Otto Lilienthal - Leben und Sterben für die Fliegerei

Otto Lilienthal gilt als Pionier des Menschenflugs. 1891 gelang ihm sein erster Flug. Mit einem Hängegleiter legte er eine Strecke von 20 Metern in der Luft zurück. Natürlich hatten auch vor ihm schon viele Menschen versucht, den Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Einer der Ersten war Leonardo da Vinci, der Modelle für Fluggeräte schuf. 1505 beschäftigte er sich theoretisch mit der Möglichkeit, Fledermausflügel nachzubauen. Im Gegensatz zu Lilienthal ist da Vinci mit seinen Geräten wahrscheinlich nicht geflogen.

Lilienthal wurde 1848 in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) geboren. Er arbeitete als Maschinenbauingenieur und gründete 1881 eine eigene Fabrik für Dampfmaschinen und Dampfkessel.

1867, im Alter von 19 Jahren begann Lilienthal, die Grundlagen des Fliegens zu Erforschen. Experimente an Flugmodellen und theoretische Erkenntnisse wechselten sich dabei ab. Das war insofern neuartig, als seine Vorgänger meist die Theorie vernachlässigt hatten und sich nur auf das praktisch Ausprobierte verließen.

Lilienthal untersuchte mit wissenschaftlicher Genauigkeit den Flug der Vögel und unternahm zahlreiche Messungen, mit denen er die Theorie der Aerodynamik, also die Lehre von den Bewegungsgesetzen der Gase, begründete. Seine Erkenntnisse fasste er 1889 in dem bahnbrechenden Werk "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" zusammen. Noch heute wird dieses Buch als Standartwerk der Vogelflugforschung betrachtet.

Mehr als 20 Jahre hatte sich Lilienthal mit der Theorie des Fliegens beschäftigt, bevor er 1890 zum ersten Mal mit einem selbst gebauten Fluggerät von einer Rampe sprang. 1891 gilt als das Jahr, in dem zum ersten Mal ein Mensch mit einem Flugzeug flog. 25 Meter legte Lilienthal mit seinem Derwitzer Apparat, wie er das Fluggefährt nannte, zurück.


Insgesamt entwickelte und teste er 17 verschiedene Apparate. Er sprang mit ihnen von bis zu 60 Meter hohen Hügeln und flog 1893 sogar 250 Meter weit. Lilienthal machte innerhalb von 7 Jahren über 2000 Flugversuche, manchmal bis zu 80 an einem Tag. Er war dabei keineswegs zimperlich und nahm verstauchte Füße und Armverletzungen in Kauf.

Seine Flugzeuge bestanden aus einem Geflecht von Weidenzweigen, die mit Baumwollstoff bespannt waren. Einige Modelle hatten bewegliche Flügel, einige waren Doppeldecker. 4 Flugmaschinen wurden patentiert.

Ein paar seiner Flugmodelle ließ Lilienthal sogar in Serie fertigen und verkaufte sie. Immer enthielten sie einen Beipackzettel, der vor den Gefahren des Fliegens warnte: Also bedenken Sie, dass Sie nur ein Genick zum Zerbrechen haben.

Genau das passierte Lilienthal schließlich selbst. Am 9. August 1896 erfasst ihn eine heftige Windböe bei einem Flugversuch. Aus 15 Metern Höhe stürzt er ab und brach sich die Halswirbelsäule. Einen Tag später starb Otto Lilienthal.

Lilienthals Flugzeuge sowie eine Übersicht zu seinem Leben und Werk und eine Geschichte der Fliegerei findet ihr auf der Seite des

Lilienthalmuseums Anklam.

Mehr zum Thema Fliegerei erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 10 Fliegerei und Luftfahrt.

Text: LM - 09.08.01, Foto: Lilienthalmuseum Anklam

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