Aus dem Leben eines Gardemädchens

Alexandra erzählt euch wie sie im Alter von 9 bis 12 Jahren (1992-1996) in der Garde eines Nürnberger Faschingsvereins (Noris Banatoris) tanzte. Hier könnt ihr einen Blick hinter die Kulissen werfen! Vielleicht wollt ihr ja selbst einmal Gardemädchen werden...

Jedes Jahr zur Faschingszeit wird es wieder etwas stressiger, denn es stehen eine Vielzahl von Auftritten auf Faschingsbällen, beim Kinderfasching und sonstigen Faschingsfeiern an. Doch wer glaubt, dass es erst im Januar und Februar für ein Gardemädchen hoch her geht, der irrt sich.

Foto: Alexandra im Gardekostüm.

Wenn ihr im Fernsehen oder auf Faschingsfeiern eine Garde oder ein Tanzmariechen (auch Funkenmariechen genannt) tanzen seht, dann sieht das alles immer so einfach und mühelos aus, doch es steckt harte Arbeit dahinter, glaubt mir.

Ich war selbst für etwa vier Jahre als aktives Mitglied dabei und habe mitgetanzt. Man braucht schon Ausdauer dafür, denn manche Vereine trainieren das ganze Jahr über. Bei uns gab es immer ab Aschermittwoch eine kleine Auszeit um nach der Faschingssaison ein bis zwei Monate zu verschnaufen.

Das Training

Das Training der Garde, in der viele Mädchen (und manchmal auch der ein oder andere Junge) synchron eine vorher festgelegte Abfolge von Schritten tanzen sollen, fand (ab April oder Mai) mindestens einmal die Woche statt. In der Zeit kurz vor dem Beginn der Saison trainierten wir meistens aber häufiger, so zwei bis dreimal pro Woche, je nachdem wie viel Übung wir noch brauchten. Schließlich wollten wir uns vor dem Publikum nicht blamieren!

Foto: Garde beim Spagat.

Das Training begann immer mit dem Aufwärmen und anschließenden Dehnübungen. Beweglichkeit war wichtig, damit sich niemand beim Spagat oder ähnlichen Übungen verletzte. Danach wurden die Schritte und Schrittfolgen einstudiert. Immer und immer wieder.

Durch den Tanz stand man nicht immer an derselben Stelle, es gab ständig Platzwechsel und verschiedene Aufstellungen. Dabei musste man zusätzlich noch auf den Takt der Musik achten, alle Schritte gleichzeitig mit den anderen tanzen und auch noch ein freundliches Gesicht machen. Puh, das war ganz schön schwierig und anstrengend! Besonders das Lächeln, wenn man eh schon total außer Puste war!

Foto: Faschingszug der Garde.

Als Gardemädchen musste ich nicht nur eine Choreografie lernen, sondern zwei, denn es gab den Gardetanz, der meist zu einer Art Marschmusik getanzt wurde, und zusätzlich noch einen Show-Tanz.

Der wurde nicht im Gardemädchen-Kostüm, sondern in anderen Verkleidungen, wie z.B. als Teufel vorgeführt. Auf moderne Musik tanzten wir die passenden Schrittfolgen und Figuren.

Der Traum vom Tanzmariechen

Foto: Funkenmariechen

Ich war leider nie so gut um Tanzmariechen (Funkenmariechen) zu werden, denn das durften bei uns nur die Besten aus der Garde. Eigentlich ist das schon der Traum jedes Gardemädchens, denn die Tanzmariechen dürfen einen Tanz ganz alleine vorführen.

Das bedeutet: Zusätzlichen Trainingsaufwand und Einzeltraining. Wie bei uns, gab es in vielen Faschingsvereinen mehr als ein Tanzmariechen und auch noch ein oder mehrere Tanzpaare (ein Junge und ein Mädchen zusammen), die ebenfalls einen eigenen Tanz vorführen durften.

Aufstellen, bitte lächeln und los...

Foto: Gardemädchen in Formation.

Die Vorbereitungen vor den Auftritten waren über das ganze Jahr verteilt. Zunächst mussten die Kostüme für alle Gardemächen, Tanzmariechen und -paare angefertigt werden.

Eine Menge Arbeit, wenn man bedenkt, dass die Kostüme bei uns teilweise per Hand genäht wurden und auf jeden einzeln zugeschnitten werden mussten. Perücken und Hüte waren ebenso Pflicht, damit wir wirklich alle gleich aussahen. Ach ja, nicht zu vergessen ist auch das Make-Up. Alle sollten gleich geschminkt werden.

Kurz vor dem Auftritt die große Hektik: Eine findet ihren Hut nicht, bei der anderen sitzt die Perücke nicht richtig und ich suchte wieder einmal nach dem Rüschenhöschen, das wir alle unter dem Rock tragen mussten. Außerdem sollten wir uns vor dem Auftritt ja auch noch Aufwärmen und Dehnen! Anschließend hieß es: Aufstellen, bitte lächeln und los!

Nach dem ersten Auftritt - dem Gardetanz - wurde es keinesfalls ruhiger. Show-Tanz in 10-15 Minuten hieß es. Jetzt musste alles schnell gehen: Umziehen, umschminken und durchatmen! Dabei halfen die Betreuer und oft auch die Trainer und Eltern. Sie übernahmen auch die Fahrdienste, wenn wieder mal zwei oder drei Auftritte am gleichen Tag stattfanden und kutschierten uns überall herum.

Voraussetzungen für ein Gardemädchen

Foto: Kindergarde.

Um ein Gardemädchen zu werden solltet ihr Spaß am Tanzen und Rhythmusgefühl haben. Es ist auch von Vorteil, wenn ihr beweglich seid. Aber Beweglichkeit ist kein Muss! Das kann man trainieren! Die Vereine suchen immer nach Nachwuchs, für ihre Gruppen. Diese sind nach Alter gegliedert. Ihr könnt meist schon mit 6 Jahren anfangen. Viele haben eine Kindergarde (bis ca. 10 Jahre), eine Juniorengarde (ca. 10 - 15 Jahre) und eine Seniorengarde (ab ca. 16 Jahre).

Foto: Kindergarde: Junge macht Spagat.

Ich habe im Faschingsverein auch viele Freunde gefunden, mit denen ich mich auch in der Freizeit oft getroffen habe. Es war natürlich nicht alles immer toll. Oft gab es Streit untereinander oder die Trainer waren streng. Aber alles in allem machte es mir doch jedes Jahr wieder einen riesigen Spaß ein Gardemädchen zu sein!

akt. nic 8.03.11 - Text und Fotos: Alexandra Müller

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