Die Erfindung der Lithografie

Der Münchner Alois Senefelder stellte am 18. 7. 1798 eine neue Erfindung vor: die Lithografie. Diese Flachdrucktechnik entwickelte sich zum wirtschaftlichsten Druckverfahren des 19. Jahrhunderts.

Wer war Alois Senefelder?

Alois Senefelder wurde 1771 in Prag geboren. In seiner späteren Heimat Bayern galt er daher als Ausländer, in der Literatur wird er teils als Österreicher, teils als Deutscher bezeichnet.

Durch den Tod des Vaters musste er 1793 sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Ingolstadt beenden. Fortan betätigte er sich als Schauspieler bei der Truppe von Franz Anton von Weber. Er schrieb auch selbst Theaterstücke. Weil er sie aus Geldmangel nicht drucken lassen konnte, begann er 1795 mit seinen Versuchen, die Werke selbst zu vervielfältigen. Ein Jahr später gelang Senefelder das Hochätzen von Schrift auf Solnhofener Kalkschiefer. Damit hatte er ein Hochdruckverfahren entwickelt, wie es ähnlich auch beim Bleisatz funktioniert. Erst später gelang ihm die Erfindung des heute unter dem Namen "Lithografie" bekannten, neuen Druckverfahrens. Er selbst nannte es "Chemische Druckerey".

Obwohl Senefelder kommerziell nicht sehr erfolgreich blieb, widmete er sich fortan nur mehr seinen Erfindungen und reiste durch ganz Europa, um diese bekannt zu machen. Das Geschäft machten meist Andere. So gehen einige heute noch existierende Firmen des grafischen Gewerbes direkt auf Alois Senefelder zurück.

1805 erfand Senefelder die "Metallographie." Im gleichen Jahr wurde der Begriff "Lithographie" zum ersten Mal veröffentlicht. Könige und Fürsten wurden auf den Erfinder aufmerksam und stellten ihn sogar in ihre Dienste.

Am 26. Februar 1834 starb Alois Senefelder nach einem erfüllten Leben.

Was ist eine Lithografie?

Als "Lithografie" wird ein Flachdruckverfahren bezeichnet, das auf der chemischen Trennung von Wasser und Fett beruht. Auf ca. 5 - 10 cm dicken Solnhofener Kalksteinplatten wird das gewünschte Motiv mit fetthaltiger Tusche oder Kreide seitenverkehrt aufgezeichnet und zum Schutz mit Talkumstaub eingerieben. Anschließend wird die Oberfläche mit Säure überstrichen. Eine Mischung aus verdünnter Salpetersäure und Gummiarabikumlösung verschließt die Poren des Steines, so dass es zu einer chemischen Umwandlung des Steines kommt. Damit die Druckfarbe an der Darstellung haften bleibt, muss der Stein immer feucht gehalten werden.

Anschließend wird das Druckpapier auf die Vorlage gelegt, mit einer Zulage abgedeckt und auf den Schlitten der Druckpresse unter dem "Reiber" hindurchgefahren. Der "Reiber" wird über einen langen Hebel mit hohem Druck auf den Stein aufgesetzt. Somit überträgt sich die Farbe vom Stein auf das Papier.

Bei bunten Drucken muss für jede Farbe ein eigener Stein vorbereitet werden. Bei einem Vierfarbdruck beispielsweise sind für jeden Abzug vier Druckvorgänge notwendig, die in genauer Abstimmung das fertige Bild ergeben.

Was hat die Erfindung der Lithografie bewirkt?

Die Entwicklung der Steindruck-Schnellpresse, durch den Wiener Mechaniker Georg Sigl veränderte das Gesicht der bis dahin bekannten Welt. Gegenüber dem gebräuchlichen Kupferstich ermöglichte die Lithografie eine erheblich schnellere Arbeitsweise, so dass mit ihrer Erfindung die industrielle Revolution begann. Ihre Verbreitung wandelte auf vielfältige Weise das wirtschaftliche und soziale Gefüge. Herkömmliche Buchdrucker wurden verdrängt, aber es entstanden mehr neue Arbeitsplätze und neue Berufe, als Handwerker aufgeben mussten. Die grafischen Arbeiter bildeten die ersten Krankenkassen und Weiterbildungseinrichtungen, die ersten Gewerkschaften entstanden.

Viele andere Drucktechniken gehen direkt auf die Weiterentwicklung der Lithografie zurück, so etwa der Lichtdruck und der Offsetdruck. Selbst die Fotografie ist eine Erfindung die direkt auf die Weiterentwicklung der Lithografie zurückgeführt werden kann. Die Chromolithografie machte bald bunte Bilder auch für ärmere Schichten erschwinglich. Vieles, was vorher teuer in Handarbeit gefertigt werden musste, wurde zum Massendruck, so beispielsweise bebilderte Bücher, Lexika, Herbarien, vielfarbige Landkarten, Atlanten und Globen. Damit hat die massenhafte Verfügbarkeit von Drucksachen eine breite Volksbildung ermöglicht, wie sie vorher undenkbar schien.

Kunst und Werbung

Das Plakat entwickelte sich zur eigenen Kunstform, Werbematerial aller Art wurde erst jetzt möglich, und natürlich wurden auch Banknoten, Aktien und Briefmarken mit dem Stein gedruckt.

Wer heutzutage das Wort "Lithografie" hört, denkt nur noch an die Kunst. Von Toulouse Lautrec bis Picasso, von den Expressionisten bis zur Pop-Art, von den Phantastischen Realisten bis zu den Neuen Wilden haben Künstler lithografiert.

Heute ist die Künstlerlithografie das einzige Anwendungsgebiet, wo neben anderen Techniken noch Steine als Druckform verwendet werden.

Hier findest du weitere Informationen zur Lithografie und zu Alois Senefelder.

RR, 6. 11. 2006

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