Mr. Microsoft wird 55!

Von einem technikversessenen Jugendlichen zu einem Ritter des Britischen Empire - Bill Gates hat einen langen Weg hinter sich. Dabei kämpfte er nicht immer mit feinen Mitteln: Unliebsame Konkurrenten werden selten durch bessere Produkte bekämpft, meist durch unfaire Methoden. Etwa die Bündelung von Betriebssystem und Internetbrowser, was dem Konkurrenten Netscape große Probleme bereitete. Am Feierabend lässt Gates diese harte Geschäftswelt hinter sich und entspannt in einem komplett interaktiv gestalteten Haus.

Ein PDP-10 Rechner. PDP steht für "Programmierter Daten Prozessor". Auf einer solchen Maschine machte der kleine Bill seine ersten Programmiererfahrungen. Übrigens gehört fast die ganze technische Ausrüstung auf dem Bild zum Rechner. Trotzdem hatte dieser Rechner, verglichen mit heute, nur eine sehr geringe Leistung. Quelle: http://www.computerhistory.org

Geboren wurde William Henry Gates III. am 28.10.1955 in Seattle, USA. Seine Eltern waren William H. Gates II., ein Rechtsanwalt, und Mary Maxwell Gates, eine Lehrerin. Weil er auf eine Privatschule ging, hatte er schon mit 13 Jahren die Möglichkeit, an einem Computer zu arbeiten. Computer von 1968 kann man aber nicht mit PCs von heute vergleichen. Es waren große Kästen, die von speziell geschultem Personal mit Lochkarten bedient wurden. Die Privatschule hatte Rechenzeit an diesen Maschinen gekauft.

Erfolg mit erstem Projekt

 

Bill Gates



Auf der Schule traf er auf Paul Allen, der Mitgründer von Microsoft wurde. Gemeinsam lernten sie das Programmieren und gründeten ihre erste Firma namens Traf-o-Data. Erstes Produkt der Firma war ein Programm zur Messung von Verkehrsströmen. Es brachte den beiden Jungunternehmern 20000 Dollar ein.

Mit 18 Jahren ging Bill Gates nach Harvard, um Jura zu studieren. Statt im juristischen Seminar verbrachte er die meiste Zeit im Computerraum. Dort traf er auch Steve Ballmer, der auch heute noch eine wichtige Rolle bei Microsoft spielt. Zusammen mit Paul Allen entwickelte Gates die Programmiersprache BASIC für den damals aktuellen Altair 8800, einen Selbstbau-Computer.

Ein Altair 8800 mit Zusatzeinheiten im Technischen Museum Wien. Foto: Spoilerhead/PD

Das BASIC war ein voller Erfolg: Es wurden so viele verkauft, dass Gates eine telefonische Hotline einrichten musste. Auch andere Firmen wie Commodore nutzten Lizenzversionen dieser BASIC-Version. 1975 brach er schließlich das Studium ab und widmete sich ganz seiner neu gegründeten Firma Microsoft Corporation.

Alles nur geklaut...

Anfang der 80er Jahre schließlich gelang der große Durchbruch: Homecomputer verbreiteten sich zunehmend. Auch IBM wollte auf diesen Zug verspätet mit aufspringen. IBM benötigte ein Betriebssystem für die IBM-PCs. Nachdem sie mit einem Konkurrenten Gates nicht ins Geschäft gekommen waren, wandte sich IBM an Microsoft. Bill Gates erkannte die große Chance und unterzeichnete einen Vertrag mit IBM. Er lieferte jedoch nur ein gering abgewandeltes Produkt einer anderen Konkurrenzfirma und gab es als seine eigene Schöpfung aus: MS-DOS war geboren.

Der Rest ist Geschichte: Weil sich die PC-Architektur immer weiter verbreitete, verbreitete sich auch das MS-DOS immer weiter, obwohl es technisch viel bessere Lösungen gab und gibt. Aus diesem Geschäft mit Betriebssystemen erwirtschaftete Bill Gates auch sein unglaubliches Vermögen. Seit mehreren Jahren führt Bill Gates die Liste der reichsten Menschen der Welt unangefochten an: er hat heute ein Privatvermögen von über 50 Milliarden US-Dollar.

