Warum ist der Schiefe Turm von Pisa schief?

Seit Jahrhunderten ist ein schiefer Turm das Wahrzeichen der italienischen Stadt Pisa. Als vor über 800 Jahren die Bauarbeiten begannen, dachte niemand daran, dass man durch einen Baufehler einen der berühmtesten Türme der Welt schaffen würde. Aber warum ist der schiefe Turm von Pisa schief?

Die Bauarbeiten beginnen

Mitte des elften Jahrhunderts begann man in der toskanischen Stadt Pisa mit dem Bau eines riesigen Doms. Da dieser jedoch noch keinen Glockenturm hatte, entschied man sich ein Jahrhundert später dazu, einen so genannten Campanile, einen freistehenden Glockenturm, dazu zu bauen.

Für den Dom zu Pisa planten die Architekten einen riesigen Glockenturm.




Die Architekten, darunter der Bildhauer Bonanno Pisano, planten einen prächtigen, runden Turm aus Mamor. Er sollte eine Gesamthöhe von 100 Metern haben. Außerdem sollte er den Klerikern und Kirchenvertretern bei Gefahr Schutz bieten. Am 9. August 1173 wurde der Grundstein gelegt.

Es kommt anders als geplant

Damals dauerten die Bauarbeiten für ein solch großes Bauwerk viel länger als heute. Nach zwölf Jahren war man bei der dritten Etage angelangt. Zu diesem Zeitpunkt bemerkten die Erbauer, dass sich der Turm langsam aber sicher nach Südosten neigte.

Grund dafür war, das der Boden unter dem Fundament nachgab. Die Architekten hatten nicht bedacht, dass an der Stelle, wo der Dom und sein Turm gebaut werden sollte, lockerer Lehm und Sand den Boden bildete. Das hohe Gewicht des Turmes sorgte dafür, dass der Boden sich verformte sodass eine Neigung von 3,97 Grad entstand.



War das Projekt gescheitert?

Zunächst herrschte Ratlosigkeit in Pisa, denn mit den damaligen Möglichkeiten konnte man das Problem nicht beheben. Nachdem die Arbeiten 100 Jahre geruht hatten, versuchte man, die Schieflage auszugleichen, indem man die nächsten vier Stockwerke schräg baute. Dies hatte jedoch keine große Wirkung und 1372 schließlich wurde der Turm mit der Glockenstube vollendet. Von nun an war der Schiefe Turm von Pisa Wahrzeichen der Stadt.


Foto: Die Neigung des Schiefen Turms kann man gut im Vergleich zur Dommauer erkennen.

Eine ganz besondere Architektur

Der Schiefe Turm von Pisa ist nicht nur wegen seiner Schieflage besonders. Die Tatsache, dass er rund ist unterscheidet ihn von allen in dieser Zeit gebauten Glockentürmen Italiens. Diese hatten nämlich einen rechteckigen Grundriss. Außerdem macht das Baumaterial - weißer Carrara-Marmor den Turm zu einem echten Hingucker. In der Glockenstube hängen sieben Glocken, die aber heute nicht mehr geläutet werden.

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Eigentlich war der Turm ja mit einer Höhe von 100 Metern geplant. Wegen der Schräglage war es aber zu gefährlich, ihn noch höher zu bauen. Deshalb ist er heute nur 54 Meter hoch und misst im Durchmesser 12 Meter. Seit 1987 ist der Schiefe Turm von Pisa zusammen mit dem Dom Weltkurlturerbe der UNESCO.

Der Dom zu Pisa in seiner ganzen Pracht mit Schiefem Turm im Hintergrund



Rettungsmaßnahmen

Ab 1990 wurde der Turm für Besucher gesperrt, weil er einzustürzen drohte. Er hatte nun eine gefährliche Schieflage, weshalb die Regierung nach Rettungsmaßnahmen suchte. Zunächst sicherte man die Bereiche, in denen schon Risse im Marmor zu sehen waren, mit insgesamt 18 Stahlreifen. Später wurde die höhere Seite des Fundaments mit 900 Tonnen Blei beschwert.



1999 entfernte man mit Bohrungen Bodenmaterial unter dem höheren Teil des Fundaments. Damit konnte sich der weiche Boden besser verteilen  und der Turm verlor 10% seiner Neigung. Ganz aufrichten wollten die Pisaner ihren Schiefen Turm jedoch nicht. Heute ist er wieder für eine begrenzte Besucherzahl zugänglich.



Foto: Mit 900 Tonnen Blei versuchte man den Schiefen Turm zu sichern.

06.01.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Schwarzweißbild: Photovision (cc-by-sa 3.0), Vorschau & Turm: Softeis (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Dom zu Pisa: Lucarelli (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0), Gewichte: Rolf Gebhardt (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0)

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