Sidney Poitier: der erste schwarze Hollywoodstar

Sidney Poitier hatte alles andere als gute Startbedingungen. Er wurde am 20. Februar 1927 in Miami geboren, als seine Eltern von den Bahamas dort zu Besuch waren. Sein Vater war ein armer Bauer, der acht Kinder zu ernähren hatte. Doch Sidney schaffte den Aufstieg vom farbigen Jungen ohne Ausbildung zum gefeierten Hollywoodstar mit Weltruhm.

Sidney kam erst mit elf Jahren in die Schule. Doch schon nach zwei Jahren war seine schulische Laufbahn beendet: Der Vater konnte die Farm nicht mehr halten - es war kein Geld mehr da. So jobbte der Junge, bis er 18 Jahre alt war und sich zur US-Armee meldete. In der Zeit, in der er aufwuchs, war die Trennung zwischen den Afroamerikanern und den weißen Amerikanern noch strikt und kaum zu durchbrechen. Schwarze Amerikaner hatten kaum eine Chance, in die Mittelschicht zu gelangen. Nur im Sport oder auf der Bühne als Sänger oder Musiker konnten Schwarze Karriere machen.

Das American Negro Theatre

Diese Situation hatte sich auch nach dem zweiten Weltkrieg nicht wesentlich geändert. Sidney Poitier entschloss sich nach New York zu gehen und beim "American Negro Theatre" vorszusprechen - ohne Erfolg. Statt als Schauspieler wurde er als Kulissenschieber engagiert. Doch schließlich bekam er Statistenrollen, dann auch kleine Sprechrollen. Ein Regisseur sah Poitier in einer dieser kleinen Rollen und engagierte ihn schließlich für die Rolle des Polydorus in einer Broadway-Inszenierung der "Lysistrata".

Poitier schrieb in seiner Autobiografie, dass er erst durch das Lernen der Textbücher wirklich Lesen lernte. Er arbeitete ständig weiter an sich, ging auf Tournee und wurde schnell bekannt.

Film als Mittel gegen Rassenvoruteile

Seine erste Filmrolle bekam Poitier 1949. Er spielte in "Der Hass ist blind", einem Film über Rassenhass. Sechs Jahre später wurde er mit "Die Saat der Gewalt" weltbekannt. Von Beginn an spielte Poitier in Rollen mit sozialem und politschen Anspruch.

Manche bezeichneten ihn etwas abfällig, als den "Alibi-Schwarze" in einem von weißen dominierten Hollywood - in einer amerikanischen Gesellschaft, in der in den 50er Jahren die Rassenunruhen begannen und sich immer mehr ausbreiteten. Doch Sidney Poitier war mehr. Er brach in seinen Rollen bestehende Tabus: So küsste er als erster farbiger Schauspieler, eine Weiße in einem Film. Er bekam Hauptrollen, in denen er intelligent, menschlich und elegant gegen die Vorurteile der Weißen gegen die Schwarzen anspielte. Natürlich ging das nur, weil es mittlerweile auch Regisseure in Hollywood gab, die gegen die negative Eistellung der Weißen von den Afroamerikanern Filme machten.

Der Oscar für die beste männliche Hauptrolle

Für seinen ersten Oscar wurde Poitier 1958 für die Rolle des Sträflings Noah Cullen in "Flucht in Ketten" nominiert. Auf den Berliner Filmfestspielen brachte ihm seine Darstellung den Goldenen Bären ein, doch der Oscar ging in diesem Jahr nicht an ihn.

1963 ist es schließlich soweit: Für seine Darstellung des Handwerkers Homer Smith in Ralph Nelsons "Lilien auf dem Felde" erhält Poitier als erster schwarzer Schauspieler den ersten Oscar für eine Hauptrolle. (1939 hatte die farbige Schauspielerin Hattie McDaniel für die beste weibliche Nebenrolle in "Vom Winde verweht" einen Oscar erhalten).

Poitier als Detektiv Virgil Tubbs

Beliebt war Poitier in der Rolle des Detektiv Virgil Tibbs, in "In der Hitze der Nacht" und den Folgefilmen ("Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs" 1969; "Die Organisation" 1971). Die Rolle des Gegenspielers übernahm jeweils Rod Steiger, als fanatisch-bornierter Polizeichef. Die beiden müssen in einem Mordfall zusammenarbeiten und könnten gegensätzlicher nicht sein. Doch aus der anfänglichen Abneigung wird allmählich Achtung. Auch in diesem Film geht es um den Kampf gegen die rassischen Vorurteile. Ähnlich wie in "Rat mal, wer zum Essen kommt" von 1967. Ein weißes gut situiertes Ehepaar, gespielt von Spencer Tracy und Katharine Hepburn, ist baff erstaunt, als ihre Tochter ihren Verlobten präsentiert, den schwarzen Sidney Poitier!

Regisseur, Autor und ein Ehrenoscar

Ab den 70er Jahren überahm Poitier auch die Regie in zahlreichen Produktionen. Sein Regiedebut gab er in "Der Weg der Verdammten". In über 40 Filmen stand Poitier vor der Kamera. Zu seinen letzten Arbeiten gehörte der Computer-Thriller "Sneakers - Die Lautlosen" (1992) und die Rolle von Nelson Mandela in dem amerikanischen Fernsehfilm "Mandela and De Klerk" (1996). Vor zwei Jahren wurde Sidney Poitier für seine "herausragende Schauspielkunst, seine einzigartige Erscheinung auf der Leinwand, für Würde, Intelligenz und Stil" mit einem Ehrenoscar ausgezeichnet.

-ab-20.03.04 Text / Fotos: Filmplakat; DVD Cover

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