Das "Bauhaus": Kunst als Gebrauchsgegenstand
Jeder, der sich für moderne Kunst interessiert, kennt das Bauhaus. Die berühmte Hochschule für Gestaltung mit Sitz in Weimar und Dessau war in den 20er Jahren weltweiter Vorreiter in Sachen Architektur und Industriedesign. Seit 1996 gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Logo des Bauhauses
Angefangen hatte alles 1919 in Weimar. Walter Gropius gründete das Staatliche Bauhaus mit dem Ziel, sämtliche künstlerischen Disziplinen unter einem Dach zu vereinigen. Die Nähe zur Praxis und die enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Schülern waren dabei oberstes Gebot. Viele der Dozenten, die Gropius nach Weimar holte, gehören heute zu den berühmtesten Künstlern der Moderne: Wassily Kandinsky, Paul Klee oder Oskar Schlemmer.
Praktische Ausbildung
Das Bauhaus stand im Prinzip jedermann offen. Durchschnittlich waren 150 Studenten aus unterschiedlichsten sozialen Schichten eingeschrieben, darunter auffällig viele Frauen und Ausländer. Die dreieinhalbjährige Ausbildung bestand in erster Linie in der Werkstattarbeit. Dabei mussten alle Bereiche - Weberei, Buchbinderei, Druckerei, Töpferei, Bildhauerei, Wandmalerei, Metall- und Bühnenkunst durchlaufen werden. Für die Begabtesten schloss sich nach erfolgreich absolvierter Gesellenprüfung ein zweijähriges Aufbaustudium zum Architekten an.
Zweckmäßigkeit der Kunst
Die in den Werkstätten hergestellten Gebrauchsgegenstände wurden jedoch nicht nur zu Übungszwecken angefertigt. Alle Arbeiten - vom Löffel bis zum Stahlrohrstuhl - wurden verkauft und die Auszubildenden an den Einnahmen finanziell beteiligt. Nur so konnten sich viele ihr Studium überhaupt leisten. Diese Zweckmäßigkeit der Kunst war dabei etwas ganz Neues. Erstmals wurde nicht nur auf den ästhetischen Wert eines Gegenstands geachtet, sondern vor allem auf seine Funktionalität.
Umzug nach Dessau
Die Verbindung von Kunst und Technik kam im typischen Bauhaus-Stil zum Ausdruck: Es herrschten klare, schlichte Formen vor, die noch heute vielfach das Design von Möbeln, Textilien und Haushaltsgegenständen aller Art prägen. Als architektonisches Paradebeispiel für den Bauhaus-Stil kann das am 4. Dezember 1926 eröffnete Hochschulgebäude in Dessau gelten. Mit seiner nüchtern und kühl wirkenden Fassade aus Stahl und Glas erscheint es noch nach 75 Jahren zeitgemäß.
Industrielle Massenproduktion
Doch nicht jeder schätzte damals die alle Nomen brechende Modernität der Bauhaus-Künstler. 1925 versagte die neue, konservative Landesregierung Thüringens ihre finanzielle Unterstützung, so dass die Kunsthochschule nach Dessau umzog. In der aufstrebenden Industriestadt im heutigen Sachsen-Anhalt konnte man noch einige Jahre ungehindert produzieren.
Die Funktionalität der Kunst war für Bauhaus-Gründer Gropius jetzt noch wichtiger geworden. Man konzipierte Möbel und andere Gebrauchsgegenstände als industrielle Serienprodukte, um einer breiten Käuferschicht den Erwerb guter, günstiger Waren zu ermöglichen. Sogar die Industrie kaufte Lizenzen und stieg in die Massenproduktion mit ein.
Wiederbelebung nach der "Wende"
Das Aus kam 1933 durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Das Bauhaus wurde geschlossen und lag viele Jahrzehnte brach. Erst nach der Wende 1989 erlebte es eine Renaissance und beschäftigte sich vor allem mit der Umgestaltung ehemaliger Industrieregionen und der Stadtentwicklung. Heute ist das Bauhaus Sitz einer Stiftung und wurde aufwendig renoviert.
Nic 03.12.2001 / Stuhl: Marcel Breuer/PD, Logo: Hendrike, Lucano PD; Mewes/PD
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