Osmosekraftwerk in Norwegen

Ende November 2009 wurde in Tofte am Oslofjord in Norwegen der Prototyp eines Osmosekraftwerks in Betrieb genommen. Diese neue Art von Wasserkraftwerken erzeugt Energie durch die Vermischung von Süß- und Salzwasser. Wie das funktioniert, erfahrt ihr hier

Am 24. November ging in Tofte in Norwegen ein kleines Wasserkraftwerk in Betrieb. Das besondere an diesem Bau ist das Prinzip der Energiegewinnung Osmose. Osmose ist griechisch und bedeutet eindringen. Damit bezeichnet man das Strömen einer Flüssigkeit durch eine für bestimmte Stoffe durchlässige Membran.

Die Mischung macht's

Das Kraftwerk in Tofte wurde an der Küste errichtet, wo sich praktisch salzloses Süßwasser aus dem Landesinnern mit dem salzigen Meerwasser vermischt. Man nutzt den Druckunterschied, der sich zwischen Süß- und Salzwasser aufbauen lässt, um damit eine Turbine anzutreiben und letztlich Energie zu erzeugen. Und das völlig unschädlich für die Umwelt.

 

Mischt man zwei unterschiedlich konzentrierte Lösungen miteinander, dann gleichen sich die Unterschiede schnell aus. Sind die beiden Flüssigkeiten allerdings durch eine halbdurchlässige (semipermeable) Membran getrennt, dann kann ein Druckunterschied aufgebaut werden. Hier im Bild können nur die blauen Moleküle durch die Membran hindurch treten, die größeren roten Moleküle passen nicht durch das feine Sieb der Poren.



Konkret besteht der Trick beim neuen Kraftwerk in Norwegen darin, dass man zwei geschlossene Tanks hat, die durch eine halbdurchlässige Membran miteinander verbunden sind. Durch die Membran kann nur Wasser aus dem Süßwasserbehälter in den Salzwasserbehälter strömen. Denn die Membran ist nur für die Wassermoleküle durchlässig, aber nicht für die gelösten Salzteilchen.

Druck macht Strom

Es strömt also Wasser aus dem Süßwassertank in den Salzwassertank, damit sich der unterschiedliche Salzgehalt der Flüssigkeiten ausgleicht. Weil der Salwasserbehälter komplett geschlossen ist, steigt dadurch der Druck in ihm an. Dieser Druck treibt schließlich Turbinen an, die so Strom erzeugen.


Damit der Salzwassertank nicht irgendwann leer ist, wird ständig frisches Meerwasser nachgefüllt. Aus diesem Grund können Osmosekraftwerke also am besten dort errichtet werden, wo Flüsse ins Meer münden. So hat man einfach Zugriff auf Süß- und Salzwasser.

Dünnhäutig

Das Herzstück der Anlage ist die Membran. Wissenschaftler der Forschungsanstalt GKSS in Gesthacht haben lange Jahre mit Forschern der Firma Statkraft, Betreiber des norwegischen Kraftwerks, nach geeigneten Materialien gesucht. Schließlich haben sie eine Membran entwickelt, die hohe Druckunterschiede aushalten kann. Denn je höher der Unterschied ist, umso größere Leistung kann ein solches Kraftwerk erzielen.

Noch liefert das norwegische Kraftwerk nur geringe lektrische Leistung. Aber die Wissenschaftler hoffen, noch bessere Membranen zu entwickeln und diese besonders trickreich anzuordnen, damit noch höhere Energieausbeuten möglich sind. Die Wissenschaftler rechnen damit, in den nächsten sechs bis acht Jahren leistungsfähige Kraftwerke bauen zu können.

Übrigens ...

Das osmotische Prinzip ist auch der Grund, warum man weder Salzwasser noch zu viel destilliertes Wasser trinken soll. Durch den großen Unterschied des Salzgehaltes des Wassers im Vergleich zu den Körperzellen, nehmen diese bei zu viel destilliertem Wasser noch mehr Wasser in sich auf und platzen oder sie geben bei Salzwasser zu viel Wasser ab, was insbesondere die Nierenfunktion stört. Zu viel destilliertes oder Salzwasser kann schwere Gesundheitsschäden bis hin zum Tod nach sich ziehen!

Die Tagesschau vom 25.11.2009 berichtet über das Kraftwerk. Auf dieser Seite findet ihr eine Videoreportage: http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video609206.html Spult zu Minute 25:30 vor.

Text: -jj- 17.12.2009 // Bilder: Kraftwerk & Prinzip © Statkraft

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