertigung zwar noch bis 2003 weiter, doch mussten unverbesserliche Käferliebhaber ihr Fahrzeug dann für viel Geld importieren.

Jeder kennt das unverwechselbare Design des Käfers, das längst Kultstatus erreicht hat.

Ursprünglich war der VW Käfer Teil der deutschen, nationalsozialistischen Propaganda. Adolf Hitler wünscht sich einen Wagen zur Motorisierung des deutschen Volkes. Im Jahre 1931 skizzierte Ferdinand Porsche zum ersten Mal einen Volkswagen. 1938 wurde in Wolfsburg bei Hannover der Grundstein zu den Volkswagenwerken gelegt. Im Auftrag der Nationalsozialisten entwickelte Porsche ein Auto mit einem Boxermotor im Kofferraum".

Der Volkswagen passte perfekt in die nationalsozialistische Propaganda. Dem Ausland sollte gezeigt werden, zu welchen technischen Meisterleistungen die deutschen Ingenieure fähig sind.

Niedrige Anschaffungskosten, beste Arbeitsbedingungen

Die deutsche Wochenschau berichtete: "Dr. Porsche konstruierte eine Limousine, einen offenen Wagen und eine Cabriolet - eine Limousine, die bei sechs bis sieben Litern Brennstoffverbrauch und 100 Kilometer Autobahngeschwindigkeit nur 990 Mark kosten wird."

Die Arbeiter sollten die besten Bedingungen erhalten: "Den Arbeitern des Volkswagenwerkes werden die schönsten Pausenräume, Duschkabinen und Sportplätze zur Verfügung stehen."

Ein Werbeplakat zeigt das komfortable Reisen mit dem Volkswagen.




Panzerfaust statt Familienkutsche

100 Prototypen wurden hergestellt, die Deutschen waren begeistert. Hunderttausende sparten in den folgenden Jahren bei der nationalsozialistischen Freizeitorganisation "Kraft durch Freude" auf einen Käfer. Doch vergebens.

Der Beginn des Zweiten Weltkrieges und die Umstellung des Volkswagenwerks auf Rüstungsproduktion blockiert die Großserienfertigung. Statt Volksautos wurden jetzt militärische Fahrzeuge hergestellt - später auch Panzerfäuste, Tellerminen und Flugzeugteile.

Karriere im Nachkriegsdeutschland

Nachdem 2. Weltkrieg, lag das Wolfsburger Werk zu zwei Dritteln in Schutt und Asche, zerstört durch Fliegerbomben der Alliierten. Doch die Siegermächte brauchten dringend Transportmittel. Deshalb halfen die Engländer der zerstörten Autofabrik schnell wieder auf die Beine. Schon 1945 verließen wieder 1.785 Volkswagen das Werk.

In Nachkriegs-Deutschland war der Käfer ein beliebtes und oft auf den Straßen anzutreffendes Fahrzeug, weil es preiswert war und wenig verbrauchte.

Mythos und Kultfahrzeug

Es dauerte nicht lange und der Käfer mit seinem Boxermotor galt als unverwüstlich. Er war ein Auto, das "läuft und läuft und läuft und läuft". Bald entdeckten die US-Amerikaner ihre Liebe zu dem buckligen Kerl. In den 1960er Jahren wurde das nur von 25 Schrauben zusammengehaltene luftgekühlte Wägelchen endgültig zur Kultfigur.

Aber erst Ende der Sechziger kam der Käfer zu seinem tierischen Spitznamen. 1968 ließ sich eine Werbeagentur den Vergleich mit dem Krabbeltier einfallen. Jetzt wird der Volkswagen offiziell zum Käfer.

Der VW New Beetle ist der Nachfolger des VW Käfers und orientiert sich am Design seines Vorgängers.



Abschied auf Raten

Nach fast 12 Millionen Käfern begann 1974 die Ära des Golf. Am 19. Januar 1978 verließ in Emden der letzte Käfer das Werk. Von da an wird er nur noch in Mexiko gebaut. 1998 wird sein Nachfolger geboren: der New Beetle (= neuer Käfer). Für echte VW-Käfer-Fans kann es allerdings nur einen geben, den VW-Käfer.

Im mexikanischen Volkswagenwerk wurde am 30. Juli 2003 der weltweit letzte VW-Käfer fertiggestellt. Das letzte Auto seiner Art ist Teil einer Nostalgie-Edition von insgesamt 3000 Stück, die Volkswagen vor einigen Wochen aufgelegt hatte. Die Fahrzeuge in hellblau und cremeweiß sollen an die 50er Jahre erinnern. Die Fertigstellung des letzten Exemplars wurde per Satellit aus der Werkshalle übertragen.

30.07.03 sw- / aktualisiert  16.01.08 -lm-/ Update 17.01.2012 Jan Wrede; Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Volkswagen

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