Ringen voller Körpereinsatz auf der Matte

Wer zum ersten Mal einen Ringkampf sieht, dem kommt das Gebaren der beiden Ringer wahrscheinlich etwas komisch vor. Die beiden Kontrahenten umschlingen sich und halten sich fest, ohne dass der ungeübte Beobachter einen Sinn in den Aktionen erkennt. Doch die Ringer schuften schwer auf der Matte und ihre Attacken sind gut durchdacht.

Schon die antiken Griechen haben gerungen, was diese Figur belegt.

Sport aus der Antike

Das Ringen existiert bereits seit der Antike. Schon bei den ersten Olympischen Spielen 776 v. Chr. war die Sportart dabei. Sie gehörte auch zum antiken Fünfkampf. Damals traten die Sportler noch nackt im Ring an. Sieger war der, der den Gegner zuerst dreimal auf den Boden geworfen hatte.

Der Begriff Gymnasium, der damals die Sportstätten bezeichnete, kommt vom Wort Nacktheit, da Sport generell nackt betrieben wurde. Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 gehört Ringen zum festen Programm bei Olympia. Seit dem Jahr 2000 gibt es auch einen Wettbewerb für Frauen. Das Ringen ist in vielen Ländern wie China, Japan oder der Türkei, ein traditioneller Volkssport.

Die Regeln des Ringens heute

Das Ziel beim Ringen ist es, den Gegner mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen. Schafft man einen solchen Schultersieg, hat man den Kampf sofort gewonnen. Außerdem gibt es ein Kampfgericht, das für Griffkombinationen Punkte vergibt. Wird der Kampf nicht durch einen Schultersieg entschieden, zählen die erreichten Punkte.

Um den Gegner auszuhebeln und auf die Matte zu bringen, verwendet der Ringer Würfe, Schleudern und Hebel. Dagegen sind Tritte, Schläge, Stöße und das Würgen des anderen nicht erlaubt. Für Regelverstöße gibt es Verwarnungen und Disqualifikationen. Die Ringer werden in die Gewichtsklassen 55, 60, 66, 74, 84, 96 und 120 Kilogramm eingeteilt, damit es zu keinen unfairen Wettkämpfen kommt.

Der Mattenrichter leitet den Kampf.



Das neue Reglement

Seit 2005 gilt ein neues Reglement für den Kampfablauf. Gerungen wird nun in drei Runden zu je zwei Minuten. Man hat den Kampf gewonnen, wenn man zwei Runden für sich entscheidet. Mit einem Schultersieg ist der Kampf nach wie vor sofort vorbei.

Außerdem kann man eine Runde vorzeitig beenden, indem man zwei 3-Punkte-Wertungen oder eine 5-Punkte-Wertung erzielt. Zudem gewinnt man eine Runde, sobald man sechs Punkte Vorsprung erreicht hat. Das neue Reglement soll den Kampf schneller und für die Zuschauer attraktiver machen, da die Sportler schneller reagieren müssen, um sich zu verteidigen und die Runde nicht zu verlieren.

Der Bodenkampf beim griechisch-römischen Stil.

Griechisch-Römisch

Eine der beiden Stilarten beim Ringen ist der griechisch-römische Stil. Hier kann man gut das Erbe der Antike erkennen. Bei diesem Stil gilt nur der Oberkörper ab der Gürtellinie als Angriffsfläche, das heißt, man darf die Beine nicht angreifen. Eine Runde setzt sich hier aus einer Minute Standkampf, bei dem man versucht, den Gegner aus dem Stand zu Boden zu bringen, und zweimal 30 Sekunden Bodenkampf, wobei man schon vom Boden aus startet, zusammen.

Beim Bodenkampf ist jeder Ringer einmal der Obermann. Das heißt, er ist in Oberlage und kann Punkte erzielen. Schafft er dies in seinen 30 Sekunden nicht, bekommt der andere Kämpfer für seine Verteidigung einen Punkt. Obermann ist derjenige zuerst, der im Standkampf mehr Punkte hatte.

Beim Freistil dürfen auch die Beine angegriffen werden.



Freistil-Ringen

Der zweite Stil im Ringen ist der Freistil. Hier gilt der ganze Körper als Angriffsfläche, also werden auch die Beine attackiert. Es gibt keine Bodenlage, sondern es wird einfach gerungen. Gibt es nach dem Ablauf einer Runde keine Wertung für beide Kämpfer, wird der aktivere Ringer vom Kampfrichter bestimmt.

Er ist derjenige, der während des Kampfes mehr Aktionen gebracht hat. Er darf nun das Bein des Gegners greifen und hat 30 Sekunden Zeit, einen Punkt zu machen. Dieser wiederum muss versuchen dass zu verhindern, oder sogar selbst zu Punkten. Macht der Angreifer keinen Punkt, gewinnt der Verteidiger die Runde.

Ausrüstung und Matte

Der Ringer trägt einen speziellen Ringeranzug, der elastisch und möglichst eng anliegend ist. So kann der Gegner sich nicht an der Kleidung festhalten. Bei Wettkämpfen sind die Anzüge unterschiedlich gefärbt, um die Kämpfer besser auseinander halten zu können. Die Schuhe der Ringer sind leicht und flexibel. Außerdem hat jeder Sportler beim Ringen ein Taschentuch.

Wenn er anfängt zu bluten kann er damit versuchen, die Blutung zu stoppen. Ein Kopfschutz ist nicht Pflicht, wird aber von einigen Ringern getragen, um die Ohren zu schützen. Gerungen wird auf Gummimatten, auf denen der Ring aufgezeichnet ist. Er ist kreisförmig und hat einen Durchmesser von neun Metern. Bei Wettkämpfen ist die Matte meist auf einem kleinen Podium aufgebaut.

Ein Ringer wirft seinen Kontrahenten nach hinten.

Mannschaftswettkämpfe

Neben den Einzelwettkämpfen treten auch ganze Mannschaften gegeneinander an. Jedes Team stellt pro Gewichtsklasse zwei Kämpfer auf, denn es wird in beiden Stilarten gerungen. Man ringt allerdings fünf Runden, von denen man für den Sieg drei gewinnen muss.

Die gewonnenen Runden werden für das Gesamtergebnis am Ende zusammengezählt. Bei einem Schultersieg, bei Aufgabe oder einer Disqualifikation wird der Kampf mit 4:0 gewertet. Sollten beide Ringer disqualifiziert werden, gibt es keine Punkte für den Kampf. Bei Olympia gibt es allerdings keine Mannschaftswertung.

Ringen bei Olympia

Auch bei den Olympischen Spielen in London wird wieder gerungen. Insgesamt gibt es 18 Wettkämpfe. Während die Herren in allen Gewichtsklassen sowohl im Freistil, als auch griechisch-römisch ringen, treten die Damen nur im Freistil an. Bei ihnen gibt es die Gewichtsklassen 48, 55, 63 und 72 Kilogramm.  

08.08.2008; Text: Jan Wrede; Bilder: Wikipedia, Mattenrichter: David Monniaux (GNU), antike Figur: Matthias Kabel (GNU)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt