Ballett ist mehr als bloße Schinderei!

Viele Mädchen träumen davon, Ballerina zu werden und auf den ganz großen Bühnen zu tanzen. Welche Strapazen Profitänzer für ihren Traum tatsächlich auf sich nehmen und wie es hinter den Kulissen am Tanztheater aussieht, verraten wir dir hier.

Ballett hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Zuletzt sorgte der Film "Black Swan" in der Tanzszene für Wirbel. Darin hat die Profi-Ballerina mit einer Essstörung zu kämpfen. Sie tanzt von einer ehrgeizigen Mutter getrieben fünfzehn Stunden am Tag und wohnt in einem rosa Zimmer. Ihre Hauptrolle in Schwanensee bekommt sie auch nur, weil sie sich vom Chefchoreograph küssen lässt.                

  

Foto: Eine Szene aus dem Stück "Schwanensee"

Acht-Stunden-Tag mit ausreichend Pausen

Das mag vielleicht im Film unterhaltsam erzählt sein, hat aber mit der Tanzrealität wenig zu tun. Profis wie die Tänzerinnen und Tänzer des Ballettensembles am Staatstheater Nürnberg haben einen  vertraglich festgeschriebenen Achtstunden-Tag. Mit genug  Pausen zum Ausruhen und Essen. Gesunde und regelmäßige Ernährung ist den professionellen Tänzer besonders wichtig.



Tanzprofis aus zehn Nationen am Nürnberger Theater

 

Magersucht ist eine Krankheit. Und mit einer Krankheit kann man den physisch anspruchsvollen Beruf eines Tänzers nicht ausüben. Für diesen Beruf muss man in sehr guter gesundheitlicher Kondition sein und seinen Körper als sein wichtigstes Arbeitsinstrument pflegen., erzählt Dorothea Mosl von der Ballettleitung am Nürnberger Theater. Auch ist das Bild der zarten Ballerina, die immer noch im Hotel Mama wohnt reine Fiktion. Denn das neunzehnköpfige Nürnberger Ballettensemble setzt sich aus zehn verschiedenen Nationen zusammen. Heutzutage müssen Profitänzer flexibel und mobil sein. Weltweite Tanzstipendien können ihnen da bei der Karriereplanung helfen.

Tänzerin Yvonne: Ballett nur noch als Hobby



Ein derartiges Stipendium war für Yvonne (20) nicht nötig. Seit ihrem vierten Lebensjahr tanzt sie Ballett. Zwei Jahre lang studierte sie es sogar an einer Hochschule. Die Zeit an der Ballettschule war für mich die beste und gleichzeitig die schlechteste Erfahrung die ich je gemacht habe., erzählt die Studentin, die mittlerweile Wirtschaftswissenschaften studiert.

Yvonne merkte schnell, dass sie dem Druck, der auf den Balletttänzern lastet, nicht gewachsen ist. Es war einfach nicht das Richtige für sie. Die Trainingseinheiten waren ihr immer ein bisschen zu hart und ihre Mittänzerrinnen waren ihr immer einen Tick zu ehrgeizig. Doch ganz weg kommt sie nicht vom Ballett. Nach wie vor trainiert sie drei Mal die Woche. Aber nur noch als Ausgleich zu ihrem Alltag.  

Elena: Noch am Anfang ihrer Karriere





Die Wiener Studentin Elena (18) studiert Zeitgenössischen und Klassischen Tanz und hat schon als Kindergartenkind mit dem Balletttanzen begonnen.  Sie steht noch am Anfang ihrer Tanzkarriere. Doch bisher hat sie nur gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem achten ihre Eltern darauf, dass sie es mit dem Tanzen nicht übertreibt. Denn sie haben Angst, dass Elena an ihre körperlichen Grenzen geht, um eine berühmte Tänzerin zu werden. Heutzutage gibt es zahllose gut ausgebildete Tänzer. Da ist es nur das Können, das zählt! erzählt Elena. Über die Vorstellung von blutenden Füßen und abgerissenen Zehennägeln vom übertriebenen Training kann die 21jährige aber nur lachen. Ihre Ballettlehrer würden so etwas niemals zulassen.

Nachteile des Profi-Sports

Ganz so locker sieht der Orthopäde Dr. med. Dieter Aldebert das professionelle Balletttanzen nicht. Ballett ist ein Leistungssport und bringt somit auch alle Nachteile einer exzessiv betriebenen Sportart mit sich., erklärt der Sportmediziner. So kommt es bei Tänzern oft zu chronischen Sehnenschäden und verschlissenen Gelenken. Denn Balletttänzer können sich oft nicht die Zeit nehmen, ihre Verletzungen auszukurieren. Der Terminplan geht vor!

Kinderballett in Maßen ist ok

Gegen Kinderballett hat Dr. Aldebert aber nichts einzuwenden. Solange es im Maße betrieben wird. Gefährlich wird es nur dann, wenn Eltern zu viel Druck auf ihre Kinder ausüben. Denn der interne Leistungs-und Konkurrenzdruck unter Balletttänzern ist groß. Nur diejenigen schaffen es ganz nach oben, die schon im Kindesalter damit angefangen haben. Das kann vor allem Kleinkinder stark belasten.

Text: kaet 10.03.2011 // Fotos: Compagnie: Ludwig Olah, Tanzauftritt: Bettina Stöß, Schwanensee: CC-by-2.0, Vorschau: La Vole

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