Die Interkulturelle Woche

Vom 28. September bis 4. Oktober 2008 begehen die evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchen die Interkulturelle Woche, die das Leben von Migranten sowie Flüchtlingen in Deutschland in den Mittelpunkt stellt. Theater-, Film und Musikaufführungen, Workshops, Tage der offenen Tür und viele andere Aktionen in 270 Städten laden dazu ein, Menschen anderer Kulturkreise näher kennen zu lernen.

Zunächst ein paar Zahlen


In letzter Zeit spricht man meist von Menschen mit Migrationshintergrund, nicht mehr von Ausländern. Warum? Weil nicht alle Menschen nichtdeutscher Herkunft Ausländer sind. Die folgenden Zahlen zeigen das:


Knapp 9 Millionen der insgesamt 82 Millionen Menschen in Deutschland haben keinen deutschen Pass, sie sind Ausländer. 2,2 Mio. von ihnen kommen aus einem anderen Land der Europäischen Union. Schätzungsweise 2 Mio. leben illegal hier, haben also keine Aufenthaltserlaubnis.


Dazu kommen weitere Personengruppen mit Migrationshintergrund, die zwar einen deutschen Pass haben, aber aus anderen Ländern stammen, nämlich 3,7 Mio. Eingebürgerte, also ehemalige Ausländer, die die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen konnten und 3,2 Mio. Aussiedler aus Ost- und Südosteuropa.


Teilhaben Teil werden!


...lautet das Motto der Interkulturellen Wochen 2007 und 2008. Migranten und Flüchtlinge sind in unserer Gesellschaft nämlich bislang in unterschiedlichen Bereichen benachteiligt. Seit Jahren ist ihre Arbeitslosenquote fast doppelt so hoch wie bei Einheimischen. Die Chancen, eine Lehrstelle zu erhalten, sind auch bei gleicher Qualifikation deutlich geringer.


Schlechte Chancen für Kinder und Jugendliche


Jugendliche, deren Familien aus anderen Ländern stammen, beenden ihre Schullaufbahn doppelt so häufig ohne einen Abschluss wie ihre einheimischen Altersgenossen. Kinder, die eine Flucht hinter sich haben, leiden oft unter diesen Erlebnissen, die sie sogar krank machen können.


Da sie meist nicht wissen, ob sie und ihre Familien in Deutschland bleiben dürfen oder ob sie wieder ausgewiesen werden, haben sie zusätzlich Angst vor der Zukunft. Viele von ihnen dürfen keine Schule besuchen oder haben, wenn sie schon älter sind, keine Erlaubnis, sich eine Ausbildungsstelle zu suchen.


Trennung von Familien


2007 wurde mit dem sogenannten Richtlinienumsetzungsgesetz der Nachzug ausländischer Familienangehöriger erschwert. Arbeiten Vater oder Mutter in Deutschland, können sie ihre Kinder oder Partner oft nicht mehr nach Deutschland nachziehen lassen. Familien werden auch durch Abschiebungen getrennt, wenn Angehörige ins Ursprungsland zurückkehren müssen.


Neu ist, dass sich junge Erwachsene, die ab 2008 volljährig werden und neben der deutschen noch eine weitere, nicht-europäische Staatsangehörigkeit besitzen sich für eine von beiden entscheiden müssen. Viele von ihnen leben schon lange oder sogar von Geburt an in Deutschland. Trotzdem möchten sie gern beide Staatsangehörigkeiten behalten, weil sie sich beiden Ländern verbunden fühlen.


Rechtlose


Menschen, die ohne Aufenthaltserlaubnis in Deutschland leben sind gekommen, weil sie zum Beispiel in ihrer Heimat keine Arbeit finden und hier beispielsweise auf dem Bau, in Restaurants oder als Pflegekräfte in Privathaushalten Geld verdienen. Sie haben keinen Anspruch auf medizinische Versorgung, ihre Kinder können keine Schule besuchen und sie werden oft von ihren Arbeitgebern ausgebeutet, da sie völlig von diesen abhängig sind.


Um auf diese Missstände hinzuweisen und um den Austausch zwischen den Kulturen zu fördern, begehen die evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchen die Interkulturelle Woche. Mehr Informationen über die Interkulturelle Woche sowie die Veranstaltungs-Datenbank findet ihr hier.


Text: Liane Manseicher, Bilder: www.interkulturellewoche.de

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