40 Jahre Shinkansen

Nie zuvor war ein Zug so schnell gewesen wie der Shinkansen, der am 1. Oktober 1964 zum ersten Mal auf die Strecke ging. Er fuhr mit bis zu 210 km/h von der japanischen Hauptstadt Tokio in das etwa 515 km entfernte Osaka. Heute, 40 Jahre später, gibt es in Japan ein weites Streckennetz, auf dem verschiedene Modelle unterwegs sind: mit bis zu 300 km/h!

Eigene Gleise

Im Oktober 1964 fanden die Olympischen Sommerspiele in Japan statt. Zu diesem Ereignis wurde der erste Hochgeschwindigkeitszug der Welt in Betrieb genommen: der Shinkansen. "Shinkansen" bedeutet auf Deutsch etwa "neue Hauptstrecke". Für den Zug mussten nämlich neue Gleise gelegt werden, weil die alte Strecke viel zu kurvig war. Der Shinkansen konnte nur auf einer einigermaßen geraden Strecke seine Spitzengeschwindigkeit von 210 km/h erreichen. Also wurden in der hügeligen Landschaft viele Tunnels und Brücken gebaut. Ein Vorteil: Der Shinkansen hatte jetzt sein eigenes Streckennetz und musste nicht auf langsamere Züge Rücksicht nehmen.

Am 1. Oktober war es dann so weit: Der Shinkansen fuhr zum ersten Mal von Tokio nach Osaka. Für diese 515 km lange Strecke brauchte der Zug vier Stunden. Das war absoluter Rekord! Zu erkennen war der neue Zug gleich an seiner windschnittigen "Nase".

Technik

Wie beim ICE 3 hat auch der Shinkansen Baureihe 0 keinen Triebkopfzug. Vielmehr ist es ein Triebwagenzug, der sich aus mehreren Einheiten zusammensetzt. Eine Einheit besteht aus zwei Wagen, die gemeinsam schon einen Zug bilden. Um einen Zug auch bei hohen Geschwindigkeiten schnell abbremsen zu können, baute man nachträglich eine Wirbelstrombremse ein, die Widerstandsbremse fiel damit weg. Besonders auffällig ist die "Nase", auf die der Führerstand aufgesetzt wurde.

Weiterentwicklung

Die Japaner hatten damals mit ihrem Shinkansen die modernste Zugtechnik der Welt. Nach etwa zehn Jahren zeigten sich aber an den ersten Zügen Schäden, weil sie durch die hohe Geschwindigkeit stark belastet wurden. Deshalb wurden neue, verbesserte Shinkansen-Modelle entwickelt. Die ersten Züge sind jetzt alle durch modernere ersetzt. Natürlich wurde auch das Streckennetz ausgebaut. Heute kann man in Japan auf einer Länge von 2237 km mit zehn verschiedenen Hochgeschwindigkeitszügen fahren. Die schnellsten Modelle fahren mit 300 km/h.

Bei solchen Geschwindigkeiten muss natürlich besonders stark auf Sicherheit geachtet werden. Das gilt in Japan besonders, weil es dort zu stärkeren Erdbeben kommen kann. Es gibt deshalb ein Frühwarnsystem: Wenn ein Erdbeben registriert wird, schaltet sich automatisch der Strom ab und der Shinkansen macht eine Notbremsung. Bis heute ist noch nie jemand bei einem Unfall des japanischen Hochgeschwindigkeitszug gestorben.

Bequeme Fahrt

Im Shinkansen fährt man immer vorwärts. Die Sitze werden nämlich gedreht, wenn der Zug in einen Kopfbahnhof einfährt und in der umgekehrten Richtung aus einem Bahnhof herausfahren muss. Fast immer ist der Shinkansen auf die Sekunde pünktlich. Das muss auch so sein, denn die Züge fahren zu Stoßzeiten im Abstand von wenigen Minuten.

Der Shinkansen ist im Inneren unglaublich leise. In den neuen Modellen sitzt man fast wie im Flugzeug. Allerdings ist ein Ticket für den Flieger oft billiger als eine Fahrkarte für den Shinkansen.

Shinkansen in China

Im August 2004 unterzeichnete die chinesische Regierung mit sechs japanischen Firmen einen Vertrag. Gemeinsam mit einem chinesischen Lokomotiven-Hersteller sollen diese Unternehmen den Shinkansen auf fünf Strecken (ca. 2000 km Bahnstrecke) in China aufbauen. Gebaut werden soll eine spezielle chinesische Version des japanischen Modells mit einer Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h, wobei die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit etwa 200 km/h betragen soll. Außerdem sollen die Züge ab 2005 auch in Taiwan eingesetzt werden.

-ab-02.10.04 Text / Fotos: http://www.hochgeschwindigkeitszuege.com / D.J. Fossett.

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