Kurzhaarschnitt nur mit behördlicher Genehmigung

Schöne, gesunde Haare sind ein Zeichen von Gesundheit und Vitalität. So sagt es der Volksmund. Frauen mit langem wallendem Haar waren seit jeher von Männern begehrt, da sie als besonders weiblich galten. Vor diesem Hintergrund wird der Ärger um den Bubikopf, der Anfang der 1920 Jahre durch die Lande zog, verständlich: der Bubikopf war Ausdruck eines neuen, emanzipierten Frauenbildes.

Die Schauspielerin Asta Nielsen löste 1921 einen wahren Boom um die neue Haarmode in Deutschland aus: in der Verfilmung der Shakespeare Tragödie Hamlet trug sie die Haare kinnlang mit einem kurzen Pony. Obwohl der Film floppte, wurde der Bubikopf der Nielsen ein Hit. Als Ausdruck eines neuen emanzipierten Frauentyps ließen mutige Frauen die Haare fallen, trugen Hosen und verabschiedeten sich von dem Bild der aufopfernden Mutter, die ihre Tage hinter dem Herd verbringt.

Konservative Kreise protestierten gegen den Sittenverfall. Trotzdem, Frau wusste, dass sie ihren Mann stehen kann. Schließlich waren Mitte der 20er Jahre bereits 36% der Frauen berufstätig. Das gab dem schönen Geschlecht ein neues Selbstbewusstsein, dass sich auch in der Haarmode niederschlug.

Die deutsche Emanzipationsbewegung wurde jedoch mit Beginn des Nationalsozialismus jäh unterbrochen. Die deutsche Supermutter musste sich auf Kinder, Küche und die Partei (NSDAP) beschränken. Auch die Zeit der modischen Spielereien war vorbei.

In den USA versuchte man der Emanzipation durch amtliche Regelungen beizukommen. Im Bundesstaat Connecticut brauchten die Damen ab August 1921 eine staatliche Sondergenehmigung, um sich die Haare schneiden zu lassen. Genützt hat das freilich nichts. Die Emanzipation der Frauen war auch ohne "Bubikopf" nicht aufzuhalten.

Iri-22.8.01

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