John Fowler Ingenieur im Eisenbahnzeitalter

Vor 190 Jahren, am 15. Juli 1817 wurde John Fowler geboren. Fowler machte sich als Brückenbauer und Eisenbahningenieur einen Namen. Er konstruierte die gigantische Brücke über den Firth of Forth in Schottland, die bis heute ein Wahrzeichen des Landes ist und entwarf eine spezielle Lok für die Londoner U-Bahn.

Wozu brauchte man neue Brücken?


Rechts: altes Foto der Brücke über den Firth of Forth in Schottland.

Seit im 19. Jahrhundert in Europa immer mehr Eisenbahnstrecken entstanden, wurden auch neue Brücken nötig. Schließlich waren die alten Holz- und Steinbrücken für Kutschen und Fuhrwerke ausgelegt. Dem Gewicht der Züge konnten sie nicht standhalten. Da Großbritannien damals der weltgrößte Eisenerzeuger war, konstruierte man hier auch viele der neuen Brücken aus diesem Material.

Die Taybrücke schön aber unsolide

Der Nachteil: Gusseisen ist spröde und hält Zugkräfte nicht so gut aus. Einige der frühen Eisenbrücken stürzten daher wieder ein. Besonders bekannt wurde die Brücke über den Firth of Tay genau aus diesem traurigen Grund.

Einsturz der Tay-Brücke

Zwei Jahre nach ihrer Inbetriebnahme stürzte sie am 28. Dezember 1879 in einer stürmischen Nacht ein, während sie gerade von einem Zug überquert wurde. Der Zug stürzte ins Meer, alle 75 Insassen starben.

Der Ingenieur, der die Brücke über den Tay gebaut hatte, Thomas Bouch, wurde nach ihrer Eröffnung zum Ritter geschlagen. Sein Bauwerk galt damals als technische Meisterleistung. Mit einer Länge von über drei Kilometern war es damals die längste Brücke der Welt. Bouch erhielt deshalb auch den Auftrag, eine Brücke über den benachbarten Firth of Forth zu konstruieren.

Nach der Einsturzkatastrophe wurden Bouchs Pläne für die Forth-Überquerung gestoppt. An seiner statt erhielten John Fowler und sein Kollege Benjamin Baker den Zuschlag.

Foto: John Fowler

Ihre Aufgabe war es nun, mit einer völlig neuen und ganz besonders sicheren Bauweise das Vertrauen der Zugreisenden in Eisenbahnbrücken zurückzugewinnen.

Die Forthbrücke - solide und richtig teuer

So kam es, dass die 2,5 Kilometer lange Forth Bridge (siehe Foto) als Auslegerbrücke mit Fachwerkträgern aus Stahl realisiert wurde. Zu dieser Zeit war es generell üblich, Konstruktionsweisen, die man bisher mit anderen Werkstoffen ausgeführt hatte auch in den Eisen- und Stahlbau zu übernehmen. Stahl hat den Vorteil, dass er im Gegensatz zu Eisen auch Zugkräfte aufnimmt und daher noch stabiler ist.

Aufgrund des materialintensiven Systems war die gigantische Menge von mehr als 50.000 Tonnen Stahl nötig. Entsprechend fiel dann auch der Gesamtpreis aus: Die Summe von 2,5 Millionen Pfund war zu damaliger Zeit außergewöhnlich hoch für ein solches Bauwerk.

Foto: Blick in das Stahlfachwerk der Forth Brücke.

Doch die Investition scheint sich gelohnt zu haben. Bis heute gilt die Brücke als eine der stabilsten der Welt und ist weiterhin in Betrieb. Außerdem inspirierte sie Gustave Eiffel, der daraufhin für seinen Turm in Paris auch Stahlfachwerk verwendete.

Fowler konstruierte noch zahlreiche weitere Eisenbahnbrücken in Großbritannien, doch die spektakulärste blieb die 1890 eröffnete Bridge of Forth.

Bild: Schematische Darstellung der Forth Brücke, an der der Gerberträger in der Mitte sowie die Ausleger sichtbar sind.

Schneller zum Zug - die erste U-Bahn

1863 wurde die erste U-Bahn der Welt eröffnet: die Londoner Metropolitan Railway. Die Neuerung wurde notwendig, weil London zwar aus verschiedenen Richtungen mit dem Zug zu erreichen war, die Züge jedoch jeweils in Kopfbahnhöfen außerhalb des Stadtzentrums endeten. Um in die Innenstadt zu gelangen oder umzusteigen musste man Kutschen benutzen, was die Reise sehr umständlich machte.

Die Metropolitan Railway wurde von den Fahrgästen daher freudig aufgenommen. Doch was man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen kann, war damals gang und gäbe: die Bahnen wurden von Dampfloks gezogen. Dementsprechend unkomfortabel war der Aufenthalt in den U-Bahn-Stationen: Dampf und Ruß verschmutzten alles und nahmen den Reisenden buchstäblich die Luft zum Atmen.

Dampflos aber erfolglos

Und hier kam John Fowler ins Spiel. Er erfand Anfang der 1860er Jahre eine Lokomotive die auch dampflos fahren konnte. In heißen Ziegelsteinen speicherte sie die Energie, die sie für ihren Antrieb brauchte. War sie wieder über der Erde, konnte sie auch auf herkömmliche Weise geheizt werden, denn unter freiem Himmel störte der Dampf nicht so sehr.

Doch leider war der geniale Einfall nicht erfolgreich und obwohl Fowler drei verschiedene Varianten seiner Erfindung mit dem Spitznamen Fowlers Ghost (Fowlers Geist) entwarf, kam keine zur Serienreife. Schade.

Bild: Erste elektrische Londoner U-Bahn von 1890.

Denn so mussten die Fahrgäste noch viele Jahre mit dem Qualm leben, bis die U-Bahnen zwischen 1890 und 1907 endlich elektrifiziert wurden.

John Fowlers bemerkenswerteste Leistung, für die er auch den Adelstitel Sir erhielt, war und bleibt die Forth Brücke. Fowler starb am 10. November 1898 in Bournemouth. 

Wenn ihr mehr über Brücken erfahren wollt, dann schaut doch mal in den WAS IST WAS Band 91 Brücken und Tunnel.

Text: lm 13.07.07, Fotos: GFDL, Illustration Taybrücke: Peter Klaucke, schematische Zeichnung der Forth-Brücke: Frank Kliemt, beide WAS IST WAS Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt