Fußball-Bildungspreis "Lernanstoß" 2008

Die Geschichtswerkstatt und Schulprojektwoche des Sportkreises e.V. Frankfurt a.M. gewinnt den diesjährigen Fußball-Bildungspreis "Lernanstoß" der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur. Gestiftet wird der Preis von 5000 Euro vom Tessloff Verlag. Die 11-köpfige Jury war mit der Welt- und Europameisterin Steffi Jones und dem ehemaligen Schalker Spieler Yves Eigenrauch prominent besetzt. Die Preiverleihung findet am 31. Oktober 2008 bei einer Galaveranstaltung in der Nürnberger Tafelhalle statt.



Steffi Jones saß in der Jury für den Fußball-Bildungspreis 2008.


Die Qual der Wahl 

Beworben hatten sich 43 Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet, die zwischen August 2007 und Juli 2008 aktiv waren: Schulklassen und Fußballvereine ebenso wie Modellprojekte aus der Jugendsozialarbeit. Darunter waren zum Beispiel Werder Bremen mit 100 Schulen, 100 Vereine, Hannover 96 mit 96 macht Schule oder die Arminis aus Bielefeld, aber auch das integrative Fußballcamp von Kathrin Lehmann in München oder der Europankow Cup in Berlin.

In vielen Projekten ging es darum, den Kindern und Jugendlichen durch Fußball Spaß an der Bewegung, Selbstvertrauen, aber auch Toleranz und Interesse an anderen Kulturen zu vermitteln oder das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten zu fördern. Eine Liste aller Bewerber findet ihr auf den Seiten der Deutschen Akademie für Fußballkultur. Vielleicht ist ja auch ein Projekt in der Nähe, an dem ihr euch gern beteiligen möchtet oder ihr findet eine Anregung für euren Verein oder euer Jugendzentrum...  


Bei der Jurysitzung wurde heiß über die vielen, spannenden Projekte gesprochen.


Die Jury

In der elfköpfigen Jury saßen in diesem Jahr zwei, die richtig mit dem Ball umgehen können: Steffi Jones, Europa- und Weltmeisterin mit der deutschen Nationalmannschaft und jetzt Präsidentin des Organisations-Komitees für die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland. Also derzeit so etwas, wie Franz Beckenbauer für die WM 2006 war. Und Yves Eigenrauch, Schalker Ex-Profi, der sich für einige soziale Projekte engagiert. Außerdem dabei: Laura Hartz vom Goethe-Institut in München; Prof. Dr. Claudia Kugelmann, die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über Mädchenfußball forscht; der Leiter der Bayerischen Landesmedienzentrale für politische Bildungsarbeit, Dr. Peter März; Norbert Niclauss, Mitarbeiter der Bundesregierung für Kultur und Medien in Berlin; der Sportsoziologe Professor Dr. Gunter A. Pilz von der Universität in Hannover, die Soziologin Victoria Schwenzer, die viel über Rassismus und Frauenfeindlichkeit im Fußball gearbeitet hat sowie Gerd Wagner, der bei der Deutschen Sportjugend in Frankfurt am Main für "Am Ball bleiben" zuständig ist und ich. Geleitet wurde die Sitzung von Professor Dr. Dieter H. Jütting von der Westfälischen-Wilhelms-Universität.

1. Preis gesucht 

Jeder Juror und jede Jurorin musste sich vorab für zwei favorisierte Projekte entscheiden, dadurch wurde eine Vorauswahl getroffen. Diese wurden dann auf Herz und Nieren geprüft. Es wurde diskutiert, abgewogen, die Ziele untersucht und so weiter. Am Ende stand eine demokratische Abstimmung und die ergab einen Gewinner: "Schlappeschneider Schlappekicker", eine Schulprojektwoche mit Geschichtswerkstatt, getragen vom Sportkreis Frankfurt e.V.

"Schlappeschneider Schlappekicker"

Die Klasse 10 der Falkschule aus Frankfurt.

Eine Projektgruppe junger Erwachsener hatte vorgearbeitet und das Material der 10. Klasse der Falkschule im Frankfurter Stadtviertel Gallus zur Verfügung gestellt. Eine Woche lang recherchierten die Schüler nun die Geschichte der jüdischen und ehemals weltgrößten Hausschuhfabrik J. & C.A. Schneider sowie den historischen Zusammenhang mit Eintracht Frankfurt und dem Stadtviertel - insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. Spannend war das Thema für viele, weil sie damit auch mehr über "ihren" Fußballverein erfahren konnten. Die Schülerinnen und Schüler, sie stammen aus ganz unterschiedlichen Ländern, führten packende Zeitzeugengespräche, recherchierten in historischen Quellen, entwickelten und gestalteten Schautafeln und ein Ausstellungsmagazin.

Plötzlich wurde ihr Stadtteil Gallus spannend und abwechslungsreich. Geschichte wurde lebendig und ihr Fazit: "In dieser einen Woche haben wir mehr gelernt als in einem Jahr in der Schule in Geschichte!"

Die Ergebnisse präsentierten Schüler und Projektteam als Ausstellung, die bereits im Frankfurter Gallus zusehen war. In Zukunft werden die Ausstellungstafeln u.a. auch im Eintracht Frankfurt Museum gezeigt.

Engagement bringt tolle Ergebnisse!

Das Projekt ist deshalb ausgewählt worden, weil es ein Vorbild sein kann: Ein Vorbild dafür, wie man sich mit Geschichte auseinandersetzen kann, dabei auf beeindruckende Schicksale trifft und aus diesen persönlichen Erfahrungen sehr viel lernen kann. Ein Vorbild dafür, dass man sich nicht mehr so fremd fühlt, wenn man den Ort, an dem man lebt, besser kennt. Und ein Vorbild dafür, welche tollen Ergebnisse man gemeinsam erzielen kann, wenn man einmal nicht einfach nur Unterricht macht!

Das Projekt macht einfach Mut und wird unbedingt zur Nachahmung empfohlen!

-ab-28.10.2008 Text / Fotos: Sportkreis Frankfurt, Gallusprojektkreis.

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