SMS vor 200 Jahren der optische Telegraf

Stellt euch vor, es gäbe kein Telefon, kein Fax, kein Funk, kein Internet, keine Datennetze und auch kein Handy. Wie würdet ihr eilige Informationen von einer Stadt in die nächste übermitteln?

Der Franzose Claude Chappe erfand vor mehr als 200 Jahren ein Gerät, mit dem Kurznachrichten über weite Entfernungen draht- strom- und satellitenlos übertragen werden konnten: den optischen Telegrafen.

Was ist Telegrafie?

Die Grundidee der Telegrafie besteht darin, dass Nachrichten über weite Entfernungen übermittelt werden, ohne dass dazu Verkehrssysteme wie reitende Boten, Eisenbahnen, Postkutschen oder Schiffe nötig sind.

Schon zu allen Zeiten waren die Menschen an solchen Systemen interessiert. Schließlich musste z. B. ein König schnell verständigt werden, wenn an einem Ende seines Reiches Feinde eindrangen. Im Altertum nutzte man für eiligen Kurznachrichten Feuer- oder Rauchzeichen. Allerdings hatten diese Kommunikationsformen den Nachteil, dass sie für kompliziertere Botschaften nicht geeignet waren. Außerdem waren auch Feuer und Rauch nur über recht geringe Entfernungen zu sehen.

Der optische Telegraf

Modell des optischen Telegrafen von Chappe auf dem Louvre in Paris (1792)

Claude Chappe, ein französischer Pfarrer, entwickelte ein System, mit dem auf relativ einfache Weise einzelne Buchstaben und Zahlen und somit ganze Sätze übertragen werden konnten. Und das funktionierte so: Auf Türmen oder hohen Gebäuden sollten Pfähle mit zwei beweglichen Holzlatten installiert werden. Die Stellung der Latten entsprach verschiedenen Buchstaben bzw. Zahlen. Es gab also ein eigenes Telegrafie-Alphabet.

Auf dem Bild links seht ihr die Buchstaben von A bis C jeweils als Groß- und als Kleinbuchstaben, rechts die Zahlen 5 bis 9 im Telegrafie-Alphabet.

Im Abstand von einigen Kilometern stand der nächste Turm mit einem Flügeltelegraf. Ein Bediensteter nahm die Botschaft vom ersten Turm auf und gab sie mit seinem Gerät weiter an den nächsten. Um die Zeichen erkennen zu können, benutzten die Telegrafisten Fernrohre.

Die erste Telegrafenlinie - Schneller als der schnellste Reiter

Vor 210 Jahren, am 22. März 1792 stellt Chappe seine Erfindung der französischen Nationalversammlung vor. Diese beschließt, dass eine Versuchslinie gebaut werden soll.

Im April 1793 werden die ersten Nachrichten innerhalb von 11 Minuten mit einem Versuchsgerät übertragen.

Im Lauf des nächsten Jahres entsteht die erste Telegrafen-Linie zwischen den französischen Städten Paris und Lille. Mit Hilfe von 22 Telegrafenstationen werden nun Kurznachrichten über eine Strecke von 212 Kilometern übermittelt. Schnell wurde das Telegrafie-Netz größer, insgesamt werden etwa 500 Flügeltelegrafen in Frankreich installiert. Herrscher wie Napoleon wissen das Nachrichten-System zu schätzen. Sie gewinnen dadurch strategische Vorteile, da sie sehr rasch z. B. Befehle an ihre Truppen weiterleiten können.

Die elektrische Telegrafie löst Chappes Erfindung ab

Ab 1833 kommt die elektrische Telegrafie auf. Dabei werden Informationen mit Hilfe von Strom weitergeleitet. Das bekannteste System ist der Morseapparat. Wie er funktioniert könnt ihr euch in der WAS IST WAS Erlebniswelt ansehen.

Text: LM 21.03.02, Bild Flügeltelegraf: Museum des Instituts für Nachrichtentechnik, RWTH Aachen, www.ient.rwth-aachen.de

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