Das Wunder von Chile

Seit mehr als zwei Monaten waren 33 Bergleute in einer Mine im chilenischen San José gefangen. In den frühen Morgenstunden des 13. Oktober 2010 wurden die ersten der Eingeschlossenen wieder an die Erdoberfläche geholt. Mehr über das Unglück und die Rettungsaktion erfahrt ihr hier ...

Seit 1889 wird im chilenischen Bergwerk San José Gold und Kupfer abgebaut. Es liegt rund 45 Kilometer nördlich der Stadt Copiapó. Am 5. August 2010 ereignete sich in dem Bergwerk ein so genannter Gebirgsschlag.


Durch die herab gestürzten Gesteinsmassen wurden 33 Menschen in 700 Meter Tiefe eingeschlossen. Bei einem Gebirgsschlag lösen sich, ähnlich wie bei einem Erdbeben, Spannungen im Gestein.


Nachdem der Berg eingestürzt war, versuchten die Bergleute, verschiedene Rettungswege zu erreichen, die aber entweder verschüttet waren oder bei denen Leitern fehlten, um sich in Sicherheit zu bringen. Schließlich zogen sich die Kumpel, so der Fachausdruck für Bergleute, in einen Schutzraum in 700 Meter Tiefe zurück.


Leben unter Tage


Obwohl der Wetterschacht eingestürzt war, über den normalerweise die Bergleute tief in den Stollen mit Frischluft versorgt werden, gelangte doch genug Sauerstoff über Spalten und Ritzen zu den Eingeschlossenen. Licht erhielten sie zunächst durch ihre Grubenlampen und die Scheinwerfer der Fahrzeuge.


Zu schaffen machte den Kumpel die Staubbelastung der Luft. Zum Glück konnten sie sich in den Gängen etwas bewegen und hielten sich so fit. Ihre Essensrationen reichten zum Glück , bis die erste Rettungsbohrung sie erreichte. Das Essen wurde auf Anordnung des ebenfalls eingeschlossenen Schichtleiters streng rationiert: Alle zwei Tage erhielt jeder einen Löffel Dosenfisch, einen halben Keks sowie eine halbe Tasse Milch.


Die Rettung


Gleich nach dem Einsturz begannen die Rettungsarbeiten. Dabei kam es mehrmals zu weiteren Einbrüchen, die auch die Retter in Gefahr brachten. Schließlich wurden neun Bohrungen an verschiedenen Stellen niedergebracht, um auf den Schutzraum oder andere mögliche Rückzugsorte der Kumpel zu treffen. Denn es ist technisch eine große Herausforderung, 700 Meter tief zu bohren und dabei einen relativ kleinen Raum direkt zu treffen.


Am 22. August, nach 17 Tagen der Ungewissheit, erreichte schließlich der erste Bohrer den Schutzraum. Über eine Videokamera konnten Angehörige die Verschütteten sehen.

Nun musste der eigentliche Rettungsschacht gebohrt werden, was wegen des zerklüfteten Gesteins und der Tiefe ebenfalls eine große Herausforderung darstellt. Zudem wurde von skrupellosen Dieben zwischenzeitlich auch Bohrgerät gestohlen. In der Zwischenzeit hielten sich die Kumpel mit körperlichen Übungen fit.


In einer solchen engen Kapsel, in Deutschland auch nach ihrem Erfinder Dahlbuschbombe genannt, werden die Bergleute aus 700 Metern Tiefe geborgen. Wegen des Druckunterschieds, sowie der langen Zeit in Hitze und Dunkelheit, ist auch der Aufstieg nicht ungefährlich.



Denn auch die Rettung durch eine spezielle Kapsel, die 700 Meter durch den Schacht nach oben gezogen wurde, ist eine Belastung für Körper und Geist. Es wurden spezielle Sonnenbrillen und Anzüge gefertigt, damit die Bergleute nach den mehr als zwei Monaten in Hitze und Dunkelheit an der Oberfläche keinen zu großen Schick erlitten.


In den Morgenstunden des 13. Oktober erfolgte die Rettung des ersten Bergmannes, Florencio Ávalos. In den kommenden Stunden und Tagen werden nun nach und nach alle Bergleute aus ihrer misslichen Lage befreit.


In dem Bergwerk kam es schon im Jahr 2007 zu einem tödlichen Unglück. Der Betreiber sollte eigentlich strenge Sicherheitsauflagen erfüllen, um den Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen. Sowohl der Betreiber als auch die zuständigen Beamten des Staates kümmerten sich aber nicht weiter darum. Wären die Vorschriften umgesetzt worden, hätten die Eingeschlossenen über spezielle Schächte ins Freie gelangen können.


Hier seht ihr die Grube in einer Satellitenaufnahme bei Google Maps.

Hier erfahrt ihr mehr über Bohrtechnik (Flashplayer erforderlich).

Text: -jj- 13.10.2010 // Bilder: Karte: ; Bohrloch: desierto_atacama/cc-by-sa 2.0; Dahlbuschbombe: Saupreiß/cc-by-sa 3.0;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt