Seikan - Der längste Tunnel der Welt

In Japan liegt der längste Tunnel der Welt. Er verbindet die Inseln Hokkaid und Honsh. Am 27. Januar 1983 wurde der Pilottunnel fertiggestellt. Damit bestand erstmals eine direkte Verbindung zwischen den beiden Inseln. Mehr über den Bau dieses Tunnels erfahrt ihr hier ...

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts machte man sich Gedanken über eine Tunnelverbindung der japanischen Inseln Hokkaid und Honsh. Der zweite Weltkrieg unterbrach jedoch weitere Planungen. 1954 brachte ein Taifun fünf Schiffe in der Tsugaru-Straße - so nennt man Meerengen zwischen Inseln - zum Kentern. Fast 1.500 Menschen kamen um. Daraufhin trieb die japanische Eisenbahngesellschaft Untersuchungen über einen möglichen Tunnel voran.

Häfen zu klein




Zudem nahm der Personen- und Warenverkehr zwischen den japanischen Inseln immens zu. In den 60ern wurden über vier Millionen Passagiere und über 6 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr per Fähre transportiert. Prognosen sahen einen weiteren Zuwachs voraus, aber die Häfen konnten wegen der landschaftlichen Lage nicht mehr erweitert werden.

Langwierige Voruntersuchungen

Nachdem also schon seit 1945 Untersuchungen über den Untergrund im Gange waren, begann man im Jahr 1971 schließlich mit der Konstruktion. Mehr als 10 Jahre lang bauten die Arbeiter am Pilottunnel, der die Meerenge unterquert. Man begann, sich von Norden (Hokkaid) und Süden (Honsh) her unter dem Meer hindurch zu arbeiten. Weil man es mit verschiedensten Gesteinen zu tun hatte, wurde keine Schildvortriebsmaschine verwendet, sondern mit Dynamit und mechanischem Gerät gearbeitet.

Sprengung verbindet

Am 27. Januar 1983 wurde mit einem symbolischen Knopfdruck die letzte Sprengung ausgelöst, mit der eine Verbindung zwischen den beiden Tunnelabschnitten hergestellt wurde. Nach Fertigstellung des 23,3 Kilometer langen unterseeischen Pilottunnels wurde ein größerer Servicetunnel gebaut und schließlich der Haupttunnel, in dem der Zugverkehr rollt.


Servicetunnel und Haupttunnel sind etwa alle 600 bis 1.000 Meter durch Schächte miteinander verbunden. Der Haupttunnel ist knapp zwölf Meter breit und neun Meter hoch. Die maximale Gradiente, also die größte Steigung oder das größte Gefälle, liegt bei zwei Prozent. Das heißt, dass auf einen Meter Strecke das Gleis um zwei Zentimeter steigt oder sinkt, auf Hundert Meter also zwei Meter.

Abbildung: 1: Haupttunnel, 2: Servicetunnel, 3: Pilottunnel, 4: Verbindungsgang



Im März 1985 wurde der Durchstich des Haupttunnels gefeiert. Am 13. März 1988 wurde der Tunnel der Öffentlichkeit übergeben. Die damaligen Baukosten betrugen 3,6 Milliarden Dollar, 34 Bauarbeiter kamen während der Arbeiten ums Leben.

Tunnel für Container


Nach Fertigstellung des Tunnels wurde der größte Teil des Gütertransports durch ihn abgewickelt. Doch Personen nutzen zu 90 Prozent das Flugzeug. Denn mit dem Zug durch den Tunnel dauert eine Reise von Tokyo nach Sapporo knapp elf Stunden, mit dem Flieger braucht man nur dreieinhalb Stunden, Fahrten vom und zum Flughafen schon eingerechnet. Zudem sind die Flugtickets mittlerweile günstiger als das Zugticket.

Abbildung: Eine Anzeige in den Zügen gibt Auskunft über die aktuelle Position im Tunnel.

1.200 Kilometer in vier Stunden

Heute ist der Seikantunnel der längste Tunnel der Welt und die Unterwasserstrecke ist mit 23,2 Kilometern die zweitlängste nach dem Eurotunnel. Dank des Seikantunnels sind alle vier japanischen Hauptinseln mit dem Zug erreichbar. 2018 soll mit dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen die 1200 Kilometer lange Strecke Tokyo-Sapporo in vier Stunden zu bewältigen sein. Seinen Namen hat der Tunnel von den je ersten Schriftzeichen der Großstädte, die in der Nähe der beiden Tunneleingänge liegen Aomori und Hakodate. Im japanischen heißt Tunnel tonneru, was eine Übernahme des Wortes aus dem Englischen oder Deutschen wahrscheinlich macht.

Den Rekord als längsten Tunnel wird der Seikan vermutlich 2018 verlieren. Dann wird der Gotthard-Basistunnel fertig, der auf der Strecke Luzern-Lugano das Gotthardmassiv auf einer Länge von 57 Kilometern untertunnelt.

Technische Daten Seikan:

Länge: 53,85 km, davon 23,3 km unter Wasser

Tiefste Punkt: 240 Meter unter der Wasseroberfläche

Bauzeit: 17 Jahre (1971-1988)

Durchmesser: 11,90 Meter

Breite: 9 Meter

Spurweite: Schmalspur 1.067 mm, vorbereitet für Dreischienengleis und Normalspur 1.435 mm

Kosten: 3,6 Milliarden US-Dollar (1988)

Tote: 34 Arbeiter

Text: -jj- 24.1.2008 // Bilder: Karte: PD; Zuganzeige: Alex Sims/GFDL; Schema: PD; Münzen: GFDL

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