Die Eremitage in St. Petersburg Kunst im Zarenpalast

Mit seinen mehr als 1000 Sälen und über 60.000 ausgestellten Kunstwerken in den Archiven lagern darüber hinaus 3 Millionen Objekte, gehört die St. Petersburger Eremitage zu den größten Kunstmuseen der Welt. Ihr Name Eremitage bedeutet eigentlich Einsiedelei wurde ursprünglich für im Vergleich zum Hauptschloss einfacher gehaltene Landhäuser oder Nebenschlösschen verwendet.

Foto: Die Diplomatentreppe im Inneren der Eremitage.

Doch Schlichtheit und Einsamkeit sucht man hier vergeblich. Während die umfangreiche Kunstsammlung in den prunkvollen Schlössern zunächst nur für das direkte Umfeld des Zaren zugänglich war, öffnete dieser seine Schätze 1852 erstmals einem ausgewählten, adeligen Publikum. Heute drängen sich Besuchermassen an der Kasse.

Von der Kunstsammlung der Zaren zum sozialistischen Beutekunstarchiv

Foto: Winterpalast von außen

Das Hauptgebäude des heutigen Museums, der Winterpalast wurde 1711 erstmals errichtet, danach dreimal abgerissen und durch repräsentativere Bauten ersetzt. Nach einem Brand 1837 musste er wieder komplett erneuert werden.


Foto: Die Eremitage liegt direkt am Fluss Neva.


Zarin Katharina die Große begann ab 1764 damit, Kunstgegenstände zu kaufen und das Schloss damit zu bestücken. Die Sammlung erweiterte sich kontinuierlich so dass nach und nach weitere Gebäude dazugebaut werden mussten, um die Schätze präsentieren zu können. Als letztes entstand von 1839 bis 1852 die Neue Eremitage, die von dem deutschen Architekten Leo von Klenze errichtet wurde.


Foto: goldene Kutsche.



Waren die Kunstwerke bisher nur der königlichen Familie und ihren Vertrauten zugänglich, so öffnete Zar Nikolaus I. am 5. Februar 1852 die Sammlung auch für andere russische Adelige. Die Öffentlichkeit konnte nun nämlich durch einen eigenen Eingang in der soeben fertiggestellten Neue Eremitage das Museum betreten und musste nicht durch die Wohnräume des Zaren gehen.

Während in den meisten Ländern Westeuropas 1852 längst der gregorianischen Kalender eingeführt war und man den Tag der Eremitage Eröffnung dort als 17. Februar bezeichnete, orientierte man sich in Russland noch bis 1917 am alten, julianischen Kalender und hinkte deshalb zwölf Tage hinterher.

Nachdem die Sozialisten nach der Oktoberrevolution 1917 die Macht in Russland übernommen und den Zaren gestürzt hatten, öffneten sie das Museum für Jedermann. Sie brachten dort auch eine Vielzahl von Kunstschätzen unter, die sie russischen Adeligen wegnahmen (enteigneten).

Bild: Hohlbein: Portrait eines jungen Mannes.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eremitage durch die Deutschen schwer beschädigt, wobei jedoch ein Großteil der Kunstwerke in Sicherheit gebracht worden war. Nach dem Krieg schleppte die russische Besatzungsmacht deutsche Kunstgegenstände in die Eremitage noch heute lagert solche Beutekunst dort und ist immer wieder Thema politischer Verhandlungen.

Besucheransturm und Geldnot - Die Eremitage heute

Heute ist die Eremitage ein Anziehungspunkt für Kunstliebhaber aus aller Welt. Drei bis vier Millionen Besucher strömen jährlich durch die Hallen. Dabei leidet das Museum unter akuter Geldnot. Das Staat gibt zu wenig für die Erhaltung und Sicherung des Bestandes aus. Viele der Mitarbeiter erhalten so niedrige Löhne, dass sie auf Nebenjobs angewiesen sind um zu überleben.

Erst im August 2006 wurde bekannt, dass über 200 Kunstwerke wie Schmuckstücke und Ikonen verschwunden sind wahrscheinlich in den Taschen von Museumsmitarbeitern. Da die Archive nur teilweise katalogisiert sind und von vielen Gegenständen nicht einmal ein Foto existiert, fällt es gar nicht auf, wenn etwas verschwindet oder durch eine Kopie ersetzt wird.

1990 erklärte die UNESCO das historische Zentrum von Sankt Petersburg und mit ihm die Eremitage zum Weltkulturerbe. Europäische und amerikanische Museen arbeiten mit der Eremitage zusammen und unterstützen sie finanziell, doch all das scheint nicht auszureichen.

Kunstschätze der Eremitage

 

Bild: Van Gogh:Bauernhütten in Auvers.

In der 120 Räume umfassenden Gemäldegalerie der Eremitage gibt es Werke weltberühmter Maler wie Rembrandt, Rubens, Matisse, Gauguin und Picasso zu sehen. Mehr als 2000 Plastiken, darunter solche von Michelangelo und Rodin werden ausgestellt. In den archäologischen Sammlungen befinden sich Gegenstände aus der Antike, dem Orient, aus der russischen und europäischen Geschichte sowie eine große Zahl von Münzen aus verschiedenen Epochen.

Außerdem werden Schmuckstücke und Juwelen, Teppiche, Porzellan und Ikonen (russisch-orthodoxe Heiligenbilder) und Kleider präsentiert. Allein von Zar Peter dem Großen sind über 300 Gewänder erhalten.

Und noch etwas ganz Unerwartetes gibt es in der Eremitage zu bestaunen: Katzen. Rund 50 Stubentiger, darunter auch edle Perserkatzen wohnen hier. Schon seit 250 Jahren werden die Tiere im Museum gehalten um Mäuse zu verjagen, die den Gemälden Schaden zufügen könnten. Und immer wieder bringen Bürger Findelkätzchen ans Schloss, in der Hoffnung, dass diese hier gut gepflegt werden.

Hier findet ihr die offizielle Seite der Eremitage (englisch)

Text: lm 05.02.07, Fotos: GFDL.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt