Lächeln verboten - der neue biometrische Reisepass

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wollen Politiker für immer mehr Sicherheit sorgen. Mit neuen Gesetzen und Maßnahmen soll dafür gesorgt werden, dass sich so ein Anschlag nicht mehr wiederholen kann. Eine dieser Maßnahmen ist der so genannte biometrische Reisepass. Darin sind Daten über den Inhaber in digitaler Form, also computerlesbar, auf einem Chip gespeichert.

Ein Symbol auf den neuen Reisepässen dient als Hinweis, dass hier mit Funkchips gearbeitet wird.

Was ist Biometrie?

Biometrie setzt sich aus den griechischen Worten "bio" für Leben und "metron" für Maß zusammen. Biometrie bedeutet also "Vermessung von Lebewesen", in diesem Fall des Menschen. Jeder Mensch ist biometrisch einmalig und im neuen Reisepass werden einige seiner Merkmale gespeichert.

Was kann als biometrisches Merkmal verwendet werden?

Als biometrisches Merkmal kann alles verwendet werden, was eine Person ausmacht. Das können ganz einfache Dinge sein wie Körpergröße und Gewicht, sowie Augen- und Haarfarbe.

Diese Angaben sind auch jetzt schon in Reisepass und Personalausweis gedruckt.

Ein klassisches biometrisches Merkmal: Der Fingerabdruck. Auf allem was man anfasst hinterlässt man seine Identität in Form von Fettspuren. Auffällige Linien nennt man auch Minutien. Abdrücke können etwa mit Graphitpulver sichtbar gemacht werden.

Worum es aber bei den biometrischen Pässen geht, sind Angaben zu weiteren Merkmalen wie etwa dem Fingerabdruck. Auch er macht Menschen unverwechselbar. Bisher sind noch keine zwei Menschen mit den gleichen Fingerabdrücken gefunden worden. Sogar eineiige Zwillinge haben unterschiedliche Muster.

Schau mir in die Augen...

Auch das Auge kann zur Unterscheidung von Menschen eingesetzt werden. Man verwendet entweder das Muster der Iris, auch Regenbogenhaut genannt. Wenn du genau in den Spiegel schaust, siehst du, dass das Farbige um die Pupille herum gesprenkelt ist. Dieses Muster kann zur Identifizierung verwendet werden.

Oder man verwendet das Muster der Adern auf der Netzhaut, der so genannten Retina, im Augenhintergrund. Dazu muss man in einen Scanner schauen. Das kennt man aus Science-Fiction Filmen. Apropos Science-Fiction: Man kann sogar die Art und Weise wie man geht oder auch mit welchem Schwung man seine Unterschrift macht als biometrisches Merkmal verwenden. Und neben dem Klang der Stimme ist nicht zuletzt natürlich auch die DNA jedes Menschen einmalig und kann zur Identifikation benutzt werden.

Was wird im biometrischen Reisepass erfasst?

Im neuen Pass werden zusätzlich zu den bekannten Angaben über Größe, Alter und Gewicht auch ein Foto digital auf einem Chip gespeichert. Ab 2007 sollen auch Fingerabdrücke und sehr wahrscheinlich auch die Iris (siehe "Schau mir in die Augen...") hinzu kommen. Um die Daten auf den Chip ablegen zu können, müssen sie digitalisiert werden.

Das Digitalisieren ist auch der Grund, warum man auf den Fotos für den neuen Pass nicht lächeln darf. Über das Foto wird nämlich ein Raster gelegt. Anhand des Rasters wird dann berechnet, wie weit etwa der Mund von der Nase entfernt ist, wie weit die Augen auseinander stehen und so weiter. Computer brauchen dafür eine möglichst einheitliche Vorlage, deshalb soll man möglichst neutral schauen.

Die so gewonnenen Daten werden dann als 0 und 1 in Computersprache verschlüsselt und auf einem Chip gespeichert, der in den Reisepass eingebaut ist. Der Chip kann drahtlos, also über Funk, abgefragt werden. Diese Funkchips heißen auch RFID-Chips ("Radio Freuqency Identfication"=Funkerkennung). Ein biometrischer Personalausweis ist bisher nicht geplant.

Was passiert an der Grenze mit dem neuen Pass

Möchte man in ein anderes Land reisen, zückt man an der Grenze ganz normal seinen Pass. Um zu überprüfen, ob man auch der ist, der man zu sein vorgibt, wird man zunächst fotografiert. Ab 2007 muss man auch die Finger in einen Scanner legen. Dann vergleicht der Computer, ob das Kamerabild und der Fingerabdruckscan mit den Daten im Pass übereinstimmt. Falls ja, wurde man vom Computer identifiziert und darf einreisen. Falls nein, wird man weitere Überprüfungen über sich ergehen lassen müssen.

Wie soll der biometrische Reisepass Anschläge verhindern?

Der neue Pass soll besser als bisher sicherstellen, dass man auch der ist, als der man sich ausgibt. Passfälschungen werden durch die neue Technologie erschwert. Allerdings hatten die Attentäter des 11. September keine gefälschten Pässe, sondern waren mit ihren ganz normalen Pässen eingereist.

Gibt es auch Nachteile beim neuen Reisepass?

Besonders Datenschützer sind Kritiker des neuen Passes. Datenschützer sorgen sich um die Informationen, die über Menschen bei Behörden und Unternehmen gesammelt werden. Wenn mit solchen Daten zu sorglos umgegangen wird und Daten aus Behörden und Unternehmen zusammengelegt werden, kann man das Leben eines Menschen nachverfolgen. Es ist möglich festzustellen was er verdient, wo er wohnt, was er am liebsten einkauft und - dank der Daten des Handys - sogar, wohin er sich wann bewegt hat.

Der größte Kritikpunkt der Datenschützer ist, dass der Biometrische Pass nur Sinn macht, wenn alle Daten der Bevölkerung zentral in einer gespeichert werden. Das stellt aber ein hohes Risiko dar. Sogar Experten von Microsoft warnen davor, dass eine solche Datei mit den Daten von mehreren Millionen Menschen ein attraktives Ziel für Hacker sein könnte.

Bislang verbietet das bundesdeutsche Gesetz eine solche zentrale Bevölkerungsdatei. Aber keiner weiß, was für Regelungen auf EU-Ebene geplant sind.

Hacker freuen sich auf Daten

Die Hacker nutzen diese Daten zum Betrug oder verkaufen die Daten weiter an andere Kriminelle. Die schlimmste Vorstellung ist, dass man unschuldig verhaftet wird, weil jemand anders im eigenen Namen ein Verbrechen begangen hat. Das kann man dann nur sehr schwer widerlegen.

Ein weiterer Kritikpunkt: Prinzipiell ist es möglich den Chip auch unbemerkt auszulesen. Theoretisch kann damit nachverfolgt werden, wann man sich wo aufgehalten hat.

Hier erfährst du mehr:

Hier erfahrt ihr, wie euer offizielles Gesicht aussehen muss: Die Fototafel des Bundesministeriums des Innern.

Mehr zu Fingerabdrücken und DNA-Analyse erfährst du auch in unserem WAS IST WAS-Band 98: Kriminalistik.

Text: -jj- 10.11.2005/Bilder: Iris MykReeve/GFDL; Finger&Fingerabdruck TristanB/GFDL; Passbilder: Fototafel des Bundesministeriums des Innern

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt