Ton für Ton durchs Grammophon

1887 stellte der in Hannover geborene Emil Berliner das Grammophon samt Schallplatte vor. Im Gegensatz zu Edisons Phonograph konnte man damit zwar nichts aufnehmen, aber dafür war das Grammophon viel flexibler einsetzbar. Mehr über Berliner und sein Grammophon erfahrt ihr hier ...

Emil Berliner wurde am 20. Mai 1851 in Hannover geboren. Da er noch 12 Geschwister hatte, hatten seine Eltern nur geringen finanziellen Spielraum. Mit 19 Jahren ging er in die USA, um der drohenden Einberufung durch das preußische Militär zu entgehen. Dort arbeitete er zunächst als Drogeriegehilfe und entwickelt als erste Erfindung ein Mixgetränk.

Nach Lektüre eines physikalischen Lehrbuchs begann Berliner mit eigenen Experimenten. Besonders faszinierten ihn die gerade aufkommenden Telefone. Nach einigen Experimenten und Rückschlägen stellte er schließlich ein neuartiges Mikrofon vor. Er verkaufte es für 75.000 Dollar an die Bell Company. Mit dem Geld richtete er sich ein eigenes Labor ein.

Erste Aufnahmemöglichkeiten

1881 gründete er mit seinen Brüdern Jacob und  Joseph in Hannover eine Telefonfabrik und experimentierte weiter. Besonders die Schallaufzeichnung hatte es ihm angetan. Wenige Jahre zuvor von Edison erfunden, ermöglichte der Phonograph im Prinzip jedermann die Aufzeichnung von Klängen jeder Art, also Sprache, Musik und Gesang eine Sensation.

Neue Technologien neue Berufe

Hauptproblem bei Edisons Version war, dass auf Wachswalzen aufgezeichnet wurde. Diese konnte man aber lange Zeit nicht vervielfältigen. Wollte man 100 Aufnahmen eines Liedes haben, so musste das Lied 100 Mal gesungen werden. Oder man verwendete mehrere Phonographen, zum Beispiel vier, und sang dann noch 25 Mal. Dafür entstand sogar ein eigener Beruf der Walzensänger. Weil man zu Anfang noch keine Kopien herstellen konnte, waren diese Edison-Walzen sehr teuer.

Berliners Grammophon zeichnete nicht auf Walzen auf, sondern auf runden Platten. Nun konnte man günstig Kopien von Aufzeichnungen anfertigen. Allerdings um den Preis, dass man zu Hause selbst nichts aufnehmen konnte. Eine Nadel zeichnete die Schwingungen eines Mikrofons in eine dicke Rußschicht auf einer Glasplatte. Die Schicht wurde anschließend gehärtet und es konnten weitere Platten abgeformt werden die Schallplatte samt Plattenspieler war erfunden.

Berliner, der Tausendsassa

Schnell breitete sich die Erfindung aus. Die thüringische Spielwarenfabrik Kämmer & Reinhardt stellte Grammophone mit Kurbelantrieb her und produzierte auch Puppen mit eingebautem Minigrammophon. Mit seinem Bruder Joseph Berliner gründete er die Deutsche Grammophon Company. Noch heute existiert diese Firma als Teil der Universal Music Group.

Emil Berliner widmete seine technische Neugier der um die Jahrhundertwende aufkommenden Flugindustrie und entwickelte einen Hubschrauber, der 1919 zum ersten Mal abhob. Emil Berliner starb am 3. August 1929 in Washington, DC, USA.

Übrigens: Sogar aus Schokolade wurden schon Schallplatten hergestellt. Ein deutscher Süßwarenhersteller produzierte um 1910 herum einige Schallplatten aus Schokolade, die man allerdings nur wenige Male anhören konnte. Danach konnte man sie aufessen.

Hier kannst du auf Wikipedia eine Aufnahme von 1905 von einer Wachswalze anhören (ogg-Format)

Text: -jj- 16.5.2007 Fotos: Emil Berliner, Werkstatt PD; Grammophon cc-by-sa; Edisonwalze: Norman Bruderhofer/GFDL

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