Johann Balthasar Neumann

Am 27. 01. 1687 wurde der Architekt Johann Balthasar Neumann in Eger geboren. Seine Bauwerke wie die Würzburger Residenz, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen oder die Schlösser von Brühl und Bruchsal zählen zu den architektonischen Meisterwerken des späten Barock, auch Rokoko genannt.

Vielleicht erinnert ihr euch noch: Auf dem alten 50 D-Markschein war neben Neumann, auch die Würzburger Residenz und der von ihm erfundene Zirkel abgebildet.

Balthasar Neumanns Karriere


Getauft wurde Johann Balthasar Neumann am 30.01.1687 in Eger. Er war der Sohn eines Tuchmachers. 1711 kam Neumann als gelernter Büchsenmeister der Ernst- und Lustfeuerwerkerey nach Würzburg. Hier arbeitete er als Gießereigeselle und trat schließlich 1712 in den Militärdienst ein.

Nebenbei widmete er sich intensiv dem Studium der Baumeisterei. Dabei entwickelte er auch neue Werkzeuge, wie 1713 den Proportionalzirkel. Mit diesem Zirkel können Maßverhältnisse verschiedener Säulenarten bequem abgelesen werden.

Als Baudirektor und Ingenieur begann er 1720 mit dem Bau der Würzburger Residenz. Der Fürstbischof von Würzburg, Johann Philipp von Schönborn hatte ihn mit der Bauleitung für den repräsentativen Schlossbau beauftragt.

Die Würzburger Residenz

Die großartige Schlossanlage zählt zu den wichtigsten Bauwerken des späten Barock. Sie wird durchaus mit Schloss Versailles bei Paris oder Schloss Schönbrunn bei Wien verglichen.

Besonders hervorzuheben sind die Hofkirche (1732 43) und das Raumkonzept des großartigen Treppenhauses mit dem Deckenfresko von Tiepolo (1735 53), sowie das barocke Treppenhaus von Schloss Bruchsal (1731 33) und Schloss Brühl (1743 48).

Neumanns besonderes Können


Neumann galt als Meister der eleganten räumlichen Komposition, die er mit viel Einfallsreichtum immer wieder neu variierte. Er verband in seinem Werk Elemente des französischen, österreichischen und italienischen Barock. Als seine berühmteste Kirche gilt die 1743 begonnene, den 14 Nothelfern geweihte, Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, oberhalb von Staffelstein in Oberfranken. Sie wurde erst 19 Jahre nach seinem Tod, 1772, vollendet.

Johann Balthasar Neumann war Künstler und tüftelnder Techniker in einem. Und er war ein kluger Geschäftsmann, der das größte Architekturbüro seiner Zeit leitete. 1731 bekam er einen Lehrstuhl an der Universität zu Würzburg für militärische und zivile Baukunst. 1753 starb er im Alter von 66 Jahren in Würzburg. Noch heute gelten seine Bauwerke als Höhepunkte des Barock und Rokoko.

Was ist Barock

Das Wort Barock stammt aus Portugal. Es bedeutet ursprünglich unregelmäßige Perle. Im 18. Jahrhundert bezeichneten die Franzosen damit alle Kunstwerke, die ihnen überladen, übertrieben und nicht nach ihren strengen Regeln erbaut erschienen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird das Wort auch für die Kunst, Architektur und die Zeit zwischen 1600 und 1750 benutzt.

Die barocke Architektur

Unter dem barocken Baustil versteht man einen architektonischen Stil, der im frühen 17. Jahrhundert in Italien entstand und über eineinhalb Jahrhunderte hinweg Europa und die Neue Welt in unterschiedlichen Ausprägungen dominierte. Besonders Frankreich entwickelte den Stil architektonisch weiter. Im Barock vereinen sich Architektur, Bildhauerei, Malerei und dekorative Künste zu einem großen Gesamtkunstwerk.

Ein barockes Stilmittel: Die optische Täuschung

Dabei werden Mittel der optischen Täuschung eingesetzt, die nach französischem Vorbild Trompe l il Augentäuschung, genannt werden. Die Kunst liegt darin, dass Dinge so echt und lebendig gezeichnet oder gemalt werden, dass sie den Betrachter in seinem Eindruck täuschen. Eine Tür wird so auf eine Wand gemalt, dass man glaubt, man könne wirklich hindurch gehen. Gemalte und tatsächlich gebaute Säulen, Bögen und auch andere Architekturformen werden so gemischt, dass ein optisches Ganzes aus Täuschung und echten Bauelementen entsteht.


Erzeugt werden Raumtiefe und ein dreidimensionaler Eindruck. Eine Decke scheint gewölbt und von Säulen gestützt dabei sind diese Effekte nur gezeichnet. Um diese Raumwirkung zu erzielen, bedienten sich barocke Maler des Mittels der perspektivischen Verkürzung. Insgesamt fließen gebaute und gemalte Elemente ineinander, genau wie Fantasie und Wirklichkeit.

Der Rokoko

Gerade in der Spätzeit des Barock, im so genannten Rokoko, zählen üppige Formen und Formenvielfalt. Der Name Rokoko leitet sich vom französischen Wort rocaille ab, das für eine verschnörkelte, nicht symmetrische Ornamentform steht. Schnörkel, Blütenblätter, viele verzierende Elemente oder dicke Putten sind typische Elemente des Rokoko. Kirchen und Schlösser sind reich und spielerisch verziert. Oft mit Deckengemälden, so genannten Fresken ausgestattet. Viel Gold, aber auch Marmor und edle Stoffe scheinen verwendet zu werden. Scheinen? Auch bei den Materialien wird der Betrachter oft getäuscht. Denn was wie teurer Marmor aussieht, ist als Stein bemalter Stuck, ein Gips, den man auch vergolden kann.

Auf welcher Idee beruht der Barock?

Im Zeitalter des Barock, von 1600 bis etwa 1750 waren die Europäer überzeugt von ihrem Recht, die ganze Welt beherrschen zu dürfen. Durch die Ausweitung der Macht in Kolonialländer und deren Ausbeutung erreicht Europa einen ungeheuren Reichtum. Und dieser Reichtum spiegelt sich in der üppigen und überladenen Kunst und Architektur der Zeit wieder. Kirchen und Schlösser drücken in ihrer Größe diese Macht aus und werden als Kulisse für die Inszenierung der Macht und des Reichtums gesehen. Jeder bekommt eine Rolle, die er zum Beispiel am Hof zu spielen hat. Und diese Inszenierungen werden dann auch in der Architektur mit "Augen- Täuschungen" weitergeführt.

Am besten ist, ihr schaut euch eines der spätbarocken Schlösser einmal genauer an, dann wird euch auffallen, wie oft sich das Auge des Betrachters doch tatsächlich getäuscht sieht. Wie oft, der Schein und nicht das Sein zählt.

-ab/rr-29.01.07 Text / Fotos: Würzburger Residenz, Tiepolo Fresko: http://www.tiepolo-wuerzburg.net; Vierzehnheiligen: ab; zeitgenössisches Porträt von J.B. Neumann: gemalt von Marcus Friedrich Kleinert, 1727 und Hofkapelle: http://www.mathematik.uni-wuerzburg.de/.

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