103 Jahre alter Dampfmaschinen-Rekord gebrochen!

Über 100 Jahre hat der Geschwindigkeitsrekord von Fred Marriot und seiner Dampfmaschine auf Rädern gehalten. Doch nun machte sich Charles Burnett III. mit seinem Team daran, diesen Rekord zu brechen. Im August 2009 erreichte der Brite mit seinem Gefährt Inspiration die Marke von 224 Kilometern pro Stunde, 20 km/h schneller als Marriot.

Wie funktioniert eine Dampfmaschine?

Die Dampfmaschine ist eines der ältesten Antriebssysteme der Moderne und wurde bereits im späten 17. Jahrhundert erfunden. 1712 gelang es Thomas Newcomen als erstem, ein solches Gerät zu entwickeln, das die Arbeit für die Kumpel in Bergwerken stark erleichterte. Damit begann der Siegeszug der Dampfmaschine, die in ihren viele Variationen den Motor der maschinellen Fließbandproduktion und somit der Industrialisierung darstellte.

Oben: Dampf strömt in den Zylinder und drückt den Kolben nach unten, der das Schwungrad anschiebt.

Unten: durch den Schwung des Rades, wird der Kolben in die Ausgangslage zurückgebracht.

Die Dampfmaschine funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Holz oder Kohle wird verbrannt und erhitzt das Wasser in einem Kessel. Ist der Siedepunkt erreicht, bildet sich Wasserdampf. Dieser wird nun in einen Zylinder geleitet, in dem sich ein Kolben befindet. Der Dampf übt Druck auf den Kolben aus und drückt ihn so nach oben. Dieser ist mit einer Kurbelwelle so gelagert, dass er die Bewegung übertragen kann, und gleichzeitig wieder in seine Ausgangslage zurückgebracht wird. So kann der Vorgang beliebig oft wiederholt werden.

Die Dampfmaschine als Abtrieb für Autos

Mit dieser neuen Errungenschaft kam man bald auf die Idee, Kutschen nun mit Dampfmaschinen zu betreiben, anstatt von Pferden ziehen zu lassen. Die ersten Dampfautos wurden gebaut 60 Jahre vor den ersten Verbrennungsmotoren. Mit der Patentierung des Ottomotors 1876 verlor das Dampfauto allerdings immer mehr seine Bedeutung, da der Verbrennungsmotor mehr Leistung und Sicherheit bot.

 

Fred Marriot in seinem Rekord-Wagen, dem Stanley Rocket Racer.



Dennoch gab es weiterhin Liebhaber und Schrauber, die sich der Leistungssteigerung der Dampfmaschinen auf Fahrzeugen annahmen, so auch die die Gebrüder Stanley. 1906 stellte der US-Amerikaner Fred Marriot in einem Stanley Rocket Racer auf der Rennstrecke in Daytona Beach einen Geschwindigkeitsrekord auf. Er erreichte 205,5 Kilometer pro Stunde und war damit der erste Mensch der über 200 km/h schnell gefahren war.

Ein Rekord für die Ewigkeit?

Zwar wurden bald mit den weitaus leistungsstärkeren Verbrennungsmotoren größere Geschwindigkeiten erzielt, doch im Bereich der Dampfmaschinen schien Marriots Marke ein Rekord für die Ewigkeit zu sein. Nicht einmal er selbst schaffte es, seine Bestmarke zu überbieten. Marriots Rekord war der am längsten bestehende Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge. Erst 103 Jahre später sollte er gebrochen weden.

Charles Burnett III. und die Inspiration

103 Jahre nach Fred Marriots Rekordfahrt machte sich der ehemalige NASCAR-Rennfahrer Charles Burnett III. aus Großbritannien mit seinem Team daran, die alte Bestmarke zu brechen. Sie mussten ein Vehikel entwerfen, das genug Leistung auf die Straße bringt, aber dabei nicht zu schwer ist. Das Ergebnis war die Inspiration, ein fast acht Meter langes Gefährt, das in seiner Form an eine Rakete auf Rädern erinnert. Das Chassis ist aus leichter Kohlefaser. Dennoch bringt die Inspiration ganze drei Tonnen auf die Waage. Für das hohe Gewicht sorgen 12 Dampfkessel und über drei Kilometer Rohre im Innern.

Die unwirtliche Mojave-Wüste sollte der Schauplatz für Burnetts Rekordversuch sein.


Die Rekordfahrt

Um den Rekord zu brechen, wählten Burnett und das Inspiration-Team die Mojave-Wüste in Kalifornien. Doch anfangs stand das Unternehmen unter keinem Guten Stern. Wegen schlechten Wetters und technischer Probleme musste der Start immer wieder verschoben werden. Am 26. August 2009 war es endlich soweit. Die Inspiration raste mit Burnett an Bord und 224 Sachen über den trockenen Wüstenboden. Damit war Marriots Rekord um 20 km/h gebrochen. In einem zweiten Lauf wurden sogar 238 Kilometer pro Stunde erreicht.

Damit trug sich der Brite in die Geschichtesbücher ein. Sein Fahrzeug, die Inspiration, wird nun im Motormuseum in Baeulieu in Hampshire ausgestellt. Mal sehen, ob dieser Rekord auch ein Jahrhundert lang hält.


03.11.2009 // Text: Jan Wrede; Bilder: Vorschau: L.Kenzel (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0), Schema: Pearson Scott Foresman (pd), Marriots Wagen: Richard H. LeSesne (pd), Wüste: Theschmallfella (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt