"Camera obscura": Vorläufer der Fotografie

Den ersten Vorläufer der Fotografie nennt man "camera obscura". Diese Entdeckung machte der arabische Naturforscher Ibn al Haitham bereits um das Jahr 1000 herum. Auch der griechische Philosoph Aristoteles soll das Phänomen im 3. Jahrhundert vor Christus beobachtet haben.

Was ist eine "camera obscura"?


Bei der Lochkamera camera obscura (= dunkle Kammer) handelt es sich um einen lichtdichten Kasten mit einem Loch auf der Vorderseite. Auf der Rückwand erscheint ein auf dem Kopf stehendes Abbild von dem, was sich vor der Kamera befindet. Seit der Entdeckung von Ibn al Haitham stieß das Prinzip der Lochkamera in ganz Europa auf Interesse. Leonardo da Vinci (1452-1519) befasste sich in der Zeit der Renaissance ausführlich mit der "camera obscura". So wurden zahlreiche Pläne und Abbilder von "Aufzeichnungsapparaten" überliefert, die er eigens dazu erfand, um Lochkamerabilder auf der Leinwand nachzuzeichnen.


Was entdeckte Ibh al Haitham?


Abbildung: Federzeichnung einer "camera obscura" aus dem 17. Jahrhundert



Mit der "camera obscura" hatte Ibn al Haitham Ibn al Haitham die bis dahin gültige Auffassung widerlegt, dass das Auge Strahlen aussendet, die - wenn sie zum Beispiel auf einen Baum treffen - sozusagen als optisches Echo ins Auge zurückkehren und dem Betrachter das Bild des Baumes übermitteln.

Er bewies stattdessen,  dass jeder vom Licht beschienene Gegenstand Strahlen reflektiert, die vom Auge empfangen werden können.

Foto: Diese "camera obscura" diente ab dem 17. Jahrhundert als eine Art "Kopiergerät". Mit einem Blatt Papier auf der Glasscheibe konnte der beobachtete Gegenstand naturgetreu abgezeichnet werden. 


  



Spiegel der Wirklichkeit

Bevor die "camera obscura" zum Vorbild der Fotografie wurde, benutzten sie Maler ab dem 17. Jahrhundert dazu, naturgetreue Abbildungen zu erzielen. Das wurde möglich nachdem es gelungen war, das auf dem Kopf stehende Bild in der "camera obscura" umzudrehen. Zum Beispiel durch einen schräg gestellten Spiegel. Jetzt mussten sich die Künstler nur noch in die Kamera setzen und die Umrisse der an die Wand projizierten Gegenstände oder Landschaften nachzeichnen.

Hilfe für Astronomen

Die Entdeckung der "camera obscura" machten sich auch Wissenschaftler zunutze. So beobachtete zum Beispiel der Astronom Johannes Kepler mit Hilfe dieser Erfindung die Himmelskörper: Durch ein Fernrohr fiel das Bild der Sterne auf eine dunkle Leinwand. Dort konnte die Bewegung der Gerstirne dann leicht nachgezeichnet werden.

Abbildung: Hier wird noch einmal das Prinzip der Lochkamera gezeigt. Zwei Strahlenbündel treten von zwei Punkten eines Gegenstands in das Loch ein. Durch das Loch können sich die Lichtstrahlen fast nicht ausbreiten, deshalb gehen die von oben kommenden Lichtstrahlen nach unten und umgekehrt. Das in die abgedunkelte Kammer projizierte Bild steht deshalb auf dem Kopf. Je kleiner das Loch, desto schärfer erscheint das Bild. Wird das Loch größer, kann sich der Lichtstrahl in mehrere Richtungen ausbreiten und das Bild wird unschärfer. Je kleiner die Öffnung, umso mehr nimmt jedoch die Helligkeit ab. Das Bild ist nur bei vollständiger Abdunklung des Raums oder, bei einer begehbaren "camera obscura", im Inneren der Kamera zu sehen.  


 

Vorläufer unserer Kameras

Während die Geräte anfangs sehr groß waren, baute Johannes Zahn 1676 die ersten kleinen Kameras. Sie waren unseren Fotoapparaten schon sehr ähnlich und arbeiteten mit austauschbaren Linsen. Sie hatten aber einen Nachteil: Das Bild, das sie zeichneten, war vergänglich und nur so lange zu sehen, wie Licht in die Kamera fiel. Dauerhafte Bilder konnte man, wie in unserem Artikel über das erste Foto zu lesen, erst 200 Jahre später herstellen.

Nic akt.  7.5.2012 / Abildungen: pd, GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Urheber: Anton@de.wikipedia; GNU-Lizenz, Urheber: Stefan Kühn

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