Das Olympia-Fazit Gewinner, Tragödien und Kurioses

Am Sonntag beendete IOC-Chef Jacques Rogge die Olympischen Winterspiele 2010 im kanadischen Vancouver. 17 Tage Wintersport gingen damit zu Ende. Die Spiele erzählten viele schöne, aber auch einige traurige Geschichten. Wir ziehen Bilanz.

Auf der schnellsten bahn der Welt verunglückte Rodler Nodar Kumaritaschwili tödlich.


Der Schock zum Auftakt

Gleich am ersten Olympiatag passierte das schlimmste, was man sich vorstellen konnte. Beim Trainingslauf flog der erst 21-jährige Rodler Nodar Kumaritaschwili aus Georgien aus dem schnellsten Eiskanal der Welt. Er prallte gegen einen Stahlpfosten, der nicht ausreichend gesichert war und verunglückte tödlich.

Die Kritik an der für viele zu schnellen und zu gefährlichen Bob- und Rodelbahn hielt die ganzen Spiele über an. Immer wieder stürzten Fahrer. Der Schweizer Bobfahrer David Schmid verzichtete deswegen auf seinen Start. Trotzdem schafften es vor allem die Deutschen auf der Bahn Gold zu sammeln. André Lange wurde mit seiner vierten Goldmedaille der erfolgreichste Bobpilot der Geschichte.


17 Tage lang loderte das Olympische Feuer über Vancouver.



Kanada jubelt

Schon zwei Mal wurden Olympische Spiele auf kanadischem Boden ausgetragen. Doch weder 1976 in Montreal noch 1988 in Calgary konnten kanadische Sportler eine Goldmedaille gewinnen. Alexandre Bilodeau brach im Freestyle-Skiing den Bann. Es begann ein Goldregen für die Kanadier, wie sie ihn noch nie erlebt hatten.

Bilodeau ist Kanadas erster Olympiasieger bei Spielen im eigenen Land.


Insgesamt 26 Medaillen, darunter 14 goldene, konnte die kanadische Mannschaft am Ende sammeln. Damit lag sie im Medaillenspiegel auf Rang 1. Am Sonntag wurde dem kanadischen Freudentaumel noch die Krone aufgesetzt. Mit einem 3:2-Sieg im Eishockey über den Erzrivalen USA gelang den Gastgebern ein weiterer prestigeträchtiger Erfolg.

Deutsche Erfolge

Für das deutsche Olympiateam waren die Olympischen Spiele in Vancouver sehr erfolgreich. Mit 10 goldenen, 13 silbernen und 7 bronzenen Medaillen belegte Deutschland Rang 2 im Medaillenspiegel, noch vor den USA und Russland.

Dennoch sind einige Mannschaftsteile nicht sehr zufrieden. In den angesagten, jungen Sportarten wie Freestyle oder Snowboarding ist man den Podestplätzen noch meilenweit entfernt. Die größte Entäuschung sind sicherlich die Biathlon-Herren, die keine einzige Medaille erringen konnten.

Biathletin Magdalena Neuner freute sich über zwei Gold- und eine Silbermedaille.



Umso besser lief es bei den Damen. Magdalena Neuner war mit zwei Olympiasiegen und einer Silbermedaille Deutschlands erfolgreichste Athletin und wurde zum Shooting-Star der Spiele. Die beiden Olympiasiege von Maria Riesch hatten viele erhofft, so richtig daran geglaubt hatten nur wenige. Es gab auch Überraschungssieger, wie die erst 20-jährige Viktoria Rebensburg mit ihrer Goldmedaille im Riesenslalom. Rodler Felix Loch wurde mit ebenfalls 20 Jahren jüngster Olympiasieger aller Zeiten.

Kuriositäten

Ein bitterer Fehler seines Trainers kostete dem Niederländer Sven Kramer die Goldmedaille über 10.000 Meter Eisschnelllauf. Dieser wies ihm nämlich fälschlicherweise die Innenbahn zu. Obwohl Krämer ganze vier Sekunden Vorsprung hatte, wurde er wegen dieser Unachtsamkeit seines Coaches nachträglich disqualifiziert. Über Gold freut sich nun der Koreaner Lee.

Der Weltbeste wurde wegen seines Trainers disqualifiziert: Sven Kramer.


Aufmerksamkeit bekamen auch die Außenseiter. Kwame Nkrumah-Acheampong war der erste Skifahrer aus Ghana, der sich für Olympia qualifizierte. Er nennt sich selbst Schneeleopard und trainierte in einer Halle, weil es in Ghana nie schneit. Er wurde 47. im Slalom. In der selben Disziplin startete Hubertus von Hohenlohe aus Mexiko. Er ist bereits 51 Jahre alt und damit der älteste Olympiateilnehmer.

Erst in vier Jahren gibt es die nächste Winterolympiade. Dann ist Sotschi in Russland Gastgeber. Auch dann werden uns die Olympiasieger begeistern und Exoten erheitern, denn davon lebt Olympia.



01.03.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Flagge: Makaristos (pd), Eiskanal: Uncleweed (cc-by-sa 2.0), Feuer: Kane Farabaugh (pd), Bilodeau: Duncan Rawlinson (cc-by-sa 2.0), Neuner: Moonwalker Dan (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Kramer: Bjarte Hetland (GNU 1.2, cc-by-sa 2.5, 3.0) 

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