Isaac M. Singer und die Nähmaschinen

Isaac Merritt Singer wurde am 26. Oktober 1811 im amerikanischen Bundesstaat New York geboren. Mit 19 Jahren begann er eine Lehre als Mechaniker, die er jedoch nach einigen Monaten abbrach um mit einer Schauspielergruppe durch die Lande zu reisen. Sein Leben lang konnte er sich nicht für einen der beiden Berufe entscheiden und arbeitete abwechselnd als Schauspieler und Mechaniker.

 

Erfindungen ohne Erfolg

 

 

Links: Isaac M. Singer

 

 

Seine erste Erfindung, eine Gesteinsbohrmaschine ließ Singer sich 1839 patentieren. Zehn Jahre später entwickelte er eine Maschine für Holz- und Metallbearbeitung. In der Bostoner Werkstatt von Orson C. Phelps erhielt er die Möglichkeit, einen Prototyp davon anzufertigen und hoffte dann auf Kunden, die diese Maschine bestellen würden. Doch das geschah nicht.

 

 

Kleine Veränderung mit große Folgen

 

 

Rechts: erste Singer-Nähmaschine von 1851

 



 

 

Stattdessen bat Phelps ihn, die Nähmaschinen die in seiner Firma hergestellt wurden, zu verbessern. Es handelte sich um Geräte von verschiedenen Erfindern, die von ihren Besitzern ständig zur Reparatur zurück gebracht wurden, da sie noch nicht ganz ausgereift waren. Zwar lösten sich die mit ihnen gefertigten Nähte nicht mehr auf, wie es bei früheren Modellen der Fall gewesen war, doch für den Alltagsgebrauch taugten die Maschinen trotzdem noch nicht.

 

 

Links: Nähmaschine "New Family" von 1865.

 

 

Innerhalb von nur elf Tagen fand Singer heraus, dass es besser wäre, wenn sich die Nadel in einer geraden Linie anstatt im Kreis bewegen würde. Zudem setzte er eine gerade Nadel ein, die haltbarer war als die bisher gebräuchliche gebogene. Für diese Verbesserungen erhielt Singer 1851 ein Patent.

 

 

Im gleichen Jahr gründete er mit seinem Anwalt Edward Clark die Firma I.M. Singer & Company, die sich innerhalb von zwei Jahren zum größten Nähmaschinenhersteller in den USA entwickelte.

 

 

Howe - der echte Erfinder kehrt zurück

 

 

Doch da meldete ein anderer Erfinder seine Rechte an: Elias Howe. Bereits 1845 hatte er eine Nähmaschine erfunden, die fünfmal so schnell arbeitete wie eine Handnäherin. Aus Geldmangel hatte Howe seinen funktionsfähigen Prototypen verkauft und war nach England ausgewandert. Doch auch hier interessierte sich niemand für sein Produkt.

 

 

Ohne den erhofften Erfolg kehrte er einige Jahre später in die USA zurück und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass es dort bereits Nähmaschinen zu kaufen gab nämlich die von Isaak M. Singer. Das Problem für Singer bestand darin, dass einige Bauteile seiner Maschine tatsächlich Ideen von Howe waren. In zähen Verhandlungen gelang es Howe, seine Ansprüche geltend zu machen und so erhielt der bislang mittellose Konstrukteur bis zu seinem Tod wöchentlich 4000 Dollar an Patentgeldern von der Firma Singer.

 

 

Nähmaschinen in aller Welt

 

 

Links: Featherweight - die erste tragbare Nähmaschine von 1921.

 

 

Die Zahlungen an Howe konnten den Siegeszug von Singers Geräten jedoch nicht bremsen. 1855 gewann die Singer Nähmaschine bei der Weltausstellung in Paris einen ersten Preis und das in "Singer Manufacturing Company" umbenannte Unternehmen wurde 1860 zur weltgrößten Nähmaschinenfabrik.

 

 

Damit auch weniger vermögende Haushalte sich eine Nähmaschine leisten konnten entwickelte Singers Partner Clark den Ratenkaufplan. Noch heute ist die Zahlungsweise auf Raten zur Finanzierung teurer Geräte üblich. 

 

 

1863 produzierte die Firma Singer jährlich 20.000 Nähmaschinen in drei Fabriken. Bis 1880 wurden neue Standorte in verschiedenen amerikanischen Städten sowie in Glasgow (Schottland), Montreal (Kanada) und dem österreichischen Floridsdorf gegründet. Die jährliche Produktion lag jetzt bei 500.000 Maschinen.

 

 

Bedeutende Neuerungen waren die erste elektrische Nähmaschine 1889, die erste tragbare Nähmaschine 1921 sowie 1978 die erste computergesteuerte Nähmaschine (siehe Foto rechts).

 

 

Und der Gründer?

 

 

Isaak M. Singer zog sich schon vierzehn Jahre nach der Gründung seiner Firma aus dem aktiven Geschäft zurück. Sein Vermögen investierte er in den Bau gigantischer Villen in New York und Torquay (Südengland). In Torquay lebte Singer mit etlichen seiner 24 Kinder (von fünf verschiedenen Frauen) bis zu seinem Tod 1875.

 

 

Nähmaschinen Museen

 

 

Links: Die Featherweight heute.

 

 

Wer gern alte Nähmaschinen ansieht, kann dies im Stadtmuseum Alte Burg in Wittenberge tun. In dieser brandenburgischen Stadt gab es zu DDR-Zeiten eine große Nähmaschinen-Produktion. Mehr über das Museum erfahrt ihr hier.

 

 

In Albstadt Lautlingen in Baden-Württemberg gibt es das Nähmaschinen-Museum der Gebrüder Mey, das ihr hier findet.

 

 

Text: lm 23.10.06, Fotos: Portrait: www.singer.dk; alle übrigen Bilder: www.singerco.com. 

 

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt