Der Nord-Ostsee-Kanal

Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtstraße der Welt. Kaiser Wilhelm II hat den Wasserweg am 21. Juni 1895 eröffnet. In acht Jahren Bauzeit wurden rund 80 Millionen Kubikmeter Erde bewegt.



Die Verbindung von Nord- und Ostsee verkürzte den Seeweg von Brunsbüttel nach Kiel um 520 Seemeilen (eine Seemeile entspricht 1,8 km). Durch den Skagerrak hätte ein Schiff für die Strecke 575 Seemeilen zurücklegen müssen, bei einer Fahrt durch den Kanal sind es nur 55. Der Kanal ist 98,65 Kilometer lang. Sieben Hoch-, Dreh und Schwimmbrücken ermöglichen das sichere Überqueren. Dazu kommen noch zahlreiche Fähren. Auch mit ihnen ist das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite kostenlos, da es sich um eine künstliche Wasserstraße handelt, die ältere Verkehrswege durchschnitten hat

Kleiner Vorläufer

Schon 1784 gab es eine Binnenverbindung zwischen Nord- und Ostsee. Der dänische König hatte damals den Schleswig-Holsteinischen-Canal oder Eiderkanal eröffnet, der das Flussbett der Eider mit einbezog. Er begann in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, von wo aus er bis zur Eidermündung in Tönning floss. Eine Fahrt dauerte damals bis zu vier Tage. Ihn konnten Schiffe bis fast 300 Tonnen befahren. Damit war er für die Schifffahrt des ausgehenden 18. Jahrhunderts dimensioniert, nicht für das beginnende Zeitalter der großen Dampfschiffe.

Der Kaiser baut den Kanal

Schon Reichskanzler Otto von Bismarck war an einem Kanal interessiert, der vom neuen Reichskriegshafen Kiel bis zur Elbmündung führen sollte. Doch erst 1878 kam Bewegung in die vagen Pläne: Der Hamburger Reeder und Kaufmann Hermann Dahlström legte der Reichsregierung ein Konzept für den Bau eines Kanals vor, das sowohl kaufmännische als auch militärische Belange berücksichtigte. Als Bismarck Kaiser Wilhelm I. für das Projekt begeistern konnte, wurde aus dem von Dahlström geplanten privaten Kanalbau ein nationales Großprojekt des neuen Kaiserreiches: Am 03. Juni 1887 legte der damals 90jährige Kaiser Wilhelm I. den Grundstein des Nord-Ostsee-Kanals.

Wasserstraße für die Zukunft

Am 21. Juni 1895, nach 8 Jahren Bauzeit und Kosten von 156 Mio. Mark, eröffnete Kaiser Wilhelm II. in Holtenau den Kaiser Wilhelm-Kanal, wie er den Kanal zu Ehren seines Großvaters nannte. Erst 1948 erhielt der Kanal den bis heute gültigen Namen. In der Internationalen Seefahrt wird die Wasserstraße als Kiel-Canal bezeichnet.

Der Kanal war zur Einweihung 67 m breit und 9 m tief. Die Einführung von Großkampfschiffen in der deutschen Marine machte Baumaßnahmen zur Verbreiterung notwendig, die zwischen 1907 bis 1914 weitere 242 Mio. Mark kosteten. Er wurde auf elf Meter Tiefe, 44 Meter Sohlenbreite sowie 102 Meter Spiegelbreite gebracht.

Die beiden Weltkriege und die Wirtschaftskrise Ende der 1920er ließen den Kanal nahezu verfallen. Nach Sicherungsarbeiten in der Nachkriegszeit begann 1966 der bis heute letzte Ausbau. Während die Kanaltiefe bei elf Metern blieb, wurde die Sohle auf 90, die Spiegelbreite auf 162 verbreitert. Die Arbeiten sind bis heute nicht abgeschlossen, die Gesamtkosten werden auf 485 Millionen Euro geschätzt.

Technische Meisterleistungen

Auch für Touristen ist der Nord-Ostsee-Kanal eine Attraktion. Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge angenehme, steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den großen Ozeanriesen.

Doch nicht nur die Schiffe, auch die Schleusen und Brücken sind sehenswert. Besonders

spektakulär ist die Rendsburger Eisenbahnbrücke mit einer Länge von 2.486 Metern. 16.700 Tonnen Stahl wurden dafür verbaut, 3,1 Millionen Nieten halten die Konstruktion bis heute zusammen. In Brunsbüttel und Holtenau (Foto) entstanden bis 1914 330 Meter lange, 45 Meter breite sowie 12 Meter tiefe neue Schleusen, die als die größten der Welt galten und bis heute in Betrieb sind.

Hier findest du die offizielle Seite des Nord-Ostsee-Kanals.

Text und Bilder: Roland Rosenbauer, Stand: 20. 6. 2005.

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