Die Macht der Bilder

Bill Gates ist immer auf der Suche nach den Geschäftsfeldern der Zukunft. Eine vorausschauende Investition war auch der Erwerb der größten Bildagentur der Welt, Corbis. Irgendwann soll es digitale Bilderrrahmen für zu Hause geben. Gegen eine geringe Gebühr sollen Menschen dann Bilder von Corbis herunterladen können und die Rahmen damit befüllen. Bis es soweit ist, ist Corbis eine klassische Bilderagentur. Im Angebot sind aktuelle Pressefotos ebenso, wie historische Aufnahmen, etwa von Prominenten. Dazu passt das Zitat Gates´: "Wer die Bilder beherrscht, beherrscht die Köpfe".

Aber Gates nutzt sein vieles Geld auch: Er gründete die Bill und Melinda Gates Foundation. Die Stiftung kümmert sich um wohltätige Projekte und hat auch viel Geld in die Aids-Forschung investiert. Insgesamt wurden schon über 7,5 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet. Bis zu seinem Tod will Bill Gates über 90 Prozent seines Vermögens spenden.

Ritter Bill und sein elektronisches Schloss

Dennoch wird mehr als genug für seine Frau und seine drei Kinder übrigbleiben. Zusammen leben sie am Lake Washington in einem vollkommen durchtechnisierten Haus. Über 80 Kilometer Kabel wurden dort verlegt. Das Haus erkennt, wer in welchem Raum ist, und regelt entsprechend die Musik und das Licht.

Sind mehrere Personen in einem Raum, etwa bei einer Konferenz, dann richtet sich die Musik nach dem Geschmack des wichtigsten Besuchers. Das Haus wird von vier Windows XP-Rechnern gesteuert. Über PC-Abstürze, die Bill Gates etwa ausgesperrt hätten, ist bisher nichts bekannt. Der Bau hat fast 100 Millionen US-Dollar gekostet.

2005 schließlich erreichte Gates einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere: Die britische Queen Elizabeth II. schlug ihn wegen des Engagements seiner Stiftung zum Ritter des Britischen Empire. Weil er Amerikaner ist, darf er sich jedoch nicht "Sir" nennen.

Begriffserklärungen:

Ein Betriebssystem ermöglicht erst das Funktionieren eines Computers. Es regelt den Datenverkehr zwischen Tastatur, Maus, Speicher und Prozessor und regelt auch die Dateiablage auf der Festplatte. Außerdem sorgt es für die grafische Darstellung der Daten auf dem Bildschirm. Neben MS-DOS gab und gibt es verschiedene andere wie etwa CP/M oder UNIX. Eine Besonderheit ist LINUX: Es kann kostenlos und legal aus dem Netz geladen werden, ist aber auch nicht so einfach in der Handhabung wie etwa MS-DOS. Dafür bietet es erfahrenen Computerbastlern größere Freiheiten.

BASIC ist eine Abkürzung und steht für "Beginners All Purpose Symbolic Instruction Code": Übersetzt etwa: Allzweckprogrammiersprache für Anfänger. BASIC ist einfach zu erlernen, weil die Befehle der englischen Sprache entstammen. Man muss sich nicht mit geheimnisvollen Zeichen, wie bei Assembler, herumschlagen. Dafür ist der Funktionsumfang auch relativ eingeschränkt. BASIC ist noch immer ein guter Einstieg in die Welt des Programmierens und mit VISUAL BASIC von Microsoft kann man auch professionelle Programme entwickeln. Andere, heute wichtige Programmiersprachen sind etwa JAVA und C.

Links:

Hier findet ihr das Haus von Bill Gates als Papierbogen zum basteln. (Englisch)

Hier gibt´s eine elektronische und interaktive Führung durch das Haus von Bill Gates (Englisch)

Das 8-Bit-Museum zeigt die Geschichte des Computers seit den frühesten Anfängen (Deutsch)

Text: -jj- 26.10.2005 // Bilder: Microsoft Firmenschild Johannes Hemmerlein/PD; Bill Gates Kees de Voos/CC

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt