Silvester im September Die Pyronale 2012 in Berlin

An Silvester zischt und knallt es, der ganze Himmel ist voller Farben und hell erleuchtet von Feuerwerkskörpern. In Berlin kann man ein solches Spektakel schon im September dieses Jahres erleben. Dort findet nämlich die sogenannte Pyronale statt, ein Feuerwerks-Wettbewerb zwischen mehreren Ländern. Wie aus Feuerwerksraketen Farben und Formen am Himmel werden, was die Chinesen damit zu tun haben und wie der Philosoph Adorno darüber denkt? Hier erfahrt ihr mehr.


In Berlin findet am 7. und 8. September 2012 ein Feuerwerkswettbewerb namens Pyronale statt. Der Name des Wettstreits leitet sich vom griechischen Wort pyr ab und kann mit Feuer übersetzt werden. Pyrotechnik wird das Handwerk genannt, das hinter den explosionsreichen Verbrennungskünsten steckt. Es gilt Licht, Schall, Wärme, Druck, Bewegung, Nebel und Rauch unter Kontrolle zu bringen, damit kunstvolle Lichtbilder am Himmel zu sehen sind.

Pyrotechnische Gegenstände, wie zum Beispiel Feuerwerkskörper, setzen sich für gewöhnlich aus drei Hauptbestandteilen zusammen. Dem pyrotechnischen Satz, der aus einem Brandbeschleuniger wie zum Beispiel Salpeter und einem Brennstoff wie Kohle besteht. Einer dämmenden Hülle aus Karton, Metall oder Kunststoff. Und schließlich der Zündung. Die Raketen werden meist per Hand hergestellt, da Maschinen zu gefährlich wären. Sie produzieren Wärme, Reibung und möglicherweise auch Funken, die zünden könnten.

Explosion und Detonation




Die Kapsel, in der ein pyrotechnischer Satz steckt, bezeichnet man als Ladung. Die ganze Baugruppe heißt Körper - daher nennt man die Silvesterkracher auch Feuerwerkskörper. Ihre Inhaltsstoffe sind harmloser als echte Sprengstoffe, weil sie lediglich schnell abbrennen und nicht detonieren.

Bei einer Detonation wird das bei der Explosion entstehende Gasgemisch mit Überschallgeschwindigkeit (1.235 Stundenkilometer) nach außen geschleudert. In fast allen Ländern unterliegen Gegenstände mit explosiven Inhaltsstoffen dem nationalen Sprengstoffrecht oder einem speziellen Pyrotechnikgesetz. Aber wie werden aus den explosiven Mixturen Figuren und Muster in allen erdenklichen Farben?

Farben, Formen und Metall

Im Inneren der Feuerwerkskörper befinden sich sogenannte Sterne. Das sind verschieden geformte Pulverkörper aus pyrotechnischen Sätzen. Farben entstehen, indem man dem Gemisch Metallsalze hinzufügt. Gelb zum Beispiel wird durch Natrium, Rot durch Strontium, Blau durch Kupfer und Grün durch Barium erzeugt. Mit der richtigen Zusammensetzung ist es möglich, die ganze Farbpalette am Himmel erscheinen zu lassen.

Für vollere Farben können PVC-Späne (Polyvinylchlorid) oder Magnesiumpulver dazu gegeben werden. Wechselfarbige Leuchtkugeln entstehen, indem man verschieden gefärbte Schwarzpulver um ein Samenkorn schichtet. Soll das Feuerwerk blinken, muss man dunkel und hell erscheinende Lagen im Wechsel auftragen.

Der Aufbau der Zerlegerladung entscheidet letztlich auch über Form und Muster der Lichtfiguren. Am Zenit, dem höchsten Punkt der Laufbahn, wird die Ladung mit großer Wucht freigesetzt. Dabei zündet sie auch die Sterne im Feuerwerkskörper. Zylinderbomben beispielsweise erzeugen runde Effekte, die den Blüten von Chrysanthemen ähneln. Kugelbomben verwandeln sich in Ringe, Schmetterlinge oder Herzen.

