Wie wird Kunstschnee hergestellt?

Nach anfänglichen Bedenken gibt es auf dem Whistler Mountain nun doch genügend Schnee für die alpinen Skiwettbewerbe bei Olympia. Doch was hätte man gemacht, wenn der Schneefall in diesem Jahr zu schwach ausgefallen wäre? Dann hätte man auf die zahlreichen Schneekanonen zurückgreifen müssen, die die Pisten mit genügend Kunstschnee versorgen können.

Mit solchen Schneekanonen kann man Kunstschnee auf der Piste verteilen, wenn zu wenig natürlicher Schnee fällt.


Wofür braucht man eine Schneekanone?

Eine Schneekanone ist eine künstliche Beschneiungsanlage. Bei der Herstellung von Kunstschnee wird die natürliche Entstehung von Schnee nachgeahmt. Das wird hauptsächlich dann gemacht, wenn auf der Piste zu wenig Schnee liegt, um richtig Skifahren zu können. Das ist der Fall, wenn es zu warm ist, aber auch wenn es zu kalt für Niederschläge ist.

Um den Propeller in der Mitte sind die kleinen Wasser- und Luftdüsen angebracht.



Das Prinzip der Schneekanone

Am gebräuchlichsten sind mobile Propellerkanonen, die überall auf der Piste eingesetzt werden können. Der Propeller erzeugt einen starken Luftstrom, in den mit Druckluft fein zerstäubtes Wasser gespritzt wird. Im trockenen Luftstrom verdunsten die Wassertropfen teilweise, wodurch die Tröpfchen abkühlen, bis sie den Gefrierpunkt erreichen und zu Schneekristallen werden. Durch den Propeller werden sie über die Piste verteilt. Allerdings verursachen solche Maschinen ziemlichen Lärm.



Die Schneelanzen sind fest an den Pisten angebracht und muten wie Laternen an.


Die Schneelanze

Eine andere Möglichkeit zur Erzeugung von Kunstschnee sind Schneelanzen, die aussehen wie Laternen am Rand der Piste. Am oberen Ende wird zerstäubtes Wasser sowie komprimierte Luft ausgeblasen. Die Luft dehnt sich nun aus und kühlt sich ab, wodurch die Wassertropfen Schnee bilden und langsam zu Boden gleiten. Dieses Verfahren ist leiser, jedoch nicht so mobil wie die Schneekanone, da die Lanzen fest installiert sind.

Die Idee zum Kunstschnee

Kunstschnee wurde zufällig in den 1940ern in Kanada entdeckt. Ein Forscherteam sprühte Wasser bei tiefen Temperaturen in einen Windkanal, wobei Schnee entstand. Die Amerikaner Art Hunt, Dave Richey und Wayne Pierce machten sich diese Entdeckung zunutze als sie 1950 die erste Druckluftschneekanone bauten. 1961 bekam Alden Hansen das Patent für die erste Propellerschneekanone.

Wasser- und Stromverbrauch

Für den Betrieb von Beschneiungsanlagen benötigt man Unmengen an Wasser und Energie. In Europa gibt es zirka 3100 Schneekanonen. Diese verbrauchen pro Jahr und pro Pistenhektar eine Million Liter Wasser. Das ist so viel wie eine Großstadt verbraucht. Dazu benötigt man 260.000 Megawattstunden Energie, so viel wie eine Stadt mit 150.000 Einwohnern.

Um alle Schneekanonen mit Wasser zu versorgen, werden Stauseen angelegt.



Wo kommt das Wasser her?

Um den immensen Wasserbedarf zu decken, legt man in allen Skigebieten größere und kleinere Stauseen an, die das Schmelzwasser aus den Gebirgsbächen aufstauen. Damit werden dann die Beschneiungsanlagen versorgt.

Neben diesem krassen Eingriff in das Ökosystem der Landschaft, fehlt den Flüssen des Gebietes das aufgestaute Wasser. Seit der Einführung der Schneekanonen führen Flüsse und Bäche zirka 70 Prozent weniger Wasser. Das ist schlecht für das ökologische Gleichgewicht und die Lebewesen in den Gewässern.

Anders als der hier abgebildete Naturschnee, ist Kunstschnee völlig kugelförmig.


Ausmaß des Schadens

Kunstschnee hat keine hexagonale, also sechseckige Form wie Naturschnee, sondern seine Flocken sind rund. Deshalb hat er eine viel höhere Dichte und bleibt länger liegen, weil er nicht so schnell schmilzt. Die Pflanzen darunter haben deshalb nicht genügend Zeit sich zu regenerieren. Das ganze Ausmaß erkennt man dann im Sommer. Die grünen Hänge von einst sind nun immer öfter braun.

Ist uns unser Wintersportvergnügen wirklich einen solchen Eingriff in die Natur wert? Was meit ihr? Schreibt uns eure Kommtenare!



18.02.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Vorschau & Schneekanone: Caliponte (GNU1.2, cc-by-sa 3.0), Propeller: D-Kuru/Wikimedia Commons (cc-by-sa 2.0, 3.0), Schneelanze: (pd), Speichersee: böhringer friedrich (cc-by-sa 2.5), Schneefloken: Wilson Bentley (pd)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt