Nostalgische Spielzeugschau

Was für euch heute Pókemon oder Playstation ist, das waren für eure Großeltern Kletteraffe Tom oder der Störrische Esel. Beide sind bewegliche Blechspielzeuge, die mit ihrer bis heute verblüffenden Mechanik, jahrzehntelang die Kinder begeisterten. Ab sofort sind diese und 300 weitere nostalgische Spielsachen in einer neuen Abteilung des Nürnberger Spielzeugmuseums zu bewundern.


Alle Exponate stammen von der traditionsreichen Spielwarenfirma Ernst Paul Lehmann Patentwerk, die früher Kinder in aller Welt mit hochwertigen Spielsachen versorgte. Besonders populär waren das Spielzeug made in germany bis zum Zweiten Weltkrieg in Amerika. Dort gibt es noch heute die meisten Privatsammler, die für die aufwendig gefertigten Figuren, Tiere, Flugzeuge, Schiffe, Autos oder Modellbahnen tief in die Tasche greifen. Bis zu 3000 Euro zahlen Liebhaber im Durchschnitt pro Stück. Das Höchstgebot lag sogar bei über 12.000 Euro.

Aufregende Firmengeschichte

Heute wäre es natürlich viel zu aufwendig und teuer, Spielzeug aus Feinblech herzustellen. Die meisten Spielsachen werden inzwischen aus Holz, Plastik oder Kunststoff gefertigt. Auch die Firma Lehmann Patentwerk hat sich inzwischen an die modernen Marktbedingungen angepasst. Sie produziert noch immer und ist nach wie vor in Familienbesitz - inzwischen in der vierten Generation. In 121 Jahren Unternehmensgeschichte hat der in Brandenburg ansässige Betrieb allerlei Höhen und Tiefen erlebt und dabei sowohl das Dritte Reich als auch die DDR überstanden.


Bis in die 30er erfolgreich

Besonders erfolgreich war das Unternehmen bis in die 30er Jahre. Mit witzigen Spielideen, originellen Namen, erfindungsreichen Mechanismen und einem sicheren Gespür für den Zeitgeist eroberten die Lehmann-Spielsachen fast jedes Kinderzimmer. Der große Renner waren damals Flugzeuge, Motorräder, Zeppeline und Automobile in Miniaturformat, die den technischen Fortschritt wiederspiegelten.

Krieg behinderte die Produktion

Erste Probleme tauchten in den 30er Jahren auf, als Hitler das für die Spielzeugproduktion benötigte Material in die Rüstungsindustrie steckte und die Exportbedingungen beschränkte. Die Firma Lehmann Patentwerke weigerte sich, Rüstungsgüter zu produzieren und stellte stattdessen das Sortiments um. Mit der neu entwickelten Gnom-Serie - die Spielsachen waren kleiner und technisch weniger aufwendig hielt man sich über Wasser.

DDR enteignete Firma

Nach dem Krieg geriet der Betrieb vom Regen in die Traufe. Die DDR-Regierung enteignete die Firma in Brandenburg und der Unternehmer Johannes Richter startete, fast mittellos, einen Neuanfang in der traditionsreichen Spielzeugstadt Nürnberg. Vom Blechspielzeug hatte er inzwischen auf Kleinspielzeug aus Kunststoff umgesattelt. Der große wirtschaftliche Durchbruch kam 1968: Die Lehmann Großbahn (LGB) die erste Modelleisenbahn für drinnen und draußen - eroberte das Herz der Eisenbahnfans in aller Welt. Und sicherte das Überleben der Firma.

Rückkehr nach Brandenburg

Nach der Wende bot sich die überraschende Möglichkeit, wieder in der historischen, denkmalgeschützten Fabrikanlage in Brandenburg Spielzeug zu produzieren. Die Famlie Richter konnte wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Möchtet ihr noch mehr über die Nürnberger Ausstellung wissen? Infos bekommt ihr hier.

Nic 1.2.2002

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