Organisation eines Großfeuerwerks

Bis ein großes Feuerwerk geplant ist, können mehrere Wochen oder sogar Monate vergehen. Die Pyrotechniker erstellen dabei einen sekundengenauen Abbrennplan, der auch als Partitur bezeichnet wird. Manche dieser Partituren werden mit dem musikalischen Notensystem geschrieben. So stehen die Kommandos für die einzelnen Zündungen geordnet untereinander. Das ist sehr sinnvoll, um gerade bei Mehrfachzündungen den Überblick zu bewahren. Heutzutage werden die Feuerwerksraketen jedoch nicht mehr per Hand, sondern elektrisch gezündet. So können sie aus sicherer Entfernung von einem Zündpult aus gen Himmel gejagt werden.

Die Chinesen und der Knall

Die ersten Feuerwerke gab es bereits vor mehr als 1.000 Jahren in China. Hier wurde das Schwarzpulver erfunden mit den Grundstoffen Salpeter, Holzkohle und Schwefel. Die damals konstruierten Raketen hatten jedoch keine Licht-, sondern nur Knalleffekte. Das reichte anfangs dennoch aus, da explosive Körper zunächst nur für kriegerische Zwecke verwendet wurden, um den Feind in Angst und Schrecken zu versetzen.


Hier seht ihr die künstlerische Darstellung eines Feuerwerks aus dem 17. Jahrhundert. Schon damals ließen sich die Menschen von dem farbenprächtigen Spektakel am Abendhimmel verzaubern.

Von holländischen Seefahrern nach Europa gebracht, entwickelte sich hier erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine eigenständige Feuerwerkskunst. Zuvor wurden die explosiven Konstruktionen, wie auch in China, lediglich militärisch eingesetzt. 1241 gelang es den Mongolen, ein deutsch-polnisches Ritterheer bei Liegnitz durch einen lauten, rauchenden Feuerwerksdrachen in die Flucht zu schlagen. Belagerte Städte wurden zu der Zeit oft mit Brandsätzen attackiert. An Pfingsten 1379 in Venedig wurde Schwarzpulver dann erstmals friedlich eingesetzt. Durch imposante Feuerwerke demonstrierten Herrscher damals ihre Macht.

Mittlerweile zelebrieren insbesondere die Amerikaner und Europäer das neue Jahr sowie nationale Feiertage mit größeren Feuerwerken die Asiaten den Sommer. Bei Großveranstaltungen wie Musikfestivals kommen die bunten Knallkörper ebenfalls häufig und gerne zum Einsatz. Die "Feuerwerkshauptstadt" mit den meisten Feuerwerksunternehmen in ganz Europa liegt übrigens in Spanien und heißt Valencia.

Der Mensch war von jeher fasziniert von den hellen und farbenprächtigen Gebilden am Himmel, die durch Feuerwerkskörper entstanden. Der Philosoph Theodor W. Adorno sagte einmal Folgendes dazu: Das Feuerwerk ist die perfekte Form der Kunst, da sich das Bild im Moment seiner höchsten Vollendung dem Betrachter wieder entzieht.

Pyronale 2012 in Berlin

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, selbst ein buntes großes Feuerwerk zu erleben und nicht mehr bis Silvester warten wollt, könnt ihr dies vom 7. bis zum 8. September 2012 in Berlin tun. Im Olympiastadion ist das Motto dieses Jahr "best of six". Es treten alle sechs World-Champions der letzten sechs Pyronalen gegeneinander an. Das heißt alle bisherigen Gewinner kämpfen um den goldenen Pokal.

Alle Infos rund um die Pyronale findest du unter www.pyronale.de

Text: Karin Ehrmann 1.9.2009 / akt. Nic 28.8.2012,  Bilder: Feuerwerksphotos: © Fireworksphotos.com; Stich: PD

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