AWAKE - Schutz bei Müdigkeit am Steuer

Immer wieder kommt es zu verheerenden Unfällen, weil Autofahrer am Steuer plötzlich vom so genannten Sekundenschlaf überrascht werden. Sie nicken für einen kurzen Moment ein und verlieren dabei die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Wissenschaftler des Vehicle Interaction Lab des Fraunhofer IAOs an der Universität Stuttgart testen deshalb das neue Müdigkeitswarnsystem AWAKE.

Was ist ein Sekundenschlaf?

Fachlich wird der Sekundenschlaf als Müdigkeitsattacke bezeichnet. Man versteht darunter das ungewollte Einnicken, das oft nur wenige Sekunden dauert. Besonders Autofahrer überkommen solche Müdigkeitsattacken im Straßenverkehr. Mediziner gehen davon aus, dass es sich beim Sekundenschlaf um eine spontane Notwehrreaktion des Organismus handelt. Der Körper reagiert damit auf Schlafstörungen, auf zu wenig Schlaf oder körperliche aber auch seelische Übermüdung oder auf zu lange, monotone Tätigkeiten.

Besonders im Straßenverkehr gefährlich

Häufig werden Fahrer auf übermäßig langen, monotonen und abwechslungsarmen Fahrten, wie z.B. auf Autobahnen, vom Sekundenschlaf überrascht. Besonders gefährdet sind Menschen bei Nachtfahrten zwischen 02:00 und 05:00 Uhr. Und das hat schlimme Auswirkungen, denn nach Angaben der deutschen Verkehrswacht (DVW) in Meckenheim kann jeder vierte Verkehrsunfall auf einen eingenickten Fahrer zurückgeführt werden.

Das Müdigkeitswarnsystem AWAKE

Gemeinsam mit Automobilherstellern versuchen die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation (kurz IAO) und der Universität Stuttgart ein Assistenzsystem zu entwickeln, das den Fahrer rechtzeitig vor der Gefahr warnt. Das EU-Projekt hat den Namen AWAKE, englisch für wach erhalten.

Der Straßenverkehr aus dem Labor

Getestet wird in einem Simulator im Labor. Der Testfahrer sitzt in einem echten Auto. Die Straße und der Verkehr werden von hinten so auf mehrere Leinwände projiziert, dass sich der Fahrer wie in einer echten Straßensituation fühlt. Dabei können die Forscher Regen, Nebel oder glatte Fahrbahnen nachstellen. Auch der Bodenbelag wechselt: durch elektromechanische Bewegungselemente an den Radaufhängungen des Fahrzeugs werden Kurven, Neigungen oder unebene Straßen simuliert.

Das menschliche Verhalten am Steuer

Verschiedene Sensoren registrieren, wie der Fahrer fährt, wie er sich am Steuer verhält und in welchem Zustand er sich befindet. Alle Daten werden in einem Rechner gespeichert. So auch, wann der Fahrer von der Spur abkommt, wann ihm die Augen zufallen und ob der Abstand zu den anderen Fahrzeugen zu gering wird. Wie sehr er sich bewegt oder ob er sich entspannt zurücklehnt. Ob ihm warm ist und wie sein Puls geht. Wird es gefährlich schlägt der Computer Alarm.

Testergebnisse

Diese Tests im Labor sollen zeigen, wie sich Fahrer verhalten, wenn sie kurz vor dem Einnicken durch einen Ton gewarnt werden schließlich sollen sie ja nicht aus Schreck das Steuer herumreißen oder andere gefährliche Manöver einleiten. Neben dem Warnton, wurden auch spezielle Gurte in das Auto eingebaut, die im Notfall zu vibrieren beginnen, im Spiegel blinkt außerdem ein Warndreieck und eine Computerstimme hält den Fahrer zu einer Rast an. Getestet wird auch, ob die entwickelten Frühwarnsysteme tatsächlich nur im Notfall einspringen. Denn, würde AWAKE zu oft und im falschen Moment warnen, würden Fahrer das System bald abschalten.

Erst wenn alle Tests zufriedenstellend ausgeführt wurden, kann AWAKE auch serienmäßig in die Fahrzeuge eingebaut werden, doch noch ist es nicht so weit. Noch kann das Frühwarnsystem nicht eingesetzt werden. Deshalb solltet ihr auf langen Autofahrten weiterhin aufpassen, dass eure Fahrer genügend Pausen machen und immer wieder frische Luft bekommen.

Tipps für Fahrer und Beifahrer

Generell gilt: Bei den ersten Anzeichen eins drohenden Sekundenschlafs, solltet ihr rasten, euch bewegen oder auch etwas Schlaf einlegen. Da der Organismus zwischen 02.00 und 05.00 Uhr besonders auf Schlaf eingstellt ist, sollte man um diese Zeit möglichst nicht auf Autobahnen zu finden sein. Das Fenster herunterzukurbeln und frische Luft ins Autoinnere zu lassen, hilft genauso nur einen kurzen Moment, wir das Lautdrehen von Musik. Außerdem sollte außer dem Fahrer immer noch eine weitere Person im Wagen wach bleiben, mit der sich der Fahrer unterhalten kann so wird ihm die Fahrt nicht so langweilig. Und schließlich raten Ärzte von Kaffee oder Aufputschmittel ab, da sie die Müdigkeitsattacken nur aufschieben, dann aber dafür umso heftiger auftreten können.

Mehr Infos auf der englischsprachigen Seite zum EU- Projekt Awake, oder beim Fraunhofer IAO Vehicle Interaction Lab.

-ab- Text /Fotos: Logo: Fraunhofer IAO; Stau au Autobahn: Photodisc.

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