Freigabe für Olympia Fußballvereine gegen IOC

Die beiden brasilianischen Bundesligaprofis Rafinha und Diego sind für die Olympischen Spiele in Peking nominiert. Doch ihre Vereine wollen sie nicht an diesem Großereignis teilnehmen lassen. Deshalb streiten sich Vereine, Verbände und das IOC seit einiger Zeit um die Freigabe von Spielern für Olympia. Doch nun scheint der Streitfall endlich gelöst.

Im Nationalstadion von Peking soll das Finale des Turniers ausgetragen werden.

Das Olympische Fußballturnier

Schon seit dem Jahr 1900 wird bei Olympia ein Fußballturnier ausgetragen. Allerdings ist dieses Turnier international bei weitem nicht so angesehen wie die Welt- oder Europameisterschaften. Deshalb schicken die meisten Mannschaften auch nicht ihre Superstars zu den Spielen. Außerdem liegt das Turnier zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Die meisten Ligen in Europa beginnen zu dieser Zeit. Die Mannschaften wollen natürlich auch nicht auf ihre Spieler verzichten.

Diego und Rafinha sind für den Olympakader Brasiliens nominiert.



Diego und Rafinha

Aus der Bundesliga sind unter anderen die beiden Brasilianer Rafinha von Schalke 04 und Diego von Werder Bremen für das brasilianische Olympia-Team nominiert. Die Saison 2008/09 der Bundesliga in Deutschland beginnt allerdings schon am 15. August, also während der Olympischen Spiele. Dennoch wollen sich die beiden ihren lang ersehnten Traum von Olympia erfüllen. Auch der Trainer Brasiliens Carlos Dunga rechnet fest mit den beiden Leistungsträger. Rafinha spielt auf der Position des rechten Verteidigers, Diego ist im zentrale Mittelfeld zu Hause.

Was ist der Streitpunkt?

Die Vereine der beiden Brasilianer, Schalke 04 und Werder Bremen, wollen ihnen die Teilnahme an den Spielen jedoch nicht ermöglichen. Zu internationalen Einsätzen benötigt jeder Spieler eine Freigabe seine Vereins. Und diese bleibt Rafinha und Diego verwährt. Die beiden Vereine wollen während der Vorbereitung und der Anfangsphase der Bundesliga nicht auf ihre wichtigen Spieler verzichten. Außerdem haben sie Angst, dass sich die Leistungsträger während eines Spiels bei Olympia verletzen könnten. Dann fielen sie möglicherweise für Monate aus. Deshalb sind die beiden Vereine im Streit mit dem Internationale Olympischen Komitee (IOC), das für die Abwicklung der Spiele verantwortlich ist.

Rafinha zerstritt sich mit seinem Verein Schalke 04.

Turbulenzen auf Schalke

Weil die Schalker unter keinen Umständen ihren Verteidiger Rafinha freigeben wollen, kam es zu heftigen Streitigkeiten. Angeblich wurde ihm sogar gedroht, verkauft zu werden. Rafinha jedoch blieb vom Training fern und flog ohne Freigabe zur brasilianischen Mannschaft zur Vorbereitung. Die Schalker warfen ihm nun Vertragsbruch vor, was ihm eine Strafe von bis zu 25.000 Euro pro verpassten Trainingstag einbringen könnte. Sowohl der Verein als auch der Spieler beharrten auf ihrem Recht und lieferten sich eine tagelange Schlammschlacht in den Medien.

Bremen lässt es ruhig angehen

Während auf Schalke heftig gestritten wurde, versuchte man bei Werden Bremen, den Konflikt in Ruhe zu lösen. Man zog sich rechtzeitig mit Diego aus den Medien zurück und beriet zusammen über eine Lösung. Die Bremer wollten auf Diego zwar nicht verzichten, aber auch die internationalen Regeln befolgen und ihren Spieler nicht zu unrecht einschränken. Deshalb einigte man sich, auf eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS zu warten. Um die Vorbereitung dennoch nicht zu verpassen, reiste Diego ebenfalls ohne Freigabe zur brasilianischen Olympiaauswahl.

Blatter klärt auf

Noch bevor der Gerichtshof zu einer Entscheidung gekommen war, schaltete sich endlich der Internationale Fußballverband ein. FIFA-Präsident Sepp Blatter erklärte, dass ein Verein verpflichtet ist, Spieler unter 23 für Olympia freizugeben. Da Rafinha (22 Jahre) und Diego (23 Jahre) damit genau diese Anforderung erfüllen, müssen sie auch freigegeben werden. Blatter meinte weiter, dass es dem Geist der olympischen Bestimmung widerspricht, wenn man die beiden an der Teilnahme hindert. Außerdem sollte man den jungen Spielern eine Chance geben, ihren Traum von Olympia zu verwirklichen.

Darf Diego trotz des Urteils des CAS bei Olympia spielen?



Das Urteil

Trotz der aufklärenden Worte des FIFA-Präsidenten beharrten Schalke und Bremen jedoch weiterhin auf ihr Recht und warteten begierig auf das Urteil des Sportgerichtshofes. Am Mittwoch, den 06. August kam dann der CAS endlich zu einem Ergebnis. Demnach sind Schalke und Bremen nicht verpflichtet, ihre beiden Spieler freizustellen. Damit hat das Gericht FIFA-Präsident Blätter überstimmt, der entsprechend enttäuscht reagierte. Trotz des eindeutigen Urteils ist nicht sicher, ob die Vereine auf die Rückkehr von Diego und Rafinha bestehen. Die Spieler haben den Großteil der Vorbereitung der Vereine verpasst. Deshalb wäre es unsinnig, wenn man die beiden im letzten Moment zurückbeordern würde. Sie müssten sich erst wieder in die Mannschaft eingewöhnen und sich neue Spielsysteme aneignen.

Also können sich die Zuschauer möglicherweise doch auf die Bundesliga-Stars Diego und Rafinha freuen.

06.08.2008; Text: Jan Wrede; Bilder: Wikipedia, Rafinha: Elena Ellenbrock (GNU), Diego & br. Nationalmannschaft: Florian K. (GNU)

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