Johann Philipp Reis erfindet das Telefon

150 Jahre ist es her, dass der hessische Bäckerssohn Johann Philipp Reis den ersten Ferntonapparat baute. Am 26. Oktober 1861 stellte er seine Erfindung im Frankfurter Physikalischen Verein vor. Der Apparat bestand aus zwei Teilen, einem Sender und einem Empfänger. Reis nannte sie "Telephon" und "Reproduktionsapparat".

Tüftler von Jugend an

Reis wurde am 7. Januar 1834 im hessischen Gelnhausen geboren. Schon in frühen Jahren zeigte er großes sprach- und naturwissenschaftliches Interesse. Er genoss eine höhere Ausbildung an Instituten in Friedrichsdorf und Frankfurt am Main. Nach Abschluss seiner Ausbildung erhielt er am Institut von Hofrat Garnier in Friedrichsdorf eine Anstellung als Mathematik- und Physiklehrer.

In der Scheune hinter dem Haus erfand er neben einem Vorläufer des Telefons auch ein Dreirad und eine Wasseruhr. Für den Physikunterricht entwickelte er ein Eichenholzmodell einer Ohrmuschel, das zum Ausgangspunkt seiner Telefonerfindung wurde.

Das Geheimnis des Gehörs

In seinen Memoiren ist nachzulesen, dass Reis bei der Erfindung des Telefons gar nicht beabsichtigte, Töne zu übertragen. Vielmehr wollte er verstehen, wie das Gehör funktioniert. Dazu schnitzte er ein Ohr aus Holz. Er verklebte sein Ohrmodell mit Wurstpelle, um das Trommelfell nachzuahmen, ein dünner Platinstreifen stellte die Gehörknöchelchen dar und lehnte als "Hammer" am "Trommelfell".

Zwischen dem Platinstreifen und dem Wurstpellen-Trommelfell war noch eine Feder befestigt, die mit einem Pol einer Batterie verbunden war. Nun wurden die Schallschwingungen in Schwingungen der Wurstpellen-Membran umgewandelt, die wiederum im selben Rhythmus den Stromkreis unterbrachen. Reis erkannte sehr schnell, dass er das komplizierte hölzerne Ohrenmodell durch einen membranbespannten Schalltrichter ersetzen konnte.

Der Empfänger war eine Spule, in der eine Stricknadel steckte. Wenn der zerhackte Strom durch die Spule floss, wurde die Nadel in Schwingungen versetzt. Als Resonanzkörper diente anfangs eine Geige, später ein Holzkästchen - die Nadel übertrug ihre Schwingungen auf die Geige und das Holzkästchen und so wurden die Schwingungen hörbar gemacht. Die Übertragung war nur in eine Richtung möglich und die Übertragungsqualität war äußerst schlecht, doch der Apparat funktionierte, wie Versuche aus jüngerer Zeit bewiesen.

Weder Ruhm noch Reichtum

1861 führte Reis sein "Telephon" dem physikalischen Verein vor. Obwohl die Konstruktion funktionierte, beachteten die namhaften Wissenschaftler der Zeit die Erfindung nicht. Angesichts der Tatsache, dass damals die Entwicklung des Telegraphen noch nicht abgeschlossen war, kam Reis mit seiner Erfindung einfach zu früh.

Den Ruhm erntete Alexander Graham Bell, denn in den USA gab es bereits ein Patentrecht, in Deutschland noch nicht. Allerdings hatte Bell die Erfindung von Reis auch technisch weiter entwickelt: So funktionierte die Kommunikation bei Bell bereits in beide Richtungen, weil er Sender und Empfänger vereinte. Als Bell das Telefon 1876 patentieren ließ, war Reis bereits zwei Jahre tot. Er starb mit 40 Jahren.

In der Erlebniswelt findest du mehr über Alexander Graham Bell.

Mehr über Philipp Reis findest du  auf der Seite des Telefonmuseums Telephonica.

Text und Bilder: RR, 23.10.2006/2009

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