Britta Steffen - Der deutsche Schwimm-Star bei Olympia
Am 15. August ging ein Traum in Erfüllung: Die deutsche Schwimmerin Britta Steffen siegte bei den Olympischen Spielen in Peking über 100 Meter Freistil. In 53,12 Sekunden gewann sie das Finale mit einem unglaublichen Endspurt: auf halber Strecke war sie noch das Schlusslicht gewesen.
Während sie am gleichen Tag den Einzug ins Finale mit der 4x100 Meter-Staffel um nur vier Zehntelsekunden verpasste, holte sie am 17. August erneut Gold. Die 50 Meter Freistil legte sie in nur 24.06 Sekunden zurück und stellte dabei einen neuen Olympia- und Europarekord auf.Damit errang die 24jährige das erste Gold für deutsche Schwimmer seit den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona. Für Britta Steffen ist es das Happy End dieser Olympischen Spiele, für die angeschlagene deutsche Schwimm-Mannschaft eine Ehrenrettung.
Trotz oder gerade wegen ihrer Siege denkt Britta Steffen darüber nach, ihre Schwimmkarriere zu beenden. Doch lest selbst, wie alles begann:
Ihre Karriere
Geboren wurde sie am 16. November 1983 in Brandenburg, in Schwedt an der Oder in der Uckermark. Mit zwölf Jahren ging sie weg von ihrem Elternhaus ins Sportinternat nach Potsdam um sich voll und ganz dem Schwimmen zu widmen. Lange war dieser trainingsintensive Sport alles in ihrem Leben.
1999, mit 16 Jahren, machte sie international auf sich aufmerksam, als sie bei der Junioreneuropameisterschaft sechs Titel holte. Damit hatte sie der Fachwelt bestätigt, dass sie nicht umsonst als größtes Talent des deutschen Schwimmsports galt. Überall wurde sie als Nachfolgerin von Franziska van Almsick gehandelt.
Mit 17 Jahren war sie bei ihren ersten Olympischen Spielen in Sydney gemeldet, doch dort erlebte sie auch ihre erste große Enttäuschung: Sie durfte nur als Vorlaufschwimmerin in der Staffel schwimmen. Zu wenig für die ehrgeizige Sportlerin.
Um noch konzentrierter zu arbeiten, war sie zum Berliner Klub SG Neukölln in die Trainingsgruppe von Franziska van Almsick gewechselt. Doch auch dort konnte sie trotz ungeheueren Trainingsaufwands nicht die gesteckten Ziele erreichen. Irgendwie, so meint die Schwimmerin heute, fehlte ihr die richtige Einstellung zu sich selbst. Verletzungen kamen dazu und warfen sie immer wieder zurück.
Optimale körperliche Voraussetzungen
Dabei heißt es, sie habe für eine Schwimmerin die körperlich optimalen Voraussetzungen: mit 1,80 Meter die optimale Größe, schlank gebaut und ihre Arme und Beine entsprechen den optimalen Last-Hebel-Verhältnissen. Und auch ihr Ehrgeiz und Fleiß stimmten, denn sie trainierte wie eine Besessene. Aber auch das verhalf ihr in den Jahren nach ihren ersten Erfolgen in der Jugend nicht zu den erhofften Ergebnissen bei den großen Wettkämpfen. Sie setzte sich immer mehr unter Druck.
Selbst das härteste Training half ihr nicht, ihre Leistungen noch zu steigern frustriert stieg Britta Steffen aus und tauchte sozusagen ab. Nach den für sie enttäuschenden Olympischen Spielen 2004 in Athen sagte sie dem Schwimmen Ade. Sie suchte Hilfe bei einer Psychologin, von der sie sich betreuen ließ. Sie begann ein Leben neben dem Schwimmsport und fing ein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Umwelttechnik an, ging abends auch mal aus und änderte auch ihre Einstellung zu sich selbst: Schwimmen war wichtig, doch Siegen und Leistung nicht mehr alles in ihrem Leben.
Krise und Wandel: Schwimm-EM 2006
Erst 2006 tauchte sie wieder bei Wettkämpfen auf. Bei den deutschen Meisterschaften im Juni 2006 schwamm sie einen deutschen Rekord und ließ aufblitzen, dass nun wieder mit ihr zu rechnen sei. Die Behandlung habe ihr geholfen, ihre Leistungsfähigkeit im entscheidenden Moment auch abrufen zu können und an sich zu glauben, sagte sie in einem Interview. Sie könne nun viel befreiter schwimmen. Die Ergebnisse bestätigten dies:
Weltrekord in der 4 x 100-Meter-Freistilstaffel in 3:35,22 Minuten. Dabei schlug Britta Steffen als schnellste Schwimmerin in der Fabelzeit von 52,66 Sekunden an. Dann, zwei Tage später: Weltrekord über 100-Meter-Freistil, der Königsklasse in 53,3 Sekunden. Damit unterbot sie die bisherige Bestzeit der Australierin Lisbeth Lenton gleich um 12 Hundertstelsekunden geradezu eine Welt im Schwimmsport.
Einen Tag darauf: Gold und Weltrekord in 7:50,82 Minuten mit der 4 x 200 Meter Freistilstaffel. Und schließlich holte sich Britta Steffen auch noch den Einzel- Europameistertitel über 50m-Freistil in neuem deutschen Rekord von 24,72 Sekunden.
Zum Abschluss der EM in Budapest verpasste die neue deutsche Starschwimmerin ihr fünftes Gold nur knapp und wurde als Schlusschwimmerin der 4 x 100m-Lagenstaffel mit ihren Kolleginnen zweite.
Stress und ein Happy End
Auch vor den Olympischen Spielen in Peking war Steffen zwar körperlich fit, mental jedoch extrem angespannt und unter Druck. Würde sie ihr Ziel olympisches Gold - endlich erreichen?
Sie hat es erreicht, sogar doppelt und wirkte nach ihren Siegen sehr souverän. Jetzt gönnt sie sich erstmal eine Auszeit und denkt im Urlaub darüber nach, ob sie weiterhin Leistungsschwimmerin bleiben möchte oder nicht.
-ab/lm-18.08.2008 Text / Foto: www.olympiateam2008.de
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