Wieso nennt man den Kapitän Kapitän und warum ist er der Anführer?

Diese Frage kommt aus Essen von Jessica.

Im Deutschen steht die Bezeichnung "Kapitän" für den Kommandanten eines Schiffes oder Flugzeuges, aber auch für einen Anführer oder den Spielführer einer Sportmannschaft. Kapitän kommt ursprünglich vom lateinischen "caput", das übersetzt "Kopf, Spitze, Oberhaupt, Anführer" bedeutet. Im Spätlateinischen gab es "capitaneus" - "durch Größe hervorstechend, vorzüglich". Daraus entwickelte sich in den romanischen Sprachen, wie Französisch, Italienisch oder Spanisch "der Anführer, Hauptmann". Im 16. Jahrhundert übertrug man den italienischen "capitano" als Capitan im Sinne von Schiffsführer. Auch in anderen Sprachen ist die Herkunft des Wortes für "Schiffsführer" lateinischer Herkunft, zum Beispiel englisch "captain", russisch "kapitan" oder schwedisch" kapten.

Kapitän steht also für "Anführer". Bei den Piraten wurden nur die Kapitäne, die besonders gute Seeleute waren. Die Besatzung musste den Kapitän respektieren und gehorchen. Normalerweise wurde er von der Mannschaft gewählt und war dann für alles, was an Bord geschah verantwortlich.

Mal abgesehen von Kapitänen auf Piratenschiffen - und die sind die Ausnahme, haben alle anderen Kapitäne eine lange und umfangreiche Ausbildung.

Ein Beispiel sind die Kapitäne der Handelsschifffahrt, deren Ausbildung sich sehr von den Kollegen in der Binnenschiffahrt, der Fischerei und der Bundesmarine unterscheidet.

Handelsschiffskapitän wird man über die Ausbildung zum Schiffsmechaniker oder nautischen Offiziersassistenten. An der Fachochschule Warnemünde kann man einen Abschluss als Diplom- Ingenieur in der Fachrichtung Nautik/Seeverkehr machen. Dieser Abschluss ist das Befähigungszeugnis zum Kapitän. Die Studierenden werden hier in Schiffsführung auf modernen Container- und Frachtschiffen, aber auch Fähr- oder Passagierschiffen ausgebildet. Das Studium dauert drei Jahre.

Um überhaupt dieses Studium antreten zu dürfen benötigt man:

Das Allgemeine oder entsprechende Abitur oder eine 3-jährige entsprechende berufliche Tätigkeit

und man muss die "Bedingungen für die Erwerbstätigkeit in der Schifffahrt" erfüllen. Das heißt, man wird ärztlich auf Seetauglichkeit getestet. Das Mindestalter für den Ausbildungsbeginn in der Seeschiffahrt beträgt 15 Jahre. Befähigungszeugnisse erhält man frühestens mit 18 Jahren.

Außerdem muss man ein "seefahrtsspezifisches Vorpraktikum von 12 Wochen" nachweisen.

Dann braucht man die nötige Zeit und Erfahrung auf See und erst dann kann ein Reeder einen nautischen Schiffsoffizier zum Kapitän ernennen. Die Ausbildung ist also äußerst langwierig und erfordert viel Erfahrung. Aber die ist auch nötig, um die riesigen Schiffe ohne Gefahr über die Meere zu fahren.

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