Tempos, Softies & Co. - So macht man Taschentücher

Tempos, Softies & Co. - So macht man Taschentücher

Es gibt sie in der praktischen Tüchertasche, extra soft für empfindliche Nasen oder auch ganz rustikal aus Altpapier. Die Rede ist natürlich von Papiertaschentüchern. Wir wollen euch erklären wie "Tempos" hergetellt werden.

Das Ausgangsmaterial für Papiertaschentücher ist meist Zellstoff. Bei der Zellstoffgewinnung wird das im Holz vorhandene Lignin ( Lignin kann man praktisch als den Kleber des Holzes bezeichnen) entfernt. Dazu wird es durch Lösungsmittel soweit herausgelöst, dass sich der verbleibende Faserverband ohne weiteren mechanischen Aufwand verflüssigen lässt.

Tissue als Rohmaterial

Für die Produktion von Taschentüchern benötigt man einen verdelten Zellsoff: das so genannte Tissue. Seinen Namen (Tissue = Gewebe) verdankt dieses Material seiner Ähnlichkeit mit textilen Stoffen. Zur Herstellung von Tissue braucht man unterschiedliche, besonders hochwertige Zellstoffsorten. Denn erst die richtige Kombination der Bestandteile führt zu einem Produkt mit bestimmten Eigenschaften.

Die Mischung macht`s

Beispielsweise sorgt Zellstoff von Nadelhölzern mit seinen Fasern vor allem für Reißfestigkeit. Zellstoff von Laubhölzern ist dagegen für Saugfähigkeit verantwortlich. Tissue wird aus Zellulosefasern von Nadel und Laubbäumen gewebt. Schließlich wollen wir ja Papiertaschentücher, die beide Eigenschaften aufweisen: Sie sollen reißfest sein, aber auch saugfähig.

Wie wird Tissue hergestellt?

Zuerst wird die Zellstoffmischung aus Nadel und Laubholz gereinigt und, wenn nötig, schonend gemahlen. Mit geringen Mengen von Bindemitteln (z.B. Stärkeprodukten) wird die Masse mit reichlich Wasser vermischt, als dünne Schicht auf einem Sieb gleichmäßig zum Trocknen verteilt und anschließend von einem Zylinder abgeschabt. Heraus kommt Tissue - ein weicher und dünner Stoff, der hautfreundlich ist, gleichzeitig aber auch fest bleibt wenn er mit Feuchtigkeit in Verbindung kommt. Taschentücher bestehen meist aus vier dünnen Lagen Tissue, die ein Quadrat bilden und rundherum am Rand durch Prägung miteinander verhaftet sind.

Recycling liegt im Trend

Da Rohstoffe immer seltener und kostbarer werden, geht man mehr und mehr zu Recycling über. Deshalb haben sich viele Firmen darauf spezialisiert, Papiertaschentücher aus Altpapier herzustellen. Dazu muss das Fasermaterial zuerst von alter Druckfarbe sowie von störenden Fremdstoffen wie z.B. Büroklammern oder Kunststofffolien befreit werden. Anschließend wird der Papierbrei bei mehr als 100° Celcius homogenisiert - das heißt er wird verfeinert, in kleinste Bestandteile zermahlen - und hygienisiert, also so stark erhitzt, dass sämtliche Bakterien darin abgetötet werden.

Papierbrei wird zu Taschentüchern

Erst nach diesem umfangreichen Reinigungsschritten kann das Faser-Wasser-Gemisch zur Papiermaschine gebracht werden. Auf Sieben wird dort ein Blatt gebildet, weiter entwässert und getrocknet, so dass zuletzt weiches Hygiene-Tissue vorliegt. Die großen Papierrollen werden anschließend in einem weiteren Verarbeitungsschritt zu Taschentüchern geschnitten, gefaltet und verpackt.

So kann es also sein, dass du in der 5.Klasse deine Nase in ein altes, weggeworfenes Heft aus der 3. Klasse schnäuzt. Wer hätte das gedacht!

Text: Carolin Dober / Foto: Mit freundlicher Genehmingung von ZEWA.

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