1926: Das Telefon mit Wählbetrieb ersetzt das Fräulein vom Amt

Vor 75 Jahren, am 15.8.1926, wurde in Deutschland das erste Telefon mit Selbstanschlussbetrieb eingesetzt. Damit konnte der gewünschte Gesprächspartner zum ersten Mal direkt, ohne das Fräulein von der Telefonvermittlung, angewählt werden. Ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Telefons zum Kommunikationsmittel Nr.1.

 

Kaum zu glauben, dass das Telefonieren Anfang des 20. Jahrhunderts eine körperlich anstrengende Angelegenheit war: Da musste erst einmal kräftig am Telefon gekurbelt werden bis der Stromkreislauf aufgebaut war. Erst dann meldete sich nämlich am anderen Ende das Fräulein von der Telefonzentrale mit den Worten: Hier Amt, was beliebt?

 

 

Nachdem man ihr die gewünschte Verbindung genannt hatte, hieß es in der Regel geduldig sein und warten. Denn das Fräulein vom Amt war meistens hoffnungslos überlastet. Zu viele Anrufer wollten zur selben Zeit verbunden werden. Die Folge davon waren falsche Verbindungen und vergessene Anrufer.

 

 

Diesem nervenaufreibenden Treiben bereitete 1889 der USAmerikaner Almon Strowger ein Ende. Er erfand den Hebdrehwähler, durch den drei Jahre später die erste automatische Telefonvermittlung in Chicago eröffnet werden konnte. Es dauerte seine Zeit bis die Erfindung nach Europa kam.

 

 

1926 war es soweit, der Selbstanschlussbetrieb war den deutschen Verhältnissen angepasst worden und einsatzfähig. Zwei Berliner Stadtteile wurden für die Testphase ausgewählt. Der gewünschte Erfolg stellte sich ein: Nur noch wählen, nicht mehr warten. Die Benutzer waren begeistert. Nach und nach wurde ganz Berlin auf Wählbetrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt musste dem technischen Fortschritt weichen.

 

 

Text: iri - 13.8.01

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