Traumhafte Lockenpracht dank Dauerwelle

Der Traum von der wallenden Lockenmähne ist wohl schon so alt wie die Menschheit selbst. Doch sämtliche Versuche, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ohne Erfolg. Erst ein gewisser Karl Nessler bekam den Dreh mit der Locke raus. Er entwickelte nach langer Tüftelarbeit den ersten Dauerwellenapparat. Am 8. Oktober 1906 stellte der in London arbeitende Schwabe seine Erfindung vor, die ihn binnen weniger Jahre zum Millionär machte.

Acht Stunden bis zum Krauskopf

Für die modebewusste Dame von Welt war die künstliche Welle eine Revolution. Vorbei der täglich mühsame Kampf mit der Brennschere! Der deutsche Friseur versprach eine noch nie da gewesene Lockenpracht, die ein Jahr haltbar sein sollte. Doch bis zur perfekten Krause wurde der Kundin Geduld und Ausdauer abverlangt. Bis zu acht Stunden musste sie schwere Messingwicklern auf dem Kopf tragen - eine Tortur für Haar und Kopfhaut. Über krakenarmähnliche Drähte wurden die Haare dann kopfüber an den Dauerwellen-Apparat angeschlossen.



Und so funktionierte es

Die Verwandlung von glattem in lockiges Haar funktionierte mit Nesslers Methode, der so genannten Heißwelle, folgendermaßen: Jede einzelne Haarpartie durchfeuchtete er mit einer alkalischen Flüssigkeit, wahrscheinlich einer Borax- oder Ammoniaklösung. Danach wurden die Strähnen nach dem Prinzip der Spiralwicklung um einen senkrecht aufgestellten Metallstab gewickelt. Den Frauen standen also im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge. Um den Metallstab kam noch ein Flanellstreifen, dann wurden die Haare mit einer heißen Zange etwa zehn Minuten lang erhitzt. Die hohe Temperatur war der große Nachteil des Verfahrens. Immer wieder musste gekühlt werden, um Haar und Kopfhaut vor Verbrennungen zu schützen.



Teures Vergnügen

Die strapaziöse Prozedur tat Nesslers Erfolg keinen Abbruch. Die Dauerwelle wurde zu einem solchen Renner, dass der findige Friseur sein Geschäft über den großen Teich ausdehnte. Unter dem Namen Charles Nestle hatte er bald auch New York erobert. Dabei war die künstliche Dauerwelle kein billiges Vergnügen. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 35 Pfennigen kostete die Haarverwandlung umgerechnet 105 Goldmark. Das entspricht heute 5000 Mark! Überholt wurde die Erfindung des Deutschen erst 1940. In diesem Jahr gelang Everett Mc Donough mit der so genannten Kaltwelle der Durchbruch. Endlich funktionierte die Krause auch bei Zimmertemperatur und war weitaus weniger strapaziös.

Nic - 08.10.2001/ Foto:mit bestem Dank an Pam´s Haarschneiderei, Irrerstraße, Nürnberg.

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