Die Dreigroschenoper

Die Dreigroschenoper gehört bis heute zu den meistgespielten Stücken an deutschen Theatern. Nach der Uraufführung am 31. August 1928 wurden die eingängigsten Songs von Kurt Weill in ganz Berlin nachgepfiffen: Mackie Messers "Und der Haifisch, der hat Zähne", das Lied der Seeräuber-Jenny oder die "Ballade vom angenehmen Leben".



Die Oper, die die sozialen und wirtschaftlichen Missstände der 20er Jahre anprangerte, wurde vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen, da es die eigene Situation darin wiederkennen konnte. Fast ein Jahr lief das Stück in Berlin. Dann ging es über die Grenzen Deutschlands hinaus; es wurde in Moskau, Paris, Warschau, Prag usw. aufgeführt. Auch auf der amerikanischen Bühne wird die Oper immer wieder auf den Spielplan gesetzt.

Das epische Theater

Provokante Songs, parodistisch anmutende Balladen und die typischen beiseitegesprochenen Kommentare kennzeichnen die Dreigroschenoper als eines der ersten epischen Theaterstücke Brechts. Mit seiner Theorie des "epischen" Theaters hat Brecht wesentlich zum modernen Drama und Theater beigetragen. Das Geschehen auf der Bühne soll die Zuschauer nicht in eine illusionäre Welt hineinziehen, sondern zur kritischen Auseinandersetzung über die gesellschaftlichen Zustände anregen.

Handlung der Dreigroschenoper

Bertolt Brechts Stück, in dem Bettler, Huren und Räuber auftreten, spielt im Millieu der Großstadtkriminellen. Obwohl die Dreigroschenoper im England des 19. Jahrhunderts spielt, kritisiert sie mit Satire und Spott die bürgerlich-kapitalistische Welt der Weimarer Republik. Erzählt werden Existenzkampf, Niederlage und am Ende die Rettung des Londoner Straßenräubers und Geschäftemachers Macheath, genannt Mackie Messer. Sein Schwiegervater, der Bettlerkönig Peachum, will ihn an den Galgen bringen. Daneben treten Figuren aus Geschäfts- und Unterwelt, Bürgertum und Rotlicht-Milieu, Gosse und Gefängnis auf.

Die Musik

Die Musik von Kurt Weill enthält Elemente des Jazz, der Unterhaltungsmusik sowie Kirchen- und Opernmelodien. Vor allem die eingestreuten Balladen wie das "Lied der Seeräuber-Jenny" oder die Morität von Mecky Messer gehören noch heute zu den bekannten Melodien.

Wahre Vorbilder und Quellen

1725 wurde in London Jonathan Wild, der berüchtigte Chef einer ausgedehnten Gangster-Organisation, hingerichtet. Er hatte nicht nur ein Großunternehmen von Raubzügen aufgebaut, sondern auch einen Wiederbeschaffungsdienst, der den Ausgeraubten das Gestohlene wieder zurückverkaufte. Er entwickelte ein System der gegenseitigen Alibi-Beschaffung, und er lieferte seine Mitarbeiter skrupellos der Polizei aus, wenn sie ihm lästig wurden.

1728 wurde in London die "Beggar´s Opera" von John Gay uraufgeführt. Als sie 1920 in London mit großem Erfolg gespielt wird, deren Text übersetzt Elisabeth Hauptmann für ihren Freund Berthold Brecht, der daraus die weltberühmte "Dreigroschenoper" macht.

29.8.03 / sw Bild: Suhrkamp-Verlag

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