Rhein-Main-Donau-Kanal wird fertiggestellt

Der Rhein-Main-Donau-Kanal verbindet seit über 15 Jahren Rhein, Main und Donau und fließt von Bamberg über Nürnberg nach Kelheim. Weil er Nordsee und schwarzes Meer verbindet, wird er auch Europakanal genannt. Schon 793 wurden erste Pläne zu einer Verbindung der drei Flüsse gemacht ...

Erst ein Reinfall ...

Im Jahr 793 wollte Karl der Große die Schwäbische Rezat und die Altmühl in der Nähe des heutigen Treuchtlingens durch den Bau eines Kanals verbinden. Dadurch sollte die Verkehrssituation für die Händler verbessert werden, die über den Rhein und Main nach Weißenburg gelangten. Wie ihr euch vorstellen könnt, hat es damals nämlich ganz schön viel Zeit in Anspruch genommen, die Ware mit einem Pferdekarren über weite Strecken zu transportieren.

Das sollte nun aber mit der Verbindung beider Flüsse ein Ende haben. Das 3000 Meter lange Kanalstück wurde Fossa Carolina oder Karlsgraben genannt. Über Fertigstellung und Nutzung dieses frühesten Kanals gibt es widersprüchliche Angaben. Heute sind noch etwa 500 Meter Wasserfläche samt begrenzender Erdwälle zu sehen (siehe Bild).

... dann der zweite

Bei diesem einen Versuch sollte es allerdings nicht bleiben. 1836 begannen die Bauarbeiten am Ludwigskanal zwischen Bamberg und Kelheim, benannt nach König Ludwig I. von Bayern. Diese Wasserstraße wurde 1846 schon fertiggestellt, jedoch im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und ab 1950 aufgegeben. Durch die Eisenbahn verlor die Schifffahrt zunehmend an Bedeutung. Auch war der Kanal nicht breit genug und es mangelte an Wasser. Dehalb konnten nur relativ kleine Schiffe mit wenig Waren den Kanal befahren. Das Schienennetz wurde zur gleichen Zeit weiter ausgebaut und erschloss zahlreiche neue Handelswege.

Dritter Versuch

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch wurde der Plan eines Kanals erneut aufgegriffen. Am 30. Dezember 1921 wurde die Rhein-Main-Donau Aktiengesellschaft (RMD-AG) mit Sitz in München gegründet. Zur Finanzierung des Projekts erhielt die RMD-AG das Recht, durch den Bau von Wasser-Kraftwerken an Main, Donau, Lech, Altmühl (siehe Bild) und Regnitz deren Wasserkraft zu nutzen. Der Ertrag daraus sollte den Bau der Wasserstraße finanzieren. 1962 war der Main bis Bamberg ausgebaut und 1972 der Kanalbau zwischen Bamberg und Nürnberg abgeschlossen. Am 25. September 1992 wurde das letzte Kanalstück eröffnet.

Auf den Spuren der Neozoen

Natürlich hat diese große Wasserstraße auch Auswirkungen auf die Umwelt. Über die neue Verbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer gelingt es vielen Tieren und Pflanzen, vom einen Gebiet ins andere zu gelangen und sich dort zu verbreiten. Diese so genannten Neozoen (Tiere) und Neophyten (Pflanzen) machen oft Schwierigkeiten im neuen Lebensraum: Sie sind für dort lebende Arten eine Konkurrenz und haben eventuell fehlende Fressfeinde, das heißt, dass sie sich dann gut vermehren können. Außerdem können sie Krankheiten auf andere Tiere und Menschen übertragen.

Die chinesische Wollhandkrabbe ist ein typisches Beispiel für ein unerwünschtes Neozoon: Die ursprünglich aus China stammende Krabbe hat sich in Europa bereits trotz Bekämpfung durch den Menschen verbreitet und einheimische Arten verdrängt. Neozoen und Neophyten können die neue Umgebung allerdings auch bereichern und sich eingliedern. Beispiele sind die Tomate und die Kartoffel, welche ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika stammen. Ein weiterer unschöner Neophyt, der Riesen-Bärenklau, stammt aus dem Kaukasus. Eine Berührung mit der Pflanze sollte vermieden werden, da dies zu schmerzenden Hautreaktionen führen kann (siehe Link am Ende des Artikels).


Ob die hohen Kosten und der enorme Aufwand für das Projekt sich je rechnen werden, ist fraglich. Aufgrund des Schienenverkehrs muss der Kanal nicht in erster Linie genutzt werden. Trotzdem fuhren im Jahr 2006 über 5280 Schiffe über den Rhein-Main-Donau-Kanal, die besonders große Mengen Erze und Kohle zu Kraftwerken und Hochöfen transportieren können.

Hier findest du mehr Informationen zur "Fossa Carolina".

Wenn dich Schifffahrt interessiert, dann wirf doch auch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 25: Schiffe

Text: Luisa Blendinger - 18.09.2007, Bilder: PD

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