Der größte Staudamm der Welt

Das größte Wasserkraftwerk der Welt soll so viel Strom wie 12 Kernkraftwerke liefern. Die ersten Schleusentore des Drei-Schluchten-Dammes wurden am Wochenende geschlossen. Im Jahr 2009 soll das Projekt vollendet sein.

Das gewaltige Projekt am Jangtse ist teuer erkauft: Damit Chinas mächtigster Strom einen riesigen Stausee bilden kann, versinkt die Heimat von fast zwei Millionen Menschen in den Fluten. Hochwasserkatastrophen der Vergangenheit, die Zehntausenden von Menschen das Leben kosteten, und deren künftige Verhinderung gehören zu den wichtigsten Argumenten der Planer für das größte Staudammprojekt der Welt. Dazu wollen die Chinesen mit ihrem Mega-Projekt große Mengen neuen Ackerlandes für die überwiegend arme Landbevölkerung gewinnen, die Binnenschifffahrt (Unser Bild zeigt den Hafen von Shanghai. So könnte es auf dem Stausee auch bald aussehen.) fördern und natürlich gigantische Mengen an Strom für die Industrieregionen entlang des Jangtse produzieren. Im August sollen die ersten Turbinen Strom produzieren. Im Jahr 2009 soll das gigantische Kraftwerk mit 26 Turbinen 18.200 Megawatt Leistung produzieren - mehr als zehn bis fünfzehn Atomkraftwerke zusammen.

Bauwerk der Rekorde

Nach ihrer Fertigstellung soll die Staumauer des Drei-Schluchten-Dammes 185 Meter hoch und 2309 Meter breit sein und das Wasser bis auf 175 Meter Höhe aufstauen. Der Stausee wird nach der Flutung bei einer Länge von 660 Kilometern etwa die 12-fache Fläche des Bodensees umfassen. 1,8 Millionen Tonnen Stahl, elf Millionen Tonnen Zement und dreißig Millionen Kubikmeter Beton werden für das Bauwerk benötigt. Mindestens 30 Milliarden Dollar wird der Megadamm nach Abschluss der Arbeiten gekostet haben.

Zwangsumsiedlung

Das Projekt ist wegen der Umsiedlung der Menschen, aber auch wegen der hohen Kosten und der schwer kalkulierbaren Folgen für die Umwelt heftig umstritten. Das riesige Wasserreservoir reicht von Sandouping in der Provinz Hubei bis zur Metropole Chongqing.

Fast zwei Millionen Menschen mussten im Zuge der Bauarbeiten umgesiedelt werden und haben ihre Heimat für immer verloren. Über 10.000 Dörfer, ja ganze Städte, wurden dem Projekt geopfert, zerstört und überflutet. Dabei gehen auch viele archäologisch wertvolle Stätten verloren. Mehr als 7000 Experten und Mitarbeiter versuchen in einem Rennen gegen die Zeit, die Kulturschätze zu retten. Die Kulturdenkmäler sind zum Teil mehr als 10.000 Jahre alt. In dem Gebiet liegen Ausgrabungsstätten von der Steinzeit bis hin zu Kulturstätten der Qing Dynastie.

Ökologische Licht- und Schattenseiten

Die Macher des Projektes wollen den Dammbau ökologisch wertvoll erscheinen lassen. Sie hoffen, gewaltige Mengen klimaschädlicher Treibhausgase, die bei der gleichen Stromerzeugung in herkömmlichen mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerken entstehen würden, durch die Nutzung der Wasserkraft einzusparen. In Zeiten alarmierender Klimaveränderungen ist das ein ehrenwertes Ziel, ob es erreicht werden kann, ist eine andere Frage. Umweltschützer fragen sich beispielsweise, was mit den Giftstoffen aus den zahllosen Müllhalden der überfluteten Städte passiert? Wenn sie ins Flusswasser gelangen, könnten ganze Ökosysteme verseucht werden. Dazu kommt die Erdbebengefahr in der Region. Ein schwerer Erdstoß in unmittelbarer Nähe des Riesendammes könnte zu Problemen mit dessen Statik führen, ihn vielleicht sogar zum Einsturz bringen. Über 100 Millionen Menschen wären in diesem Fall den Richtung Meer rasenden Fluten wehrlos ausgesetzt.

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Text: Roland Rosenbauer, Fotos: PhotoDisc

2. 6. 2003

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