Surrealismus
Schmelzende Uhren in einer kargen Mondlandschaft, Elefanten mit Spinnenbeinen, Fische, die Tiger fressen merkwürdige Dinge begegnen uns in den Bildern des surrealistischen Malers Salvador Dalí. Fremdartig und unwirklich erscheinen sie dem Betrachter, eben surreal: wie Bilder in einem Traum.
Was ist Surrealismus?Als Surrealismus bezeichnet man eine Strömung in Literatur, Malerei, Film und Fotografie, die um 1920 in Paris entstand.
Der Begriff Surrealismus kommt aus dem Französischen und setzt sich aus den Wörtern sur (sprich: sür = über) und réalisme (= Wirklichkeit, Realismus) zusammen. Er bedeutet also wörtlich: über der Wirklichkeit.
Ziel der Surrealisten war es, eine übergeordnete Wirklichkeit zu schaffen, die über das, was wir sehen, hinausgeht und auch Unbewusstes und Traumhaftes einschließt.
Sie wollten in ihren Kunstwerken nicht nur das darstellen, was wir sehen und kennen, sondern auch Träume, Visionen, Unwirkliches und Fantastisches. Dabei ließen sie sich von spontanen Gefühlen und Stimmungen leiten.
Neue Mal- und Schreibtechniken: Automatismus, Frottage, Grattage
Um die Gesetze von Logik und Vernunft außer Kraft zu setzen, erfanden die Surrealisten die Technik des spontanen Malens oder Schreibens (Automatismus).
Dabei folgt der Künstler nur seiner spontanen Eingebung, wenn er Worte oder Farben aufs Papier bringt, damit sich das Unbewusste ohne Kontrolle durch den Verstand äußern kann. Assoziationen, Bilder und Gedanken, die bei der Arbeit aufsteigen, sollen ungefiltert ins Kunstwerk einfließen.
Die Surrealisten wagten sich auch an neue Bildformen und -techniken heran. So entwickelte der Maler Max Ernst die Techniken der Frottage und Grattage.
Bei der Frottage wird Papier auf eine strukturierte Oberfläche wie zum Beispiel Holz gelegt. Anschließend wird die Maserung mit einem weichen Bleistift auf das Papier durchgerieben.
Bei der Grattage trägt der Künstler die Farbe in mehreren Schichten übereinander auf und kratzt sie dann wieder von der Leinwand, sodass neue Farbmuster entstehen.
Beliebt war auch die Collage, die Georges Braque und Pablo Picasso 1911/12 entwickelt hatten. Dabei werden unterschiedliche Materialien wie Papierschnipsel, Tapetenstücke, Stoff, Holz oder Draht bearbeitet und zu einem Bild zusammengeklebt.
Vertreter des Surrealismus
Begründet wurde der Surrealismus in Frankreich von einer Künstlergruppe, zu der neben französischen Schriftstellern wie André Breton, Paul Eluard und Louis Aragon auch der deutsche Maler Max Ernst gehörte. Breton veröffentlichte 1924 das Manifest des Surrealismus, in dem er die neue Bewegung in der Kunst vorstellte.
Eine erste Ausstellung surrealistischer Kunst fand 1925 in Paris statt. Zu den Künstlern, die dort vertreten waren, gehörten auch Pablo Picasso, Paul Klee und Man Ray, der als Fotograf berühmt wurde.
In der surrealistischen Malerei unterscheidet man zwei Stilrichtungen: Maler wie Salvador Dalí oder René Magritte stellten nicht zusammengehörende Dinge und Formen in einer naturalistischen Umgebung dar. Andere wie Joan Miró malten völlig abstrakt.
Der Surrealismus war eine weltweite Strömung, surrealistische Künstlergruppen bildeten sich in vielen Ländern Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten Maler wie Dalí und Max Ernst den Surrealismus auch in Amerika bekannt.
Vorläufer des Surrealismus
Anregungen bezogen die Surrealisten von der deutschen Romantik. Auch die Dichter der Romantik wie zum Beispiel Novalis suchten nach einem neuen Zugang zur Wirklichkeit und bezogen Traumhaftes, Unwirkliches und Unbewusstes in ihre Werke mit ein.
Der direkte Vorläufer des Surrealismus ist der Dadaismus. 1916 in Zürich gegründet, entfaltete der Dadaismus eine große Wirkung auf die zeitgenössischen Künstler.
Die Herkunft des Begriffes ist unklar: Das französische Wort dada bedeutet Steckenpferd, dada könnte aber auch einfach der Babysprache entnommen sein. Denn das Wort steht für Kindlichkeit, Ursprünglichkeit und Rückbesinnung auf die Anfänge der Kultur.
Dadaistische Künstler rebellierten gegen alles Bestehende: gegen die Gesellschaft, gegen die Tradition, gegen eine von Vernunft und Logik bestimmte Welt. Sie wollten daher auch keine neue Kunstrichtung mit neuen Regeln begründen.
Ihr Ziel war, dem Spielerischen und Absurden, dem Zufälligen und Willkürlichen einen Platz in der Kunst zu geben.
-ed- 05.03.12
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