Heinz Erhardt, der Jahrhundertkomiker

Mit seinem Sprachwitz brachte er ganz Deutschland zum Lachen, auch, weil man sich in seinen Filmen, in denen er den netten und leicht verwirrten Familienvater mimte, herrlich wiedererkennen konnte. Die Rede ist von Heinz Erhardt, der am 20. Februar 1909 in der lettischen Hauptstadt Riga, das damals zu Russland gehörte, geboren wurde.

Unruhige Kindheit

Das Reh springt hoch, das Reh springt weit.

Warum auch nicht es hat ja Zeit!

H. Erhardt


Briefmarke der Deutschen Post zu Erhardts 100. Geburtstag.

Da seine Eltern sich kurz nach seiner Geburt trennten, wuchs Heinz Erhardt zunächst bei seinen Großeltern auf. Als er sechs Jahre alt war, wollte seine Mutter ihn zu sich nach Sankt Petersburg holen, wo er jedoch unter schrecklichem Heimweh litt und schließlich zu den Großeltern zurück durfte. Vier Jahre später zog er zu seinem Vater, der als Kapellmeister in Deutschland arbeitete.

Dort blieb er bis er 15 war, dann kehrte er wieder nach Riga zurück. Er hatte mittlerweile so oft die Schulen gewechselt, dass es ihm nicht mehr gelang, seine Schullaufbahn erfolgreich abzuschließen. Noch vor dem Abitur verließ er das Gymnasium und begann in Leipzig eine Lehre.

Komponist statt Kaufmann

Wenn die Opern dich umbrausen

mit Getön,

dann genieße auch die Pausen:

sie sind schön.

H. Erhardt

Sein Großvater war nämlich ein Musikalienhändler mit Leib und Seele und auch der Enkel sollte diesen Beruf erlernen. Doch Heinz studierte in Leipzig heimlich Musik und Komposition und kümmerte sich nicht besonders um seine Lehre. Nach zwei Jahren kehrte er nach Riga zurück um im Geschäft seines Großvaters zu arbeiten, doch zeigte er auch dort wenig Ehrgeiz im Verkauf. Stattdessen setzte er sich an die Klaviere um zu Komponieren. Er trat bereits gelegentlich als Stegreifkomiker im Bekanntenkreis auf.

Als Heinz 20 Jahre alt war, starb der Großvater und nun übernahm Erhardts Stiefvater das Geschäft. Heinz erhielt nur einen spärlichen Lohn und verlegte sich immer mehr auf sein komödiantisches Talent. Zwar galt er als Geheimtipp in Riga, doch konnte er daraus wenig wirtschaftlichen Nutzen ziehen.

Komiker zu 100 Prozent

Ein Naßhorn und ein Trockenhorn

spazierten durch die Wüste.

Da solperte das Trockenhorn,

unds Naßhorn sagte: »Siehste!«

H. Erhardt

Foto: Dieses Denkmal für Heinz Erhardt befindet sich in Göttingen an der Stelle, an der die dargestellte Szene aus Gerhardts Film "Natürlich die Autofahrer" gedreht wurde.

1935 heiratete er Gilda Zanetti, die er ein Jahr zuvor in einem Fahrstuhl kennen gelernt hatte. Sie begleitete ihn sein ganzes Leben über. Gemeinsam hatten sie vier Kinder, die jedoch weitgehend von Gildas Mutter aufgezogen wurden. Sie lebten zunächst in ärmlichen Verhältnissen. Doch 1938 beschloss Erhardt, sich ganz aufs Schauspielen zu konzentrieren und ging nach Berlin. Dort erhielt er eine Anstellung am Kabarett der Komiker, wo er endlich Erfolg hatte.

Bei seinen unterhaltsamen Shows war er gleichzeitig als Komiker, Sänger und Pianist zu sehen. Das Publikum war begeistert. Während des Zweiten Weltkriegs musste er keinen Dienst an der Waffe leisten, sondern zog als so genannter Truppenbetreuer von einem Kampfplatz zum nächsten. Um die Soldaten aufzuheitern führte er seine Stücke auf, häufig direkt hinter der Front.

Bekannt aus Funk, Film und Fernsehen

Die Dichter

Es soll manchen Dichter geben,

der muß dichten um zu leben.

Ist das immer so? Mitnichten,

manche leben um zu dichten.

H. Erhardt

Nach dem Krieg begann Erhardt 1946 in Hamburg als Radiomoderator. Schon ein Jahr später war er wieder auf Tournee. Sein Durchbruch als Schauspieler gelang ihm mit der Komödie "Lieber reich, aber glücklich". Ab 1957 war er auch im Kino zu sehen, wo er mit dem Film Witwer mit fünf Töchtern Rekordergebnisse einspielte.

Seine eigene Fernsehproduktionsfirma, die er von 1961 bis 63 leitete war jedoch erfolglos, hatte er doch versucht, einen Film zu drehen, in dem er einmal nicht in einer komischen Rolle zu sehen war. Damit konnte er das Publikum jedoch nicht überzeugen.

Kurz darauf veröffentlichte er seine Gedichte erstmals in Buchform. Seine Bände Noch'n Gedicht, Das große Heinz-Erhardt-Buch sowie Das Neueste von Heinz Erhardt sind bis heute beliebt.

Kein Wort mehr


Noch ein Abschied

Ein Gedichtchen, ein ganz kleins

Sag ich noch, bevor ich geh:

Alles Gute wünscht Euch Heinz

E - R - H - A - R - D - T.


H. Erhardt

1971 ereignete sich das Schlimmste, das einem Komiker passieren kann Erhardt verlor durch einen Schlaganfall seine Sprache. Er konnte zwar nach wie vor jedes Wort verstehen, sich aber selbst nicht mehr äußern. Zudem war er halbseitig gelähmt. Trotzdem bearbeitete er zusammen mit seinem Sohn Gero sein Stück Noch 'ne Oper fürs Fernsehen. Zu seinem siebzigsten Geburtstag 1979 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik. Wenig später, am 5. Juni 1979, starb Heinz Erhardt. 


Text: Liane Manseicher, 19.02.09; Fotos: Briefmarke: Deutsche Post; Denkmal: Times: cc-by-sa 2.5; Buchcover: Lappan Verlag.

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