Der Central Park in Safrangelb - Christos neues Kunstwerk in N.Y.

Die Kunst des Bulgaren Christo und seiner Frau Jeanne-Claude hat ein Markenzeichen: sie ist vergänglich. Wer die Installationen sehen möchte, muss sich beeilen und rund um den Erdball reisen. Denn, dass wir Christos Kunstwerke direkt vor der Nase haben, wie den verpackten Reichstag 1995 in Berlin, wird wohl so schnell nicht mehr vorkommen. Jetzt hat das exzentrische Paar die Metropole New York im Visier. Am 12. Februar wird dort ihr neuestes Projekt "The Gates" (Die Tore) eröffnet.


Ganze 16 Tage wird der Central Park in ein safrangelbes Farbenmeer getaucht sein. Die Vorarbeiten laufen bereits seit 1. Dezember 2004 auf Hochtouren. Täglich transportieren acht LKW das vollständig recyclebare Material für die 7.500 Tore zu einem Lagerplatz im Norden der berühmtesten Grünanlage Manhattans.

Stoffbahnen stammen aus Sachsen

Angepasst an die Maße der Parkwege werden knapp 4,90 Meter hohe Tore auf 37 Kilometer ausgewähltem Fußweg aufgebaut. Zunächst haben die Künstler mit dem Aufbau der Stahlsockel und Vinyl-Pfosten begonnen. Am 12. Februar, dem Tag der Eröffnung, werden dann die an den oberen Torstangen befestigten Stoffbahnen geöffnet. Ein safrangelbes Fahnenmeer, mehr als 100.000 Quadratmeter Stoff. Die Stoffbahnen stammen übrigens aus deutscher Produktion und wurden in einem kleinen sächsischen Betrieb gefertigt.

"Wie ein goldenes Dach, das Schatten wirft"

Nach Vorstellung der Künstler bilden die orangefarbenen Stoffbahnen "ein goldenes Dach, das warme Schatten wirft". Nicht nur die Besucher des Central Parks werden ihre Freude an dem farbenfrohen Spektakel haben. Auch die Bewohner der umliegenden Gebäude zwischen der 59. und 110. Straße. Von oben betrachtet so sieht es Christo - wirken "The Gates" nämlich wie ein Fluss, der sich durch die kahlen Äste der Bäume schlängelt und die Fußwege nachzeichnet.

Oase der Ruhe und Erholung



Obwohl Kunstwerke nicht immer einen Sinn haben müssen, sondern auch einfach nur schön sein dürfen, verfolgen Christo und Jeanne-Claude mit ihrem neuesten Projekt einen Hintergedanken. Da New York eine stark von Hektik und Stress geprägte Stadt ist, hat der Central Park einen besonderen Stellenwert als Oase der Erholung. Dieser Ruhepol soll durch die Tore noch betont werden. Die Menschen sollen bewusster spazieren gehen, joggen, ihre Freizeit und die Ruhe genießen.

Magnet für Touristen und Kunstliebhaber

Die Macher rechnen damit, dass rund 500.000 Besucher eigens den "Big Apple" besuchen werden, um "The Gates" zu sehen. Das ist ein ganz schöner Massenansturm in nur 16 Tagen. Doch wen wundert`s? 1995 wurde die Reichstagsverhüllung über Nacht zum Kunst-Event und lockte mehr als fünf Millionen Besucher aus der ganzen Welt in die deutsche Hauptstadt.

Wenn man mal von der Reise absieht, ist der Kunstgenuss völlig umsonst. Christo und Claude verlangen nämlichen für ihre Projekte keinen Cent Eintritt. Sponsern lassen sie sich allerdings auch nicht. Sie wollen in ihrer Kunst völlig frei und unabhängig bleiben und von nichts und niemandem beeinflusst werden. Die ca. 20 Millionen teure Aktion wird allein durch den Verkauf von Skizzen und Collagen des Projekts finanziert.


Ein Traum geht in Erfüllung

Für Christo und Jeanne-Claude geht mit "The Gates" ein Traum in Erfüllung. Seit einem Vierteljahrhundert träumen die beiden Wahl-New Yorker von diesem überdimensionalen Kunstwerk. Nachdem es mehrfach abgelehnt worden war, genehmigte Bürgermeister Michael Bloomberg, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, die Aktion. Es soll New York 73 Millionen Dollar Mehreinnahmen und ein Steuerplus von fünf Millionen Dollar bringen.

"The Gates" im Netz

Unsere Fotos zeigen euch den Central Park, wie er normalerweise aussieht. Er ist die grüne Lunge von Manhattan, ein kleines Paradies für Spaziergänger, Jogger und Erholungssuchende. Wer wissen möchte, wie das Kunstprojekt von Christo und Jeanne-Claude umgesetzt wird, muss auf diese Seite klicken!

10.02.2005 / Fotos und text: nic

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