Weniger ist mehr: Premiere für den Bikini

Ab dem 6. Juli 1946 war für Frauen ein sonnengebräunter Bauch keine Wunschvorstellung mehr. Der Bikini eroberte die Modewelt.

Nur mit einem knappen Höschen und einem Büstenhalter im Zeitungsmuster-Look bekleidet lief das Micheline Bernardi am 6. Juli 1946 über den Pariser Laufsteg. Ein Raunen ging durch das Publikum. Soviel Haut hatte Frau bis dato noch nicht gezeigt.

Man hatte für diesen Auftritt eigens eine Revuetänzerin verpflichten müssen. Kein Model traute sich im Bikini über den Laufsteg.

Bikini = Sittenverfall



Der Bikini spaltete die Gemüter: Frauenvereine und Kirchen gingen auf die Barrikaden und protestierten gegen Sittenverfall und die angebliche Schamlosigkeit. Wogegen junge, moderne Frauen die neue Freizügigkeit begrüßten.

 

Zweiteiler schon in der Antike modern

Dabei war Louis Réards Erfindung, die er nach dem Bikini-Atoll im pazifischen Ozean benannt hatte, gar nicht so neu. Wandgemälde aus dem alten Rom beweisen, dass schon Frauen der Antike im knappen Zweiteiler badeten.  

Zu den Wertvorstellungen und zum Schönheitsideal der Nachkriegszeit, passte der Bikini allerdings gar nicht. Beim Baden hüllten sich Frauen bevorzugt in modellierende Badeanzüge, die Hüfte und Brust betonten. Den Schlankheitswahn von heute gab es damals noch nicht.  

 Foto: Bikini-Trägerin im antiken Rom.



In Italien und Spanien verboten

Lange führte der Bikini nur ein Randdasein. In Ländern wie Italien, Frankreich und Portugal war er bis in die 50er Jahre hinein sogar verboten. Berühmte Bikiniträgerinnen wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot posierten zwar häufig im Bikini vor der Kamera, abseits der Film- und Modelszene sah man die sexy Badekleidung kaum. 

Neu: der Burkini

Erst mit der Studentenrevolte Ende 1968 änderte sich die Haltung gegenüber dem Bikini. Er begann Schwimmbäder und Strände zu erobern. Heute gibt es Bikinis in allen Forman, Farben und Mustern. In Australien wurde sogar ein sogenannter "Burkini" entwickelt, mit dem auch islamische Frauen baden gehen können, ohne mit ihrer Religion in Konflikt zu kommen. Der Burkini ist ein Badeanzug, der Haare und Körper komplett mit Stoff bedeckt.

IRI/ Nic -  4.7.01 / Fotos: pd 

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