1845 wurde der Gummireifen erfunden

Der Engländer Robert William Thomson hat 1845 den ersten Reifen aus Gummi hergestellt. Doch für seinen "Luftreifen" gab es noch keine Verwendung. Autos und Motorräder waren noch nicht erfunden worden. Die Idee geriet wieder in Vergessenheit.

Von der Erfindung des Rades bis zum Gummireifen war es ein langer Weg: Um 3000 v. Chr. wird das Rad in Mesopotamien erstmals urkundlich erwähnt. Mayas und Azteken zapften bereits etwa 500 v. Chr. Gummibäume an, um aus dem weißlichen Saft, der Latexmilch, Spielbälle herzustellen.

Doch erst 1745 entdeckte der französische Naturwissenschaftler De La Kondamine den Kautschuk.

Schon 250 Jahre vorher - 1495 - finden sich bereits in Skizzen von Leonardo da Vinci Entwürfe von kettengetriebenen Fahrzeugen, allerdings mit dünnen Rädern, noch ohne Reifen.

1791 baut der Franzose Sieur de Sivrac ein nicht lenkbares Laufrad aus Holz mit eisenbeschlagenen Rädern und fährt damit im Park des Palais Royal in Paris spazieren. Er ist der französische "Vater" des Ur-Fahrrades.

1824 gründete in Österreich Reithoffer die erste Gummiwarenfabrik des Kontinents, der späteren Semperit Reifen AG.

 

Der Zeit voraus

 

Als Robert William Thomson (rechts) sich 1845 den Luftreifen patentieren ließ, konnte niemand damit etwas anfangen. Das Fahrrad steckte in den Kinderschuhen, Thomsons Idee und Patent gerieten rasch wieder in Vergessenheit.

Dennoch ließ er seinen Reifen in Großbritannien, in Frankreich und in den USA patentieren. Berühmter werden später allerdings Dunlop (1888) und die Gebrüder Michelin (1890) mit ihren Luftreifen.

Komfortables Kinderspielzeug

Der irische Tierarzt und Erfinder John Boyd Dunlop (Bild links) erfand 1888 nochmals den luftgefüllten Reifen. Dunlop hatte den Pneu für das Dreirad seines Sohnes erdacht, der bei Fahrten auf Kopfsteinpflaster durchgerüttelt wurde.

Dunlop klebte daraufhin einen Gummischlauch an dessen Enden zusammen, brachte ihn auf ein Holzrad auf und ummantelte die Konstruktion mit Segeltuch. Als Ventil diente ein umgebauter Schnuller. Wahrscheinlich kannte Dunlop Thompsons Erfindung nicht.

Der Fahrradschlauch sorgt für Mobilität

Natürlich kam es zu Patentstreitigkeiten, doch die erledigten sich, als Dunlop erhebliche technische Verbesserungen des Luftreifens nachweisen konnte. Er erdachte bereits Felgen und Ventile. Die industrielle Fertigung von Fahrradschläuchen ermöglichte bald den Einsatz des Fahrrades als Massenverkehrsmittel.

Das weltweit erste Motorrad, der "Reitwagen" von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, rollte 1885 noch auf eisenbeschlagenen Holzspeichenrädern. Das Feuerross verfügte über zwei kleine Stützräder, so dass es nicht umkippen konnte.

Dunlops Erfindung des "Pneumatikreifen" gebar einen neuen Wirtschaftszweig. Firmen wie Dunlop, Continental, Metzeler, Michelin, B.F.Goodrich, Phoenix, Firestone, Excelsior, Universal, Pirelli und Avon, um hier nur die größten zu nennen, produzierten bald Wulstreifen für Motorräder.

Kurz vor dem 20. Jahrhundert waren die Weichen auf Mobilität gestellt. Schnelle Fahrzeuge wie Motorräder und Autos wären ohne die Erfindung des Reifens undenkbar.

Text: RR, 5. 12. 2005, Bild: Dunlop/Thomson PD

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