Die Kulturhauptstädte 2008

2008 gibt es zwei Kulturhauptstädte in Europa: Liverpool in Großbritannien und Stavanger in Norwegen. Jedes Jahr trägt mindestens eine Stadt den Titel "Europäische Kulturhauptstadt". Oft teilen sich auch zwei Städte den Titel, so wie dieses Jahr. In einer bestimmten Reihenfolge darf jedes EU-Land eine Stadt vorschlagen, die dann vom Europäischen Rat zur Kulturhauptstadt ernannt wird. Der Titel soll die Bekanntheit der jeweiligen Stadt fördern. Die Idee dazu kam ursprünglich von der früheren griechischen Kulturministerin Melina Mercouri.

Deutschland 2010



Die Kulturhauptstädte 2007 waren sowohl Luxemburg, die Region Saar-Lor-Lux (Saarland-Lothringen-Luxemburg), sowie Sibiu in Rumänien. Die letzte deutsche Kulturhauptstadt war Weimar im Jahr 1999. 2010 ist wieder Deutschland an der Reihe. Dann wird Essen stellvertretend für das Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt.


Zwei Hafenstädte mit wechselvoller Geschichte


Liverpool in Nordwest-England und Stavanger im Süden Norwegens sind die Kulturhauptstädte 2008. Beide sind keine Kulturstädte im klassischen Sinne.


Liverpool wurde durch den Seehandel mit fernen Ländern reich ob Sklaven, Auswanderer, Stahl oder Textilien, alles wurde hier auf Schiffe verladen. Fast die Hälfte des englischen Welthandels wurde über den Hafen von Liverpool abgewickelt. Berühmtheit erlangte die Stadt auch durch die erste Eisenbahn, die hier fuhr und durch das weltweit erste tropenmedizinische Institut.

So zogen immer mehr Menschen in die City, auch Auswanderer aus Irland kamen. Doch seit den 1950er Jahren nahm die Bedeutung des Hafens und der ansässigen Industriezweige immer mehr ab. Heute leben nur noch halb so viele Menschen hier wie vor rund 50 Jahren.


Kreativität und Chaos


Foto: Nachbau der ersten Lok.

Doch dank der Kreativität der Liverpudlians (so die offizielle Bezeichnung der Einwohner dieser Stadt) entstanden wieder neue Arbeitsplätze in den Bereichen Dienstleistung, Tourismus und Kultur. Dabei ist die Stadt immer im Umbau. Ideen gibt es viele doch an der Umsetzung hapert es oft.

So wurde jetzt geplant, ein riesiges leuchtendes Netz über das alte Hafenviertel zu spannen. Allein weiß man weder, wer das bezahlen, noch wie man es überhaupt konstruieren soll.

Macht nix, sagen die Liverpudlians. Wir zeigen es der Welt und vor allem auch dem Rest Englands, der die Stadt oft nicht ganz ernst nimmt, dass wir eine besondere Kulturhauptstadt sind. Eine Hauptstadt der Popkultur.


Die Pilzköpfe


Foto: Die Beatles als Weihnachtsschmuck in Liverpool

Das haben sie vor allem der Ikone der Popkultur schlechthin zu verdanken den Beatles. Alle vier waren Söhne der Stadt und besangen ihren Heimatort auch in Liedern von Penny Lane bis zu den Strawberry Fields. Die berühmteste Band der Welt begegnet einem denn auch an jeder Ecke angefangen mit dem John Lennon Airport über das Beatles Museum bis hin zum Cavern Club in dem die Musikgrößen dereinst ihre Karriere begannen.


So sorgen denn auch 2008 die beiden noch lebenden Ex-Beatles Paul McCartney und Ringo Starr musikalisch für allerhand Anziehungspunkte: ein eigens komponiertes Liverpoolmusical und das Musikfestival im Juni sind nur zwei der vielen musikalischen Highlights, die die selbsternannte Welthauptstadt des Pop zu bieten hat. Aber auch Theater, Tanz und bildende Kunst sowie zwei Segelregatten bereichern das Programm.


Und nicht zu vergessen: der Fußball. Der legendäre FC Liverpool ist schließlich der erfolgreichste englische Fußballverein.



Stavanger Kultur mit Öl und Konserven


Die knapp 120.000 Einwohner große Stadt Stavanger im Süden Norwegens lebt vor allem vom Öl, das vor seiner Küste aus der Nordsee gefördert wird. Deshalb haben sich hier zahlreiche internationale Ölkonzerne angesiedelt. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig war bis 2002 die Konservenindustrie. Beides klingt nun nicht gerade nach Kriterien, die eine Auszeichnung zur Kulturhauptstadt notwendig erscheinen lassen.


Doch tatsächlich hat der Ort eine sehr hübsche Altstadt (siehe Foto rechts) vorzuzeigen sowie einen alten Hafen mit typisch nordischen, bunten Holzhäuschen. Das internationale Ölmuseum zeigt auf, die Öl gefördert und weiterverarbeitet wird. Das Leben auf einer Bohrinsel im Meer wird auf einem begehbaren Modell dargestellt.


Foto: Alter Hafen in Stavanger.

Offener Hafen lautet das Motto Stavangers für 2008. Internationale Künstler sorgen daher auch ein Jahr lang mit den unterschiedlichsten Programmen für ein buntes Flair. Doch die Kreativität kommt nicht nur von Außen: Stavanger hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Einwohner am Fest so intensiv wie möglich zu beteiligen.

Foto: Ölmuseum Stavanger.

Da gibt es gemeinsame Mal- und Erzählaktionen für Kinder und Senioren, Chorkonzerte, bei denen die Schüler der Stadt singen und öffentliche Performance-Kunst, ausgeführt von Grundschülern. Man darf gespannt sein.

Text: lm, Fotos: Stavanger: Altstadt und Ölmuseum von innen: cc-by-sa: AndreaHeck, Hafen: cc-by-sa: Ranveig; Dom und Ölmuseum: cc-by-sa: Dundak;

Liverpool: Cavern Club: pd: EddieBernard; planet: pd: Gman; Fahne Liverpool 08: GNU: Chris Howells; Weihnachtsschmuck mit Beatles: cc-by-sa: Jaqen.

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